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Volle Kanne

Volle Kanne

Titel: Volle Kanne
Autoren: Janet Evanovich
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Behandlungszimmer betreten habe, ist er wie eine Rakete zur Tür hinausgeschossen. Dann zeigte er mir den Mittelfinger und nannte mich eine hässliche schwarze Hexe.«
    »Oh, großartig!«, seufzte Maggie. »Hast du gesehen, in welche Richtung er gelaufen ist?«
    »Zu dem kleinen Einkaufszentrum«, erwiderte Queenie. »Ich habe den Jungen zwei Blocks entlang verfolgt, bis ich es aufgegeben habe. Sieh dir nur an, was die Luftfeuchtigkeit mit meinem Haar angestellt hat.« Sie deutete auf ihre Frisur. Die fest sitzenden Locken hatten sich gelöst und standen nun von ihrem Kopf ab wie winzige Matratzenfedern. »Mrs. Filbert hat einen hysterischen Anfall. Irgendjemand muss der Frau Valium verabreichen.«
    Maggie sah Dee Dee an. »Würdest du mich für einen Augenblick entschuldigen?« Sie öffnete die Tür und ging den Gang hinunter. Aus dem Empfangsbereich hörte sie Henrys Mutter kreischen. »Beeil dich, Queenie! Wir müssen den Jungen finden.«
    Obwohl Queenie groß und schlaksig war, konnte sie nicht mit Maggie Schritt halten. »Mich beeilen«, murmelte sie. »Zum Teufel, ich bin zu alt für diesen Unsinn. Ich sollte zu Hause vor dem Fernseher sitzen, den Einkaufskanal anschalten und Sozialhilfe beziehen. Ich hätte den Jungen verhexen sollen. Ich sollte …«
    Maggie bremste abrupt ab, und Queenie prallte auf ihren Rücken. Beide Frauen stöhnten laut auf. »Ruhig!«, flüsterte Maggie. »Seine Mutter könnte dich hören!«
    »Ach ja? Meiner Meinung nach schuldet sie mir hundert Dollar, wenn ich ihr den Jungen
nicht
zurückbringe.«
    Maggie riss die Tür zum Empfangsraum auf, wo Ann Filbert völlig hysterisch eine Nummer in ihr Handy tippte. Sie warf Maggie einen finsteren Blick zu und deutete auf Queenie. »Diese Frau hat meinen Sohn fast zu Tode erschreckt. Ich erwarte, dass Sie ihr sofort kündigen.«
    »Alles wird wieder gut, Mrs. Filbert«, sagte Maggie beschwichtigend, während die anderen Eltern sie mit offenem Mund anstarrten. Ein kleines Mädchen in einem pinkfarbenen Kleid stürzte sich weinend in die Arme seiner Mutter.
    »Wenn er sich nun verläuft oder in einen Abwasserkanal stürzt?«, schluchzte die Frau und fuhr mit den Armen durch die Luft. »Er ist doch noch ein kleiner Junge und hat sein ganzes Leben noch vor sich. Er war noch nie auf einem Schulball und hat sich noch nie verliebt. Er hat noch nicht einmal eine Rentenversicherung!« Sie presste das Telefon ans Ohr. »Hallo? Hallo, ist dort jemand? Haaallooo!«, brüllte sie und wandte sich dann wieder an Maggie. »Warten Sie nur, bis ich das meinem Mann erzählt habe! Wir werden Sie verklagen. Wenn die Sache vorüber ist, wird dieses Haus uns gehören.«
    Maggie sah hinüber zu ihrer Rezeptionistin, die frisch von der Berufsschule kam und, offensichtlich vollkommen ungerührt von der Situation, ihre Fingernägel feilte. »Fran, bitte bringen Sie Mrs. Filbert in mein Büro und bieten Sie ihr etwas zu trinken an«, befahl Maggie und wünschte, sie hätte Whisky vorrätig.
    »Mach ich«, murmelte das Mädchen, ohne aufzusehen.
    Maggie öffnete die Haustür, trat einen Schritt hinaus und überlegte, wo sie und Queenie ihre Suche beginnen sollten.
    Sie blinzelte erstaunt, als ihr Blick auf eine kleine, karamellfarbene Ziege fiel, die an einem Baum angebunden war und sich an Maggies Azaleenbüschen gütlich tat. Rasch drehte sie sich zu Queenie um.
    Die Schwester zuckte die Schultern. »Das habe ich vergessen, dir zu sagen. Als ich von der Verfolgungsjagd zurückgekommen bin, stand Joe Higgins vor der Tür, um die Rechnung für die Behandlung seiner Tochter zu bezahlen. Die Ziege heißt Butterbohne und schielt ein wenig.«
    Maggie blieb fassungslos stehen. Joe war ein armer Bauer, der darauf bestand, seine Rechnungen in Naturalien zu begleichen. Er wollte keine Almosen, wie er ihr stolz verkündet hatte. Deshalb besaß Maggie mittlerweile ein Dutzend Legehennen, für die sie die Scheune in ihrem Garten zu einem Hühnerstall umgebaut hatte. Und auch noch ein Gehege für die schlappohrigen Kaninchen. Ihre Tochter Mel nannte sie bereits »Mrs. Old McDonald auf ihrer Farm«.
    »Wenn ich es mir recht überlege, solltest du die Ziege irgendwo hinbringen, wo unsere Patienten sie nicht sehen«, meinte Maggie, als sie erkannte, dass Queenie nicht von dem Gedanken begeistert war, in dieser Hitze dem Jungen hinterherzulaufen.
    »Und kannst du mir sagen, wo ich sie verstecken soll?«, fragte Queenie.
    »Bring sie hinter das Haus in den Garten und gib ihr Wasser. Und
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