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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot
Autoren: Tommy Jaud
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Diego über Delphinnachwuchs freut, lasse ich mich in meinen Jennylund-Sessel fallen. Seltsamer Name für einen Sessel. Wahrscheinlich ist das mal wieder der Name der Designerin. Bei Jennylund könnte das gut sein. Obwohl: klingt eher nach einer billigen Pornodarstellerin. Sitze ich auf einem Pornosessel? Ich streiche über die Lehne.
    Jenny Schlund, du geile Sau!
    0 ja, Simon, besorg 's mir!
    Vielleicht hatte ich ja doch zu lange keinen Sex mehr. Ich sollte ausgehen, ein nettes Mädel kennen lernen und eine Familie gründen. Am besten noch heute Abend! Ein plötzliches Gefühl von Leere und Einsamkeit wabert mir entgegen. Ich versuche auszuweichen, aber das Gefühl hat mich schon umhüllt. Aber wahrscheinlich ist das immer so am letzten Arbeitstag vor dem Urlaub. Ich arbeite im T-Punkt. Das ist so ein Laden, über den sich alle ständig aufregen. Ich übrigens auch. Und ich arbeite immerhin dort! Am schlimmsten sind natürlich die Kunden. Alle? Ja, alle!
    »Sagen Sie, haben Sie dieses Internet, von dem man jetzt so viel spricht?«
    »Das tut mir Leid, das letzte Internet hab ich gerade eben verkauft!«
    »Wissen Sie vielleicht, wann Sie wieder eines reinbekommen?«
    »Schwer zu sagen, morgen kriegen wir eine Ladung Te-lefonanschlüsse, vielleicht ist da was bei!«
    »Dann komme ich morgen noch mal?«
    »Das wäre toll. Und am besten, Sie fragen dann direkt meinen Kollegen, den Herrn Jarck, der ist fürs Internet zuständig!«
    »Danke schön!«
    »Immer gerne.«
    Wie gesagt: Ich hasse meinen Job. Manchmal glaube ich, der T-Punkt wurde nur deswegen eröffnet, um mich arme Wurst endgültig kleinzukriegen. Aber egal. Morgen Abend geht's in die Sonne, und bis dahin brauche ich auch keinen einzelligen Schwachstrullern mehr den Unterschied zwischen Breitband und Trennwand zu erklären. Ich stelle Peter Kloeppel lauter und greife nach einer weiteren Prince Denmark, die ich mir mit einem roten Gasofenfeuerzeug anzünde. Es ist einer dieser trüben Herbstnachmittage, die absichtlich schon kurz vor fünf in die Knie gehen, damit Singles wie ich noch frühzeitiger in ihre Depression schlittern können. Mein Kumpel Flik behauptet zwar, dass das nun mal so wäre mit dem Dunkelwerden, wenn es auf den Winter zugeht, aber ich bin überzeugt, dass die da oben das absichtlich machen, einfach nur, damit ich mich noch beschissener fühle. Samstagabende, das sind die schlimmsten, wenn man alleine ist. Gleich danach kommt der Sonntag und danach der Freitagabend, der ist auch schlimm. Ganz besonders, wenn man seit Monaten alleine ist und auf einem eierschalenfarbenen Ikea-Stuhl RTL aktuell mit Peter Kloeppel sieht. Nicht mal der ist alleine, denn neben ihm sitzt eine gewisse Ulrike von der Groeben, die verstehen sich prima, die beiden. Ja, sie haben sogar gemeinsame Interessen! Ich habe nämlich schon ein paar Mal gesehen, wie dieser Kloeppel was zum Thema Sport gefragt hat und die Frau von der Groeben sich dann total über diese Frage beömmelt hat und dem Herrn Kloeppel dann alles erzählt hat. Und dann hat der sich gefreut und sich bedankt! Ein tolles Paar. Das passt!
    Neben mir liegt das Buch Sorge dich nicht, lebe!, das mir Flik geschenkt hat. Eigentlich eine Frechheit, dass er glaubt, ich hätte so was nötig. Ich hab's fast durch. Inzwischen weiß ich schon so viel: Ich soll mir nicht so viele Sorgen machen und mehr leben. Und dann steht da noch, dass man halt grob wissen sollte, wo man hinwill im Leben, und damit meinen die nicht, dass man weiß, ob man jetzt bowlen geht oder ins Kino, sondern so die richtigen Dinge im Leben wie Liebe und Karriere und so. Das Problem ist nur, dass genau das mein Problem ist und ich nicht weiß, wo ich hinwill, und dann ist das halt auch mit den Zielen nicht so einfach. Während ein gelackter Österreicher irgendwas zum Thema Herbstwetter erzählt, blättere ich vor zu den Problemlösungsstrategien. Das ist die Stelle, wo man so Sachen mit Bleistift reinschreiben kann, was ich auch schon gemacht habe.
    Frage eins: Was ist das Problem?
    Antwort: Ich hab keinen Bock, meine Ziele aufzuschreiben.
    Frage zwei: Was ist die Ursache des Problems?
    Antwort: Ich weiß nicht, warum ich das tun sollte, weil ich keine Ziele habe.
    Frage drei: Welche Lösungen sind möglich?
    Antwort:
    a) Ich mach das ein andermal.
    b) Ich haue Flik das Buch um die Ohren.
    c) Ich baller mir zehn Bier hinter die Binde.
    Frage vier: Welche Lösung schlagen Sie vor?
    Antwort: c!
    Ich knipse den Österreicher weg und drücke meine
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