Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
Autoren: Sophie Berg
Vom Netzwerk:
Nichtmelden auf seine Anrufe mehr verletzt haben musste, als ich angenommen hatte. Sah so seine Rache aus? Reichlich verstört ging ich in mein Haus.

 
XXVIII
    Und dann war er also angebrochen, strahlend und sonnig: Huberts Hochzeitstag. Wir sollten uns um halb elf vor der Kirche versammeln. Nach der Messe würde es ein ausgedehntes Essen in einem Drei-Sterne-Lokal ganz in der Nähe geben. Die Hochzeitsgesellschaft würde zu Fuß den Weg zum Restaurant zurücklegen, eine fröhliche bunte Prozession.
    Ich stand missmutig auf, und mir graute. In dieser Nacht hatte ich das erste Mal seit langem wirklich schlecht geschlafen. Meine Augen waren vom Rauch verquollen. Der seltsame Abschied von Greg ging mir nicht aus dem Sinn. Wollte er jetzt etwas von mir oder nicht? Und wenn ja, warum verhielt er sich so undurchschaubar? In einem Augenblick heiß, liebevoll und voller Lust. Im nächsten Augenblick uninteressiert, ja beinahe kalt. Ließ er mich absichtlich zappeln? Das war nicht fair! Doch konnte ich wirklich Fairness erwarten?
    Aus, Schluss! An Greg konnte ich später immer noch denken. Jetzt hieß es erst einmal, sich auf die Hochzeit vorzubereiten. Tim und Sebastian waren entsprechend aufgeregt. »Wir würden lieber nicht hingehen«, erklärte Sebastian »denn es wird sicher sterbenslangweilig. Aber das können wir Gropa natürlich nicht antun. Ich denke, Tim und ich sind die einzigen Gäste unter sechzig, oh entschuldige Mam, ich meinte unter vierzig.«
    »Da sind wir ja schon drei, die nicht hingehen wollen«, sagte ich, »aber es wird uns nichts anderes übrig bleiben. Also, meine Herren«, ich stellte die Schüsseln mit Cornflakes vor sie hin und bemühte mich um einen fröhlichenTonfall, »ein schnelles Frühstück, und dann hinein in die besten Klamotten.«
    »Wie lange wird Gropa noch bei uns wohnen?«
    »Du meinst, wann er hier mit Sack und Pack auszieht? Denn ich denke, wohnen wird euer Großvater gar nicht mehr in diesem Haus. Er wird heute Abend bereits bei seiner neuen Frau übernachten. Ich habe gesehen, wie er gestern zwei große Koffer in sein neues Heim geschafft hat.«
    »Was machen wir mit seiner Wohnung, Mam?«
    »Das wäre doch ein tolles Büro für Greg«, erklärte Sebastian, »er muss ohnehin raus dort, wo er jetzt ist.«
    »Oh ja, gute Idee«, Tim war begeistert, »ich darf nicht vergessen, ihm diesen Vorschlag zu machen, wenn ich ihn sehe.«
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Greg Lust darauf hatte, mir künftig so nahe zu sein. Außerdem würde er das auch seiner Frau auf die Dauer nur schwer erklären können.
    »Apropos Greg«, ich bemühte mich um den Tonfall einer strengen Mutter und stützte beide Hände in die Hüften, »habt ihr mir nicht irgendetwas mitzuteilen?«
    Die Miene meiner Söhne war nichts als reine Überraschung: »Nein, Mam, was möchtest du denn von uns erfahren?«
    »Wie konnte es sein, dass Greg Tims Nachhilfelehrer war, und ich wusste nichts davon?«
    »Ach Mam, du warst so beschäftigt«, erklärte Tim leichthin und nahm einen Löffel Cornflakes »du hast stundenlang vor deinem Laptop gesessen. Dazwischen hast du dich mit dem alten Knacker getroffen.«
    »Du warst doch froh, dass sich das Problem Nachhilfelehrer so schnell erledigt hatte. Oder etwa nicht?«, fügte Sebastian hinzu. Das hatte gesessen.
    »War es wirklich so schlimm? Habt ihr euch von mir vernachlässigt gefühlt?«, ich badete in schlechtem Gewissen.
    »Nein!«, riefen beide wie aus einem Mund. »Es war sogar ganz nett, einmal für vieles selbst verantwortlich zu sein. In den letzten Jahren warst du eine ganz schöne Glucke, Mam.«
    »Und das war auch gut so«, beeilte sich Sebastian hinzuzufügen, als er meine Miene wahrnahm, »denn wir waren ja noch jünger. Doch jetzt sind wir sechzehn, und da ist es Zeit, uns einige Entscheidungen selbst zu überlassen.«
    »Genau«, stimmte ihm sein Bruder zu.
    »Und warum habt ihr mir nicht gesagt, dass Greg der Nachhilfelehrer ist?«, beharrte ich.
    »Wir dachten, du hättest vielleicht etwas dagegen«, erklärte Sebastian ehrlich.
    »Aber es war doch eine gute Wahl, nicht wahr, Mam, schließlich habe ich jetzt eine Zwei in Mathematik. Das hätte ich ohne Greg nie und nimmer geschafft.«
    »Und wieso wusstest du, dass ich Greg eine Abfuhr erteilt hatte? Und dass der einzige Grund dafür war, dass er verheiratet ist?«, erkundigte ich mich bei Sebastian.
    Dieser zuckte mit den Schultern: »Du hast es mir doch selbst erzählt, Mam, erinnerst du dich nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher