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Volle Kanne

Volle Kanne

Titel: Volle Kanne
Autoren: Janet Evanovich
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er. »Ich werde Ihnen die unangenehmen Einzelheiten über meine Anreise ersparen. Ich musste einiges auf mich nehmen, um hierherzukommen. Auf meiner Fahrt von Savannah habe ich mehrmals vergeblich versucht, Sie anzurufen.«
    »Ich habe den Stecker herausgezogen«, erklärte sie. »Das Telefon hat pausenlos geklingelt, und meine Tochter und ich waren einfach zu müde, um alle Anrufe entgegenzunehmen.« Sie lächelte. »Ich bin übrigens Maggie.« Sie schüttelten einander die Hand. Maggie schätzte McKelvey auf etwa fünfzig. Sein gerötetes Gesicht und die feinen geplatzten Äderchen auf beiden Nasenflügeln deuteten darauf hin, dass er tatsächlich, wie Zack gesagt hatte, Alkoholiker sein könnte.
    »Ich habe ein Zimmer in einem Hotel in der Stadt reserviert, aber ich musste einfach vorbeikommen und mich vergewissern, dass es Ihnen und Ihrer Tochter gutgeht. Habe ich Sie geweckt?«
    Maggie wurde sich bewusst, dass ihre Kleidung stark zerknittert war, und sie hatte keine Ahnung, wie ihr Haar aussah. Rasch strich sie es zurück. »Ich war bereits wach, als Sie in die Auffahrt einbogen«, erwiderte sie. »Meine Tochter und ich sind sofort eingeschlafen, nachdem alle anderen gegangen waren. Bitte nehmen Sie doch Platz.«
    Er wirkte überrascht, als er sich auf das Sofa setzte. »Sie sind allein?«, fragte er. »Würden Sie sich nicht besser fühlen, wenn jetzt ein Freund oder ein Familienangehöriger bei Ihnen wäre?«
    »Es geht uns gut«, antwortete sie. »Wirklich.« Sie setzte sich ebenfalls. »Möchten Sie eine Tasse Kaffee oder ein kaltes Getränk?«
    »Nein, vielen Dank.«
    Er rutschte nach vorn bis zur Sofakante, beugte sich vor und verschränkte die Hände. »Wie ich hörte, wurde Ihre Tochter als Geisel genommen. Wie geht es ihr jetzt?«
    »Sie ist noch erschüttert, aber sie geht besser damit um, als es den meisten Mädchen in ihrem Alter nach einem solchen Erlebnis gelingen würde. Carl Lee hat ihr nicht weh getan – in keiner Weise«, fügte sie hinzu. »Ich glaube, dass sie sich bereits morgen früh beim Aufwachen besser fühlen wird. Und wahrscheinlich wird es ihr in ein paar Tagen wieder gut gehen.«
    McKelvey musterte sie. »Sie sind viel hübscher als auf dem undeutlichen Zeitungsausschnitt, den Carl Lee und ich bekommen haben.«
    Maggie war sich nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte. »Wie bitte?«
    Er holte seine Brieftasche hervor. »Carl Lee bat mich, ihm ein Foto von Ihnen zu besorgen. Das Einzige, was ich finden konnte, war dieser Zeitungsausschnitt.« Er zog ihn heraus und faltete ihn auseinander. »In echt sind Sie viel hübscher.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte sie. »Warum bewahren Sie ein Bild von mir auf?«
    McKelvey sah sie an. »Ich hatte das Gefühl …« Er hielt inne. »Ich glaubte, Sie zu kennen. Er hat ständig von Ihnen gesprochen, Maggie. In jeder Sitzung«, fügte er hinzu. »Er hat mir erzählt, dass Sie in die Fußstapfen Ihres Großvaters getreten sind und Medizin studiert haben. Ich bin davon überzeugt, dass Sie eine gute Kinderärztin sind. Sie sind ein sehr sanfter und liebevoller Mensch. Kein Wunder, dass Carl Lee Sie nicht aus seinen Gedanken vertreiben konnte«, meinte er. »Ich glaube, das wäre für jeden Mann sehr schwer.«
    In Maggies Kopf begann eine Alarmglocke zu klingeln. »Dr. McKelvey, ich bin sehr müde«, erklärte sie. »Vielleicht könnten wir uns morgen noch einmal sehen.« Sie stand auf.
    Er verstaute den Zeitungsausschnitt sorgfältig in seiner Brieftasche und steckte diese wieder ein. »Besessenheit ist eine schreckliche Sache, verstehen Sie? Eine Person kann sich so sehr auf etwas oder jemanden fixieren, dass er oder sie alles Erdenkliche tun würde, um Besitz davon zu ergreifen«, flüsterte er. »Tatsächlich ist es lähmend. Haben Sie schon jemals etwas so stark begehrt, Maggie?« Er stand langsam auf.
    »Vielen Dank für Ihren Besuch, James.« Sie führte ihn zur Tür. Das Messer entdeckte sie erst, als er es ihr an die Kehle drückte.
    »Sei ganz ruhig, Maggie«, wisperte er. »Du willst doch deine Tochter nicht aufwecken. Sie hat schon genug durchgemacht.«
    Maggie wartete einen Moment, in der Hoffnung, dass ihre Panik sich legen würde. »Warum tun Sie das? Was wollen Sie von mir?«
    »Ich will
dich,
Maggie«, erwiderte er leise. »Ich will dich schon seit so langer Zeit. Ich will dich besitzen. Mich mit dir vereinen. Carl Lee hat mir sehr lebendig beschrieben, wie du dich dabei verhältst.«
    »Ich dachte, Sie seien hierhergekommen,
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