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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
Autoren: Sophie Berg
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gelernt hat.
    »Wohin fahren wir?«, wollte ich wissen, als er mir die Tür zu seinem Audi öffnete.
    »Lass dich überraschen!« Sein Lächeln war so zärtlich, dass ich vor Freude und Dankbarkeit hätte aufschreien können. Und so einen Mann hatte ich mir entgehen lassen wollen? War ich denn völlig von Sinnen gewesen?
    Zu meiner Überraschung fuhren wir nicht Richtung Innenstadt. Greg lenkte zügig durch die wenig befahrenen Straßen, das Schild, das das Ende der Stadt anzeigte, ließen wir hinter uns. Ein Wegweiser am Straßenrand, und Greg bog ab. Ein kleines Sträßchen schlängelte sich durch einWaldstück. Ein dunkelgrüner See tauchte vor unseren Augen auf. Daneben ein kleines, weißes Haus mit üppigen Blumen vor den Fenstern. Und einer breiten Terrasse mit Sonnenschirmen direkt am Wasser.
    »Ist es hier nett!« Ich war ehrlich begeistert.
    Greg grinste: »Ich wusste, es würde dir gefallen. Freunde von mir haben dieses Haus letztes Jahr gekauft. Es war ziemlich heruntergekommen. Aber die Lage war einmalig. Sie haben viel Zeit, Liebe und Geld investiert. Und so ist es ihnen gelungen, ein wahres Schmuckkästchen daraus zu machen.«
    »In Übereinstimmung mit den Feng-Shui-Kriterien?«
    »In Übereinstimmung mit den Feng-Shui-Kriterien«, bestätigte er lächelnd. »Wie wäre es denn sonst ein Schmuckkästchen geworden? Und Pauline kocht hervorragend. Jedes Gericht ein wahres Gedicht.«
    Anscheinend hatte sich dieser Geheimtipp schon herumgesprochen. Nur mit Mühe fand Greg noch eine Lücke auf dem gar nicht so kleinen Parkplatz. Die Kennzeichen der Autos zeigten, dass Gäste aus dem gesamten Landkreis gekommen waren.
    »Greg, das ist aber eine Freude, dich wieder einmal hier zu haben.« Der Hausherr kam uns freudig entgegen.
    »Rosi, das ist Michi, Michi, das ist Rosi.« So einfach ging das. Aber Greg war ja auch kein Konsul. Ich musste grinsen.
    »Hallo, Rosi, schön, dich kennen zu lernen. Ich habe euch einen Tisch in der Ecke reserviert.« Er schritt voran auf die Terrasse hinaus. Die Stühle waren bequem, keine typischen Wirtshausgartenstühle, wie ich das erwartet hatte. Auch die Gerichte auf der Speisekarte waren nicht deftig.
    »Pauline hat Schweinsmedaillons mit Pfifferlingen gezaubert, die stehen noch nicht auf der Karte. Und außerdem haben wir ganz frische Forellen.«
    Der Fisch klang verlockend. Zweimal »Müllerin«, bitte. Und dazu einen Sauvignon Blanc. Die Sonne begann, langsam in Richtung Waldsee zu sinken.
    »Hier lässt sich’s aushalten«, ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und fühlte mich wohl, »hier ist alles so friedlich, warm und unkompliziert.«
    »Unkompliziert?«, erkundigte sich Greg. »War dein Leben so kompliziert in den letzten Wochen?«
    Ich nickte nur. Ich hatte keine Lust, so einen Abend damit zu verderben, dass ich ihm von Stefan erzählte. Michi brachte den Wein. Greg ließ ihn im Glas kreisen, roch daran, und dann trank er einen Schluck. Also war auch er ein Weinkenner. Aber er tat nicht so, als würde er den Schluck zerbeißen. Wofür ich ihm äußerst dankbar war. Und Michael wartete auch nicht untertänig auf sein Urteil: »Ein feiner Tropfen, nicht wahr? Diesen Winzer habe ich letzten Sommer auf einer Rundreise durch Oberitalien entdeckt. Ein wahrer Glücksgriff.«
    Der Fisch war köstlich. Der Salat frisch und knackig. Und zum Dessert bestellten wir uns wieder gemeinsam eine gemischte Platte süßer Köstlichkeiten. Wir stellten sie in die Mitte zwischen uns und löffelten in stillem Einvernehmen. Das hätte ich dem Herrn Konsul einmal vorschlagen sollen! Was für ein absurder Gedanke! Greg und ich hatten uns schon einmal eine Dessertplatte geteilt. Damals in Wien – wie lange schien das jetzt schon her zu sein! Damals war es der Auftakt zu einer wunderschönen Nacht gewesen. Doch heute war es anders. Denn so einträchtig wir auch löffelten, so schwierig war phasenweise das Gespräch. Wir hatten unsere Unbefangenheit nicht wieder gefunden. Waren noch vorsichtig. Wussten wohl beide nicht genau, wie es weitergehen würde. Am leichtesten war das Gespräch über unverfängliche Dinge: über die Wahl im Nachbarbundesland, über den neuesten Film mit Johnny Depp, über ein Jazzkonzert, das Greg besucht hatte. Das Wort »Wien« wurde mit keinem Wort erwähnt. Wer hätte auch gewagt, den Anfang zu machen?
    »Ich möchte mit dir tanzen«, sagte Greg unvermittelt.
    Mir blieb fast der Bissen im Hals stecken vor Schreck. Ich war seit mindestens zwanzig Jahren nicht
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