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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Alyson Noël
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führt, erscheint ein korpulenter Mann, dicht gefolgt von der allgegenwärtigen Fatima.
    Ich lasse meinen Blick an ihm entlangwandern: auf Hochglanz polierte Schuhe, frischgebügelter Anzug, gestärktes weißes Oberhemd, langweilige blaue Krawatte. Mir fällt auf, dass seinen Augen der Glanz fehlt, wie seine Lippen fast in seinem Gesicht verschwinden und wie seine straff frisierten Locken den Lichtschein der Deckenlampe förmlich abzustoßen scheinen.
    »Wie schön, dass du aufgewacht bist, Daire.« Er gibt Fatima ein Zeichen, den Schreibtischstuhl neben das Bett zu stellen, wo er seine schwere, schwarze Ledertasche abstellt, bevor er sich häuslich niederlässt. Nachdem er Jennika beiseitegeschoben hat, holt er sein Stethoskop hervor und zerrt an meiner Bettdecke herum, um den Lauschangriff auf meinen Brustkorb vorzubereiten.
    Aber bevor er sich ans Werk machen kann, bäume ich mich auf und tue mein Möglichstes, um ihn mir vom Leib
zu halten. »Wollen Sie sich nicht wenigstens vorstellen?«, knurre ich finster. »Das wäre doch nur höflich, meinen Sie nicht?«
    Seine schmalen Lippen verziehen sich zu einem aufgesetzten Lächeln. »Ich bitte um Verzeihung«, erwidert er. »Du hast natürlich Recht. Ich habe meine Manieren vergessen. Ich bin Doktor Ziati. Ich habe dich seit dem Abend behandelt, als es zu dem … Zwischenfall kam.«
    »Zwischenfall ? Ist das Ihre Umschreibung für das, was passiert ist?« Meine Stimme ist ebenso spöttisch wie mein Gesichtsausdruck.
    »Würdest du eine andere Bezeichnung vorziehen?« Er schlägt die Beine übereinander, streicht mit seinen manikürten Fingern über die scharfe Bügelfalte seiner Hose und lehnt sich zurück, als würde er nichts lieber tun, als herumzusitzen und über die richtige Wortwahl zu diskutieren.
    Jennika schüttelt warnend den Kopf – ich soll es nicht darauf ankommen lassen und ihn nicht herausfordern. Ich will ihrem stummen Flehen zwar nachkommen, aber ich kann mir nicht verkneifen, ihn zu fragen: »Wieso sprechen Sie so gut Englisch?«
    Ich beäuge ihn argwöhnisch und sehe, wie die Haut um seine Augen sich durch seine plötzliche Heiterkeit kräuselt, während er seine geraden, blendend weißen Zähne präsentiert, wie man sie hierzulande nur selten zu Gesicht bekommt. Es überrascht mich nicht, als er mir erklärt: »Ich habe in den Vereinigten Staaten studiert – an der University of Pennsylvania, genauer gesagt. Ich wurde hier in Marrakesch geboren. Nach einigen Jahren im Ausland bin ich dann in meine Heimat zurückgekehrt. Ich hoffe, das findet deine Zustimmung?« Er nickt und wartet auf meine Antwort, aber ich zucke nur die Achseln und schaue in die andere
Richtung. »Gibt es sonst noch etwas, was du wissen willst, bevor ich deine Vitalfunktionen überprüfe?« Er wedelt mit seinem Stethoskop herum.
    Offenbar deutet er meinen Seufzer als ein Ja, denn er zieht die Decke ein Stück herunter. Ich zucke zusammen, als das kalte Metall des Stethoskops meine Haut berührt und ich auf seine Anweisung ein paar Mal tief ein- und ausatme. Dann leuchtet er mir mit einem Lämpchen ins Auge, weist mich an, den Mund zu öffnen, drückt meine Zunge mit einem Holzstab herunter und lässt mich A sagen. Schließlich legt er mir zwei Finger an den Hals und fühlt meinen Puls, während er auf seine teure goldene Uhr schaut.
    »Hervorragend«, sagt er und nickt. »Ich nehme an, du hast gut geschlafen?« Er schiebt das Stethoskop in seine Tasche und inspiziert meine Verbände, indem er meine Arme hin und her dreht, ohne sie vorher loszubinden, was mich auf die Palme bringt.
    »Sie wollen wissen, ob ich gut geschlafen habe?« Ich hebe den Kopf und schneide eine Grimasse. »Binden Sie mich los. Auf der Stelle. Dann sage ich Ihnen alles, was Sie wissen wollen.«
    Das unaufrichtige Lächeln, das die ganze Zeit auf seinen Lippen lag, verschwindet, während Jennika an meine Seite eilt und mir beschwichtigend die Schulter tätschelt.
    »Sie können mich nicht einfach festschnallen! Ich habe Rechte, das wissen Sie genau!«, rufe ich, aber meine Worte stoßen auf taube Ohren.
    Doktor Ziati sieht mich nur an und sagt: »Mädchen, hast du überhaupt eine Ahnung, wie du in diese Situation gekommen bist?«
    Allerdings – leuchtende Gestalten, abgeschlagene Köpfe und Krähen – Tausende und Abertausende. Und deswegen blieb mir
nichts anderes übrig, als einen bekannten Nachwuchsfilmstar zu zerfleischen, um mich zu befreien. Sonst noch was?
    Aber natürlich sage ich das nicht,
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