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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Alyson Noël
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besteht unsere Familie aus ihr und mir und einer Gruppe von Menschen, die kommen und gehen.
    Irgendwo gibt es noch eine Großmutter, die ich nie kennen gelernt habe – die Mutter meines Dads. Doch Jennika weigert sich, über sie zu reden. Ich habe nur herausbekommen, dass meine Grandma augenblicklich verschwand, nachdem sie ihren einzigen Sohn verloren hatte. Sie war wie vom Erdboden verschluckt, wie Jennika sagt, und da sie sie nicht erreichen konnte, weiß meine Grandma gar nicht, dass es mich gibt.
    All diese Überlegungen führen zu … nichts. Ich habe keine Ahnung, wer in der Familie wahnsinnig geworden sein
könnte und mir vielleicht irgendeinen Gendefekt vererbt hat, durch den ich ebenfalls wahnsinnig geworden bin. Jennika ist die einzige Angehörige, die ich kenne. Und sie kommt mir zwar oft ziemlich verrückt vor, aber das ist nur normale Verrücktheit und hat nichts mit krankhaften Wahnvorstellungen zu tun.
    Wie jede Mutter hat sie mich immer in erster Linie beschützen wollen, doch ihr verstörter Gesichtsausdruck zeigt deutlich, dass sie sich fragt, ob sie weiterhin dazu in der Lage sein wird.
    Dr. Ziati schaut uns an. Er wirkt vollkommen ruhig und gelassen, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan, als derart welterschütternde Nachrichten zu verkünden. »Ich fürchte, Ihre Tochter braucht dringend Hilfe. Ohne Behandlung wird so etwas nur noch schlimmer. Fürs Erste konnten wir sie zwar stabilisieren, aber das ist nicht von Dauer. Sie sollten sie so schnell wie möglich zurück in die Staaten bringen. Und dort müssen Sie umgehend einen Spezialisten aufsuchen, am besten einen Psychiater. In den letzten Jahren wurden neue, hochwirksame Psychopharmaka entwickelt. Viele Menschen, die unter ähnlichen Störungen leiden wie Daire, können dadurch wieder ein normales, gesundes Leben führen. Mit der richtigen Behandlung, regelmäßigen Therapiesitzungen und vorausgesetzt, sie nimmt die verschriebenen Medikamente ein, hat sie gute Chancen, sich positiv zu entwickeln.«
    Jennika nickt. Ihre Augen sind feucht, ihr Gesicht wirkt völlig erschöpft. Ich ahne, dass sie am Ende ihrer Kräfte ist.
    Bevor wir die Möglichkeit haben, etwas zu erwidern, zieht der Arzt eine Spritze aus der Tasche, tippt die Kanüle an, spritzt ein bisschen von dem Inhalt in die Luft und rammt mir die Nadel in die Armbeuge, woraufhin mein Körper zusammensackt
 – meine Zunge wird schwer und taub und meine Augen werden so müde, dass ich sie nicht mehr offen halten kann.
    Das Letzte, was ich höre, sind Dr. Ziatis Instruktionen für Jennika. »Das müsste eine Weile vorhalten und Ihnen genug Zeit lassen, um zu packen und Reisevorbereitungen zu treffen. Wenn sie aufwacht, geben Sie ihr alle vier Stunden eine von diesen Tabletten, damit Sie den Flug überstehen. Danach müssen Sie dafür sorgen, dass sie die Hilfe bekommt, die sie dringend braucht. Andernfalls fürchte ich, dass die Wahnvorstellungen schlimmer werden.«

Drei

    I m Flugzeug passierte es wieder.
    Als wir etwa ein Viertel des Atlantiks überquert hatten, fielen der armen Jennika vor Erschöpfung die Augen zu, so dass sie das Wecksignal ihrer Uhr überhörte und weiterschlief, bis der vierstündige Rhythmus, in dem sie mir die Tabletten geben sollte, längst überschritten war.
    Schließlich wurde sie von einer zornigen Stewardess wach gerüttelt und über meinen Anfall in Kenntnis gesetzt. Fünf Besatzungsmitglieder und drei Passagiere mussten mich bändigen, als ich tobend und kreischend versuchte, durch den mittleren Notausgang zu stürmen. Mit vereinten Kräften bugsierten sie mich auf einen Sitz und fixierten mich mit Plastikriemen, wie man sie sonst zum Verschließen von Müllsäcken verwendet.
    Ich kann mich an nichts von alldem erinnern, doch wurde mir erzählt, dass man die Piloten über meinen Ausbruch informiert hat und wir nach längeren Debatten und Beratungen fast in Grönland gelandet wären.
    Allerdings weiß ich noch gut, dass wir nach der Landung von sehr aufgebrachten, streng dienstlich wirkenden Mitarbeitern der Fluggesellschaft in Empfang genommen wurden, die uns in einen fensterlosen Raum schoben, wo ich ganz beduselt von den Tabletten an einem Tisch zusammensackte, während Jennika sich tränenreich für all die Unannehmlichkeiten entschuldigte. Das Ganze endete schließlich damit,
dass mir für die nächsten Jahre ein absolutes Flugverbot auferlegt wurde. Obendrein verdonnerten sie uns zu einer saftigen Geldstrafe und sagten, wir sollten
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