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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
Autoren: Sophie Berg
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    Was hätte ich darauf erwidern sollen?

    Um zwanzig nach zehn erreichten wir den Vorplatz der Kirche. Alles war mit Blumen festlich geschmückt, die zahlreiche Gästeschar war bereits eingetroffen. Der Parkplatz war nahezu voll geparkt. Von Braut und Bräutigam war weit und breit nichts zu sehen, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Sicher würde Hubert seine Claudia erst vor dem Traualtar zu Gesicht bekommen. So wollte es die Tradition. Und Hubert fühlte sich alten Traditionen besonders verpflichtet.
    Walter Stadler, Huberts bester Freund, agierte als Zeremonienmeister. Er hatte eine große Liste in der Hand, auf der er alle Gäste vermerkt hatte. Sobald ein Gast eingetroffen war, machte er einen großen Haken hinter seinem Namen. Bea und Richie waren bereits da. Carla und Bernhard kamen die Treppe vom Parkplatz auf der anderen Seite der Kirche herauf. Ich war froh, alle vier hier zu sehen, undstellte mich zu ihnen. Carla machte Bernhard mit Richie bekannt. Wir standen etwas abseits und beobachteten die eintreffenden Gäste.
    Tim und Sebastian waren verschwunden. Sie hatten eine Klassenkollegin entdeckt, mit deren Kommen sie nicht gerechnet hatten. Huberts Schachclub war vollständig vertreten. Einige Herren des Rotary Clubs übten hinter der Kirche ein fröhliches Ständchen. Huberts Bruder war aus Offenburg gekommen. Von Mamas Verwandtschaft hat er offensichtlich niemanden eingeladen. Zumindest war von Mamas Bruder, dem ungeliebten Felix, keine Spur zu sehen. Etwas kleiner war Claudias Gästeschar: Da waren einmal ihre Eltern, leicht zu erkennen, da Claudia ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten war. Wenn der Vater fünf Jahre älter war als der Bräutigam, so war das viel. Einige Freundinnen standen mit ihren Männern kichernd und schwatzend vor dem Kircheneingang. Auch die lokale Presse war gekommen, um von diesem Ereignis zu berichten. Claudia hatte sich als Fotografin anscheinend wirklich einen Namen gemacht. Und auch Hubert war schließlich kein Unbekannter in der Stadt.
    Und dann hörte ich ein Geräusch, das ich nur zu gut kannte. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, was das für ein Auto war – ein Jaguar. Er rollte die breite Auffahrt zur Kirche herauf. Ich drehte mich zur Seite und sah, dass es ein weinroter Jaguar war, exakt dieselbe Farbe, die auch Stefans Wagen hatte. Aber was sollte Stefan auf dieser Hochzeit verloren haben? Sicher war bloß der Wagen der gleiche, nicht jedoch der Fahrer.
    Da stieg der Fahrer aus: Es war Stefan.
    Ich wäre gern im Boden versunken. Nach dem peinlichen Auftritt vor ein paar Tagen hatte ich mir gewünscht, diesen Mann nie wieder zu sehen. Schon gar nicht auf der Hochzeit meines Schwiegervaters. Wo es kein Entrinnen gab. Stefan ging um das Auto herum und öffnete die Beifahrertür. Nächste Frau, gleiches Prozedere.
    Bea stieß mich in die Rippen: »Sag, ist das nicht dein eleganter, reicher Galan?«
    »Pssst!«, schnauzte ich sie an. »Noch ein Wort über diesen Mann, und ich bekomme Schreikrämpfe.«
    Bea lachte schallend auf. Carla, die ihrem Blick gefolgt war und inzwischen auch alles über das unrühmliche Ende meiner so genannten Beziehung mit Konsul Stefan Auer-Bergenthal wusste, lachte mit.
    Inzwischen hatte Stefan der Dame auf dem Beifahrersitz die Hand gereicht, und als Erstes kamen zwei endlos lange Beine in hochhackigen Riemchenschuhen zum Vorschein. Sie steckten, trotz der warmen Temperatur, in glänzenden Seidenstrümpfen, wie sich dies für eine wahre Dame gehörte. Die Beine waren schlank und sicherlich trainiert. Die Fesseln schmal. Sie gehörten zu einer eleganten, hoch gewachsenen Gestalt, die nun dem Jaguar entstieg. Der schlanke Körper in einem tiefroten Kleid, die dunklen Haare zu einem festen Knoten aufgesteckt und mit einer überdimensionalen Schleife gehalten. Sie nahm die Umgebung kritisch in Augenschein und wandte dabei uns ihr Gesicht zu. Sie hatte ihre Haare so streng über den Schläfen zurückgenommen, dass ihre Augen fast wie Schlitzaugen wirkten.
    Walter Stadler beeilte sich, die neu ankommenden Gäste zu begrüßen: »Contessa, es ist mir eine große Ehre.«
    Mir war schlagartig klar, wer diese Dame war. »Das ist Donna Mariángela Forres y Alonsa«, flüsterte ich Bea zu. Stolz darauf, dass ich mir diesen ungewöhnlichen Namen gemerkt hatte. »Sie stammt aus einem der ältesten Adelsgeschlechter Mallorcas.«
    Bea zuckte mit den Schultern und war überhaupt nicht beeindruckt: »Natürlich, das ist
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