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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot
Autoren: Tommy Jaud
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Hund-Geschenkabonnement.
    »Schon. Doch!«, sage ich.
    »Du, Simon, wenn de lieber ä Jahr Fisch & Fang oder Kraut & Rüben ham willst, des wär kei Broblem!« Ich schüttle den Kopf. »Wild & Hund ist sensationell«, sage ich. Der andere Klassenkamerad kommt hinzu und erwähnt, dass er an dem Abo auch beteiligt ist. Ich sage »Danke, lieb von euch«, befestige den Gutschein an meiner Magnetwand und weiß immer noch nicht, wer von beiden Hannes ist und wer Enno. Ich gehe auf den Balkon und nehme mir eine weitere Flasche Kölsch aus dem Kasten, der schon fast leer ist. Daneben steht allerdings schon ein neuer. Mein Vermieter klopft mir auf die Schulter und fragt mich, was mit der Tür passiert wäre. Ich sage ihm, dass ich ihm das später erkläre, und drücke ihm lächelnd eine Flasche Weißwein und einen Korkenzieher in die Hand. Lala inspiziert inzwischen die Anzahl der noch verbliebenen Küchenrollen. Neben ihr begackert Dörte den kleinen Mann. Aus meinen Boxen wummert irgendein Wir-sind-Helden-Song. In dieser Sekunde kommen Flik und Paula durch die Tür. Flik sieht mich sofort und grinst, weil ich mir sein Geschenk übergestreift habe. Ich drücke erst Paula, dann, nach kurzem Zögern, auch Flik.
    »Tut mir Leid wegen der Ohrfeige«, sagt er, als er mir gratuliert, »aber die hattest du dir echt verdient! Ach ja, und ... herzlichen Glückwunsch!«
    Ich schubse ihn lachend weg.
    »Nimm dir ein Bier und halt die Klappe!«
    »Wer sind eigentlich die ganzen Leute?«
    »Die Leute? Das ist mein Handyspeicher. Also alle, die da drin sind.«
    »Alle?«
    »Fast. Ich denke, die meisten kommen noch!«
    »Du bist bekloppt!«
    »Weiß ich selbst! Bier is auf'm Balkon.«
    Und tatsächlich. Immer mehr Leute kommen in meine Wohnung. Mein durchgeknallter Friseur aus Goa, ein weiterer, dicker T-Punkt-Kunde und eine winzige Barkeeperin, die mir irgendwann mal ihre Nummer gegeben hat. Sogar Phil huscht irgendwann durch die Tür. Natürlich erst kurz vor Mitternacht, weil das cooler ist. Und in einem zotteligen Designerhemd, weil das hässlicher ist. Als Entschädigung drückt er mir eine Flasche schottischen Single Malt in die Hand.
    »Hier ..., vielleicht brennt der dir die Flausen aus deiner Birne! Glückwunsch.«
    Ich bedanke mich und betrachte staunend das Etikett. Der Whiskey ist aus meinem Geburtsjahr und muss ein Vermögen gekostet haben.
    »Danke!«, sage ich und klopfe ihm auf die Schulter. »Hey, kein Thema ... und ... wir reden ein andermal, oder?«
    »Wäre mir auch lieber!«, nicke ich. Phil entschwindet, um Paula und Flik zu begrüßen, bevor er sich daranmacht, die musikalische Leitung des Abends zu übernehmen. Von Stereo Total und Fanta Vier zu Trance, House und Trip-Hop in zehn Sekunden. Ich frage mich, warum wir uns nie besser verstanden haben. Müsste doch eigentlich ganz problemlos laufen, so eine Männerfreundschaft zwischen Arschloch und Vollidiot. Mein Vermieter zeigt sich zunehmend besorgt wegen des Parketts und der Lautstärke. Ich beruhige ihn mit einer weiteren Flasche Wein und schicke ihn zurück in die Küche, wo er sich kurz darauf angeregt mit Lala unterhält. Gegen eins überrascht mich Popeye aus dem Fitnessstudio. Er schenkt mir zwei 10-Kilo-Gewichtscheiben und quäkt vor Vergnügen, als ich sie aus Spaß fallen lasse. Ich zeige ihm mein Chuck-Norris-Total-Gym, das er sofort ausgiebig testet. Zunächst alleine, dann zusammen mit dem kleinen Mann. Aus der Küche kommt Geschrei und Sumpfhuhngackern. Als ich nachsehe, werfen Phil und Dörte Gurkenscheiben an meine Balkontür und schauen unter lautem Gejohle zu, welche der beiden Scheiben zuerst runtergleitet.
    »Simon! Jetzt mach doch mit beim Gurkenrennen!«, gackert Dörte in der ihr eigenen, überaus sympathischen Stimmlage. Ich nehme eine ganze Gurke aus dem Spreewaldtopf und knalle sie gegen die Scheibe.
    »Geht nich!«, sage ich trocken, und alle johlen. Mein Vermieter schaut inzwischen auch schon ein wenig schief aus seinem Polohemd. Ich bemerke, dass er seinen Arm um Lala gelegt hat. Da geht doch noch was! Wenn die Arme wüsste, was sie bald putzen muss, immerhin gehören dem Typen mehrere Wohnblocks! Ich kichere mich ins Wohnzimmer. In einer Ecke sitzen Popeye und der kleine Mann und quatschen. Ha! Wusste ich's doch! Als ich checken will, wie lange Phils Trance-CD noch läuft, sehe ich die Eule in meinem Single-Sessel. Ich bin überrascht, weil sie die Einzige ist, die ich nicht habe kommen sehen. Sie trägt eine braune Jeans, einen bunten,
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