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Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss
Autoren: Patricia Schroeder
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Vampirdynastien. Ihnen wurden die Inhalte dieser Botschaften mit dem Blut eingeben, während das einfache Vampirvolk keinerlei Kenntnis davon hat.«
    »Oh, Mann!« Jolin schloss erschöpft die Augen. »Mir schwirrt total der Kopf. Irgendwie kann ich das alles gar nicht richtig begreifen. Mir würde es schon reichen, wenn ich all das verstehe, was unmittelbar mit mir und mit uns zu tun hat.«
    »Zum Beispiel?«
    »Wieso Vincent eine solche Macht über mich hatte«, sagte Jolin. »Er war in meinen Gedanken, ich glaube, manchmal war er sogar für meine Wut verantwortlich.«
    »Daran gibt es nicht besonders viel zu verstehen«, meinte Rouben. »Vampire wittern menschliche Gefühle wie Tiere ihre Beute. Deine Gefühle waren auf dem Buch. Es war Vincents Eintrittskarte in deine Wohnung, bestimmt hat er sich weitere Dinge von dir verschafft und mit sich herumgetragen.«
    »Zum Beispiel mein Haargummi.«
    Rouben nickte. »Vampire nehmen diese Sachen von den Menschen, um sich in ihrer Welt bewegen zu können. Der schwarze Citroën, den Edmond gesteuert hat, stammt aus einem Autohaus am Stadtrand. Inzwischen steht er wieder dort. Auch das Armband mit den Saphiren habe ich selbstverständlich wieder zurückgelegt.«
    »Vincent hat mir das Haargummi auch wieder zurückgebracht«, sagte Jolin.
    Rouben lachte auf. »Aber wohl einzig und allein aus dem Grund, um mit dir zu spielen und dir seine Macht zu demonstrieren«, entgegnete er. »Mein Halbbruder hat sich deine Habseligkeiten nicht einfach ausgeliehen, er hat sie gebraucht, um dich zu beherrschen.«
    »Das ist ihm gelungen«, sagte Jolin bitter. »Ich habe so viele Fehler gemacht.« Sie richtete ihren Blick auf Rouben, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Es ist meine Schuld, dass dein Vater nicht mehr lebt. Zum Beispiel hätte ich diese Fledermaus niemals auf seinem Grundstück begraben dürfen. Aber ich hatte so eine Wut auf ihn.«
    »Von solchen Gefühlen ernähren Vampire sich«, sagte Rouben. »Wenn du Vincents Flugkörper ehrenvoll beerdigt hättest, hätte es sogar auf Harro Greims Grundstück passieren können, ohne ihm wirklich zu schaden. Alles, was mit Zuneigung geschieht, neutralisiert die Macht der Vampire. Liebe kann sogar tödlich sein.«
    »Es tut mir so leid«, sagte Jolin leise.
    Rouben sah sie an. »Ich weiß, dass du am liebsten vieles rückgängig machen würdest, aber einmal Geschehenes lässt sich nun mal nicht mehr ändern. Im Übrigen finde ich, dass du dich viel mehr für mich interessieren solltest«, fuhr er mit einem Grinsen um die Mundwinkel fort.
    »Ach ja?«
    »Ja. Zum Beispiel könntest du mich küssen.«
    »Tut mir schon wieder leid«, sagte Jolin und blickte auf ihre Gipsverbände. »Aber ich bin zur Zeit ein wenig gehandicapt.«
    Rouben schüttelte den Kopf. »Das ist einfach unglaublich«, sagte er empört. »Jetzt habe ich sooo lange darauf gewartet, dass du meine Gefühle endlich erwiderst ...«
    »Jetzt übertreib mal nicht«, unterbrach ihn Jolin. »Selbst wenn du von deinem ersten Tag auf der Schule in mich verknallt gewesen sein solltest ...«
    »Verknallt kannst du vergessen«, fiel ihr nun Rouben ins Wort. »Das trifft es einfach nicht. Außerdem sehne ich mich schon geschlagene sechs Jahre nach dir.«
    »Wieso ...?« Jolin brach ab und sah ihn ungläubig an. »Du bist das gewesen«, flüsterte sie. »Der Junge in der Containersiedlung. Du hast mich damals schon beobachtet!«
    Rouben lächelte. In seinen Augen sprühte ein Feuerwerk aus Millionen winziger Lichtfunken. »Mach dir bloß keine Vorwürfe«, sagte er. »Damals war ich ein Zwielicht. Es hätte dir keine besondere Freude bereitet, in mich verliebt zu sein.«
    »Das hat es auch jetzt nicht«, erwiderte Jolin. »Ich ...« Sie wollte zu einer Kanonade aus Vorwürfen ansetzen, doch Rouben legte ihr sanft einen Finger auf die Lippen. »Das ist Vergangenheit«, sagte er. »Das zählt nicht mehr. Das Einzige, woran du dich erinnern darfst, ist unsere gemeinsame Neumondnacht.«
    »Rouben ...«, murmelte Jolin. Sie sah in seine Augen und versank geradezu in seiner Wärme. »Du bist so ...«
    Er grinste erwartungsvoll. »Ja?... Was?«
    »So, so, so ...«
    »Wundervoll?«
    Jolin nickte beinahe andächtig. »Ich begreife das alles nicht. Dabei habe ich es doch selber erlebt.«
    »Und du hast zwei sehr hübsche Arme, die dich bestimmt noch eine Zeit lang an alles erinnern werden.«
    »Du!«, sagte Jolin. »Weißt du eigentlich nicht, wie schrecklich das alles war?«
    »Doch.«
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