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Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss
Autoren: Patricia Schroeder
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festgestellt, dass er nicht eine einzige Schramme hat.«
    »Keine einzige Schramme ...«, wiederholte Jolin. »Und ich hab schon gedacht ...«
    »Doch nicht, dass er ... ?«
    Jolin schloss die Augen und schüttelte sachte den Kopf. »Nein, Ma. Schon gut. Es ist ja alles gut.« Sie war so erleichtert, sie war ja so unendlich erleichtert!
    Paula lachte. »Du müsstest dich mal sehen - wie du grinst! Von einem Ohr zum anderen.«
    Jolin schlug die Augen wieder auf und lächelte ihre Mutter glücklich an. »Weißt du noch mehr über ihn? Ist er jetzt auch noch hier im Krankenhaus?«
    Paula schüttelte den Kopf. »Wenn ich alles richtig verstanden habe, dann ist er noch in der Unglücksnacht in den frühen Morgenstunden wieder zu sich gekommen. Danach haben sie ihn einen Tag zur Beobachtung hierbehalten, dann konnte er nach Hause gehen.«
    »Nach Hause ...«, murmelte Jolin. Rouben hatte kein Zuhause, zumindest konnte sie sich nicht vorstellen, dass er noch immer in diesem verwahrlosten Haus wohnte. Und plötzlich durchzuckte sie ein schrecklicher Gedanke: Die Erfüllung der Prophezeiung war gescheitert und Roubens Mission damit erfüllt, wahrscheinlich würde sie ihn nie Wiedersehen. Jolin war so fixiert auf diesen Gedanken, dass sie nur mit halbem Ohr hörte, was ihre Mutter sagte. »Allerdings kann er nicht allzu oft und lange dort gewesen sein.« Paula zuckte die Schultern. »Allerhöchstem zum Schlafen. Vielleicht hat er auch für die Schule gearbeitet, aber die meiste Zeit war er hier ...«
    »Hier?« Jolin sah ihre Mutter verständnislos an. »Aber du hast doch gerade noch gesagt, er sei entlassen worden.«
    »Natürlich ist er das«, erwiderte Paula. »Aber ich konnte halt nicht immer ... Ich ...« Ihre Wangen fingen an zu glühen. Plötzlich wirkte sie unsicher und ein wenig schuldbewusst. »... Du darfst jetzt auf keinen Fall denken, dass ich mir keine Sorgen um dich gemacht habe, Jolin. Das haben wir alle. Und es sind auch alle gekommen. Anna, Rebekka, Leonhart, Miriam ...«
    »Melanie.«
    »Ja.« Paula nickte. »Melanie. Und dann diese Schwarzhaarige ...«
    Jolin kräuselte die Stirn. »Klarisse?«
    »Genau. Die war heute Morgen noch hier. Hat wohl die Schule geschwänzt«, erzählte Paula. »Aber sie wollte mich unbedingt ablösen. Ich musste doch ... ach Mensch ...«
    »Ins Fernsehstudio?« Jolin versuchte zu lachen, aber es tat dann doch zu sehr weh. »Warum sagst du das denn nicht?«
    »Na ja, du liegst hier ... Und niemand konnte wissen, wann du wieder aufwachst ...«
    »Es ist okay, Ma«, erwiderte Jolin. »Paps ist ja auch nicht hier.«
    »Doch«, sagte Paula. »Natürlich war er hier. Jeden Abend gleich nach Geschäftsschluss ist er hergekommen. Und über Nacht waren wir alle hier. Immer. Pa und ich und Rouben.«
    »Rouben?« Ein warmes Gefühl durchflutete Jolins Brust. »Er war hier? Nachts? - Jede Nacht?«
    Paula hob eine Augenbraue. »Hab ich das nicht gesagt?«
    Nein, dachte Jolin. Oder ich hab’s nicht gehört. »Wo ist er denn jetzt?«
    Paula zuckte die Schultern. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Er müsste eigentlich ...« Sie drehte sich um und verstummte. Denn just in dieser Sekunde trat Rouben hinter der weißen Trennwand hervor. Seine Augen leuchteten auf, als er sah, dass Jolin aufgewacht war.
    »Hey«, sagte er leise und lächelte. Er lächelte mit den Mundwinkeln, mit den Wangen, mit den Augen, mit dem Haaransatz, ja sogar seine Ohren, sein ganzer Körper schienen zu lächeln.
    »Hey«, sagte Jolin. Sie sah ihn an, und Raum und Zeit lösten sich auf. Jolin sah nur noch Rouben, alles andere um sie herum verschwand in der Bedeutungslosigkeit. Sie blickte in seine warmen kakaobraunen Augen, sie sah sein seidigglänzendes Haar, sein ebenmäßig geschnittenes Gesicht, die ockerfarbene Tönung seiner Haut und diese wundervollen Lippen. Jolin konnte es kaum fassen, dass ein so schöner Mensch einzig und allein ihretwegen hinter dieser sterilen weißen Krankenhaustrennwand hervorgetreten war.
    »Also, ich glaub, ich verzieh mich dann mal für einen Moment«, sagte Paula und erhob sich von der Bettkante. »Jemand muss den Schwestern ja auch sagen, dass du ...«
    »Das wissen wir schon«, erwiderte eine freundliche Stimme, und eine große, kräftig gebaute Intensivschwester tauchte auf. Sie zwinkerte Rouben und Paula Johansson zu. »Die Überwachungsmonitore haben es uns verraten.« Dann wandte sie sich an Jolin. »Alles in Ordnung so weit? Hast du Schmerzen?«
    »Nicht sehr«, sagte
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