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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot
Autoren: Tommy Jaud
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Kerl in meine Wohnung? Und woher weiß er überhaupt, dass ich Geburtstag habe? Ich brauche nicht lange zu warten, bis ich es erfahre:
    »Na, wie soll ich sagen ... Das war ja mal eine überraschende Kurzmitteilung von Ihnen!«, plaudert der kleine Mann und nimmt sich eine Hand voll Flips aus einer Glasschale.
    »Sekunde!«, sage ich. Dann hechte ich ins Wohnzimmer und suche panisch nach meinem Handy. Es liegt auf dem Sessel. Zitternd klicke ich mich bis zu meinem SMS-Ausgangsordner. Tatsächlich, meine Einladung ging auch an die Nummer des kleinen Mannes. Als ich mich bis zu den SMS-Optionen vorarbeite, braut sich in mir eine düstere Vorahnung zusammen. Und so ist es dann auch. Ich habe die Einladung zu meiner kleinen improvisierten Feier nicht nur an Flik, Phil und Paula geschickt, sondern an alle. Das ist ganz eindeutig die Schuld von Kellogg's! Hätten sie eine klitzekleine Überraschung in ihre strohigen Pappflakes gepackt, dann wäre das hier nicht passiert. Bebend vor Wut, hacke ich mich quer durch meinen Handyspeicher. Bei den meisten Nummern dürfte die SMS eigentlich gar nicht ange-kommen sein, weil es Festnetznummern sind. Hoffe ich zumindest, als ich mich am Eintrag Taxi Köln vorbeiklicke. Wie viele Taxifahrer hat Köln? Tausend? Zweitausend? Da sähe ich alt aus, mit meinem Kasten Bier.
    »Alles in Ordnung bei Ihnen?«, ruft der kleine Mann aus der Küche.
    »Alles wunderbar!«, rufe ich zurück. Das Ausmaß dieser Lüge wird mir klar, als ich ein vertrautes Sumpfhuhn-Gackern aus dem Flur höre. Und noch bevor ich mich aus dem Fenster stürzen kann, stehen eine bis zum Anschlag aufgedonnerte Dörte und eine hübsch herausgeputzte Lala in der Tür. Lala präsentiert zwei große Schüsseln Nudelsalat, und eine ebenso aufgetakelte wie nervöse Dörte übergibt mir zwei Flaschen Weißwein.
    »Die musste gleich in Kühlschrank tun«, begrüßt sie mich, »sonst werden die ganz warm, weißte?« Erst dann fällt ihr offenbar wieder ein, warum sie meine SMS-Einladung überhaupt bekommen hat, und kickst mir ein schrilles »Ach du lieber Himmel! Glückwunsch, Simon!« ins Ohr. Als wäre das nicht schon schlimm genug, bekomme ich noch einen Kuss auf die Wange gedrückt.
    Wie unter Schock nehme ich Lalas Nudelsalate und Glückwünsche entgegen und flüchte zum kleinen Mann. Dann stelle ich die drei einander vor und lege Partymusik auf.
    Die Tür geht auf, und herein kommen zwei alte Schulfreunde, die ich seit dem letzten Klassentreffen nicht mehr gesehen habe.
    »Mensch, Simon, dass es dich noch gibt!«, ruft der eine, und ich sage: »Klar gibt es mich noch!« Ich reiche ihnen zwei Bierflaschen aus dem Kasten vom kleinen Mann und starte einen Smalltalk über unseren Physiklehrer. Als dann Minuten später noch mein Vermieter, die eine Karnevalsaffäre und zwei T-Punkt-Kunden auftauchen, gebe ich jegli-chen Widerstand auf. Wie hätte es bei mir auch anders laufen sollen? Von wegen »Keine Überraschung«. Ich sollte mich mit dem Gedanken abfinden, das personifizierte Murphy's Law zu sein.
    Ich nehme Glückwünsche von meinem Vermieter entgegen, und die Karnevalsaffäre fragt mich, ob ich wisse, wer sie sei.
    »Du bist die besoffene Sonnenblume, die am Friesenwall vor den Friseur gekotzt hat«, sage ich und liege richtig. Die Sonnenblume nickt kichernd und überreicht mir eine Flasche Sake. Dann gehen wir in die Küche. Die Party läuft gut an, und eigentlich steht keiner doof rum und sagt nichts, außer mir manchmal. Der Schulkamerad, der sich gewundert hat, dass es mich noch gibt, haut mir auf die Schulter. Er sieht so aus wie früher, nur mit weniger Haaren und dickerem Schnauzbart. Fränkischen Akzent spricht er auch noch, der Arme. Nur wie er heißt, hab ich vergessen.
    »Subber Einladung, glasse, echt! Und Glückwunsch nochämal! «
    Ich bekomme eine grüne Karte mit dem Vermerk von Hannes und Enno für Simon.
    »Hier, mach auf! « Wüsste ich also wenigstens schon mal, dass einer von den beiden Hannes heißt und der andere Enno. Ich reiße den Umschlag auf und halte einen Gutschein für ein Jahresabonnement einer Zeitschrift in der Hand, die sich Wild & Hund nennt. Wusste gar nicht, dass es so eine Zeitschrift überhaupt gibt. Der Schulfreund schaut mich mit erwartungsvoller Miene an.
    »Danke, geil!«, sage ich.
    »Ich bin doch jetzt da in der Redaktion, weißde, Simon, da komm ich leichder an die Abos ran. Freusde dich gar ned?«
    Offenbar sehe ich nicht allzu glücklich aus mit meinem Wild &
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