Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot
Autoren: Tommy Jaud
Vom Netzwerk:
Zweijahresvertrag im beliebtesten Gay-Fitnessclub der Stadt unterzeichnet hast. Du buchst einen wahnsinnig teuren Urlaub in einem Single-Ferienclub und glaubst doch tatsächlich, dass du dort auf alle Fälle mal zum Zuge kommst. Insgeheim schiebst du eine tierische Angst, dass du der Einzige sein wirst, den Air Berlin ungevögelt nach Köln zurückfliegt. Natürlich glaubst du noch an deinen Erfolg, wo du doch so ein klasse Typ bist. Die Frauen können ja nicht total bescheuert sein.
    SINGLEPHASE VIER:
    Die Frauen SIND total bescheuert. Fakt ist, sie interessieren sich einen Dreck für dich, was vor allem daran liegt, dass du bei jeder halbwegs attraktiven Frau zehn verschiedene Sex-Stellungen im Kopf durchgehst und man das natürlich sofort sieht. Das Wort Ficken steht auf deiner Stirn. In 1000 Punkt Times New Roman mit diversen Leuchteffekten. Du bekommst weltweites Hausverbot bei Ikea, weil du ein Pärchen von einem braunen Ledersofa gezogen und gezwungen hast, alle Plastikbälle aus dem Kinderparadies zu essen. Wie gesagt, das ist MEINE Phase. Ach ja, und ...
    SINGLEPHASE FÜNF:
    Du gehst wieder recht gerne in deinen Schwulenfitnessclub.
    Doch dazu wird es nicht kommen!
    Ich bemerke, dass der langnasige Verkäuferzwerg immer noch neben mir steht.
    »Sie möchten sich setzen?«
    »So sieht's aus. Und zwar bequem!«
    »Dachten Sie eher an einen Zwei- oder Dreisitzer?«
    Hallo? Steht eine glückliche Familie neben mir mit einer »Wir möchten uns mit Papa setzen!«-Banderole?
    »Ich dachte eher an etwas, auf das ich mich alleine setzen kann, wenn ich weder stehen noch liegen möchte, wissen Sie?«
    »Alles klar. So 'ne Art Single-Sessel, was? Die haben wir hier...«
    Ich werde eine E-Mail an die Konzernleitung schreiben und sie auffordern, diesen zu kurz geratenen Aushilfs-Pinocchio fristlos zu feuern. Zuvor allerdings, so informiert mich Zwerg Zwergan, soll ich mir das Regal 30 C merken, denn dort sei mein Single-Sessel. 30 C. Warum schreibt er mir das nicht auf einen Zettel? Sind doch nur zwei Ziffern und ein Buchstabe!
    30 C!
    Ich sehe überhaupt nicht ein, warum ich mir das merken soll. Es gibt wichtigere Informationen als die, wo ein Sessel steht. Hat dieses besoffene Schwedenpack überhaupt eine Ahnung davon, wie viele Zahlen ich mir schon merken muss? Meine Hausnummer, meine Kontonummer, mindestens fünf Internet-Passwörter und dann noch die Telefonnummer von Flik. Entschieden zu viel. Was ist, wenn ich heute Abend meine Traumfrau treffe und wenn die mir ihre Telefonnummer gibt und ich sie mir nicht merken kann, weil diese völlig unnötige 30 C-Information wertvollen Speicherplatz blockiert? Eine Katastrophe! Und was mache ich mit dieser 30 C, wenn ich meinen Sessel gefunden habe? Schicke ich sie an das Archiv des nutzlosen Wissens? Gibt es so ein Archiv? Ganz bestimmt nicht! Deswegen sage ich:
    »Ich weigere mich, mir die 30 C zu merken!«
    Meine Forderung unterstütze ich, indem ich auf den Verkaufstresen Tresan poche und ergänze: »Schreiben Sie mir die Nummer bitte auf!«
    »Aber Sie haben sie sich doch schon gemerkt«, poltert der dreiste Zwerg zurück und wagt es sogar, sich einfach so abzuwenden, ohne mir noch einen schönen Abend zu wünschen. Egal, ich hätte sowieso keinen schönen Abend. Deutschland geht den Bach runter, wenn man mich fragt. Und Schweden sowieso. Stinksauer mache ich mich auf den Weg ins Mitnahmelager. 30 C!
    Es ist schon fast dunkel, als ich meinen neuen, flach verpackten Single-Sessel aus meinem gelben Peugeot 205 lade. Wirklich gelb ist er nicht, der Peugeot, eher landratsamtmetallic, also mit einem Spritzer Müllabfuhrorange. Der Single-Sessel hingegen ist eier-schalenfarben. Mühsam schiebe ich das Paket in den Eingangsbereich meines Apartmentblocks. Die Lifttüre steht offen, fast so, als erwarte mich jemand. Das ist natürlich Unsinn. Auf mich wartet nämlich keine Sau. Ich fahre hoch, schließe die Tür zu meiner überteuerten Zweizimmerwohnung auf, knipse das Licht an und schleppe mich mitsamt Sessel über das verkratzte Parkett in mein Wohnzimmer. Ich bin immer noch total angepisst, dass ich mir die 30 C gemerkt habe! Ich reiße mehrere Meter Plastik vom Sessel und kiloweise Pappe und werfe sie auf meinen Balkon. Dann zünde ich mir eine Kippe an und schalte meinen 3000-Euro-Flachbild-Plasmafernseher ein, in der Hoffnung, dass ich über die Nachrichten die beknackte Regalnummer vergesse. 30 C! So ein Scheiß! Während Peter Kloeppel verkündet, dass sich der Zoo in San
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher