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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
Autoren: Sophie Berg
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Rahmen wohl fühlen?«
    »Also was schlägst du vor?«
    »Das offene Regal ist umgehend durch ein geschlossenes Regal zu ersetzen. Und das Pult um neunzig Grad zu drehen. Und es ist wichtig, auf Kleinigkeiten zu achten. Frische Blumen steigern die Raumenergie und schaffen Freude. Und Freude ist doch das, was wir alle brauchen, nicht wahr, Rosi?«
    Ich wusste genau, dass er nun nicht mehr länger von der Praxis sprach und konnte seinem durchdringenden Blick nicht standhalten.
    »Ich wollte dich das nie fragen, doch nun frage ich dich doch: Warum hast du dich nicht gemeldet, Rosi? Warum hast du all meine Anrufe unbeantwortet gelassen? Wären dir die Finger wirklich abgefallen, mir eine kleine SMS mit einer klitzekleinen Erklärung für dein Verhalten zu schicken?«
    Ich spürte, wie ich errötete, doch nun gab es kein Verstecken. Ich beeilte mich, rasch aus meinem Behandlungsstuhl zu klettern. Diese Sitzposition war wirklich nicht dazu angetan, Selbstbewusstsein und Stärke zu heben.
    »Du warst doch sicher froh, dass ich dir den Abgang so leicht machte.« Es war ein Schuss ins Blaue.
    Doch Greg war weit davon entfernt, diesen Satz zu verstehen. »Warum sollte ich froh sein, dass du dich klammheimlich aus dem Staub machtest?« Seine Stimme klang ungehalten. »Versuchst du hier gerade, mir für irgendetwas die Schuld in die Schuhe zu schieben?«
    »Hier geht es nicht um Schuld. Hier geht es um Tatsachen«, ereiferte ich mich. »Ich war es schließlich nicht, die verheiratet war. Ich war frei. Bereit, eine neue Partnerschaft einzugehen. Aber ich war nicht bereit, als Affäre füreinen verheirateten Mann zu dienen. Ich dachte, mein Schweigen hätte das klipp und klar zum Ausdruck gebracht. Du hast dich in den ersten Tagen schließlich auch nicht gemeldet.« Ich wusste, dieser Vorwurf war ungerecht.
    Greg wies auch sofort darauf hin: »Ich war in Niederösterreich. Hinterstes Niederösterreich, Rosi, ich weiß nicht, ob du das kennst. Aber dort hat mein Handy keinen Empfang. Das habe ich dir vorher gesagt, also bitte, sei nicht kindisch.«
    »Ich bin kindisch?« Nur zu gern nahm ich diesen Faden auf. Mit jeder Minute dieses Gesprächs wurde mein schlechtes Gewissen darüber größer, dass ich mich nicht gemeldet hatte. Ich hatte Greg schlicht und einfach abserviert, ohne ihm eine Chance zu geben. Ohne ihm meine Gründe zu erläutern. Ich hatte mich für bewundernswert konsequent gehalten. Und meine innere Tante Hildegard war ja auch angetreten, um mich wohlwollend dafür zu loben. Und ich hatte mich voll in die Geschichte mit Stefan gestürzt. Die Idee hatte nicht funktioniert. Stefan konnte Greg absolut nicht das Wasser reichen. Doch jetzt war ich alles andere als in der Stimmung, meinen Fehler zuzugeben. Außerdem war es ohnehin zu spät.
    »Ich bin also kindisch? Ich bin also kindisch, ja?« Mein Tonfall klang aggressiv.
    »Natürlich bist du das«, Greg blieb nach außen hin gelassen. Doch ich merkte, dass er nur mit Mühe seine Ruhe bewahren konnte. »Ich weiß, es ist dir vollkommen egal, aber ich sage es dir trotzdem: Ich habe gelitten wie ein Hund. Ich hatte mich in dich verliebt, Rosi. Ich hatte gedacht, aus uns beiden könnte etwas werden. Wie habe ich meinen Aufenthalt in Niederösterreich verflucht. Er kam zur völlig unpassenden Zeit. Ich wollte zu dir, ich wollte nichts lieber als dich sprechen, dich hören, dich halten, dich küssen, dich spüren.«
    Oh Gott. Mir wurde so schwer ums Herz. Es schnürte mir die Kehle zu. Wie hätte ich denn ahnen sollen, dass ich ihmso viel bedeutete? Dass ich ihm so viel bedeutete, wie er mir bedeutet hatte? Hieß es nicht immer, verheiratete Männer seien nur auf Affären aus und würden ihre Frauen nie, nie, nie verlassen? Ich hatte gedacht, die Tatsache, dass ich mich nicht mehr meldete, würde es ihm erleichtern, zu seiner Frau zurückzufinden, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, wie er mich am schonungsvollsten loswurde.
    »Ich hatte gedacht, du wärst mir dankbar«, stammelte ich.
    »Dankbar? Warum sollte ich dir dankbar sein? Du hast schon eine komische Vorstellung vom Leben, meine Liebe.«
    »Nenn mich nicht ›meine Liebe‹!«, fuhr ich auf. Diesen Ausdruck konnte ich nicht mehr hören. Er erinnerte mich an Stefan. Das sagte ich ihm allerdings nicht.
    »Nun gut, Frau Doktor Steinberg: Sie haben eine sehr seltsame Vorstellung vom Leben. Zuerst verbringen Sie vier Tage mit einem Mann, sind zauberhaft, betörend, verdrehen ihm völlig den Kopf. Und dann
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