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Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Titel: Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)
Autoren: Frau Freitag
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schön fiese Sitzordnung machen – immer Mädchen, Junge, Mädchen, Junge. Die Schüler laufen ein. Sehen die Gruppentische: » Abooo , was das?« Und als sie den Sitzplan sehen: » Tschüüüch , niiiemals sitze ich neben sie!« Besonders heftig weigert sich Samantha: »Mach ich nicht! Ich sitz nicht neben ihn.« Sie setzt sich einfach woandershin.
    Ich stelle mich neben sie: »Samantha, bitte setz dich dorthin!«
    »Nö, mach ich nicht. Ich will nicht, kann ich nicht …«
    »Setz dich bitte dorthin.«
    »Aber ich will nicht, ich will nicht neben ihn sitzen.«
    »Setz dich bitte dorthin.«
    »Ist mir egal, ich bleibe hier sitzen, Frau Freitag, ich kann nicht neben …«
    »Setz dich bitte dorthin!«
    »Hören Sie mal, bitte, kann ich nicht hier, ich kann nicht neben ihn, er stresst mich, er ist voll behindert.«
    »Setz dich bitte dorthin!«
    Nach zehn Minuten sitzt Samantha neben dem Jungen, neben dem sie nicht sitzen kann. Erster Erfolg! Alle sitzen so, wie ich es wollte. Dann verteile ich tausend Arbeitsblätter. Es wird halbherzig gearbeitet. Spaß macht es keinem. Aber wer plant denn Spaß? Habe ich Spaß kopiert? Will ich Spaß im Unterricht? Ich will Ruhe und Beschäftigung. Spaß? Spaß habe ich, wenn die Stunde vorbei ist.
    Komisch, an den Mittelteil der Stunde kann ich mich gar nicht mehr erinnern – verdrängt, weil man sich nicht jeden Scheiß merken sollte. Aber der Schluss war so schön, das weiß ich noch ganz genau.
    Der Geräuschpegel gegen Ende der Stunde geht hoch. Ich fange an, die Namen der störenden Schüler an die Tafel zu schreiben. Samantha steht dran und hat auch schon zwei Striche. Beim dritten Strich schreibe ich über den Namen: Brief an die Eltern. Ich umkringele Samanthas Namen und ihre Striche: »So, Samantha, das war’s. Du bist die Erste, die einen Brief bekommt.« Die Klasse in Schockstarre – Todesstille. Samantha: »Pfff, mir doch egal. Grüßen Sie meine Eltern schön. Ist mir doch egal.«
    »Nein, ich glaube, es ist dir nicht egal.«
    »Dann nehm ich halt die Brief aus dem Briefkasten und zerreiße den.«
    »Okay, dann rufe ich deine Eltern eben gleich nach der Stunde an.«
    »Ja, machen Sie doch. Dann sage ich auch, dass Sie mich bedroht haben und dass Sie mich angefasst haben.«
    Daniel, der neben Samantha sitzt, wundert sich: »Aber das hat sie doch gar nicht. Frau Freitag hat dich doch gar nichts gemacht.«
    Samantha eingeschnappt: »Na und, dann lüg ich halt. Mir doch egal.«
    Jetzt reicht es mir: »Okay, Samantha, wir gehen gleich nach der Stunde zum Schulleiter.«
    Nach der Stunde behalte ich sie im Raum. Ich empfehle ihr dringend, sich dieses Verhalten sofort wieder abzugewöhnen, weil ich ihr sonst eine Anzeige wegen Verleumdung anhängen werde. Sie entschuldigt sich, ich werde wieder milde, wir verlassen beide zufrieden den Raum, und ich bin mir ziemlich sicher, dass Samantha und ich in Zukunft keine Probleme mehr miteinander haben werden.
    Handelskammer, voll hammer
    Heute bin ich mit meinem Rollkoffer zur Schule getrottet. Ich kam mir vor, als würde ich verreisen, aber der Koffer war nur voll mit den Bewerbungsunterlagen, die ich auf der Ausbildungsmesse mühsam zusammengesammelt hatte. In der Schule habe ich zwei fette Aktenordner damit gefüllt. Die habe ich dann in der Hausaufgabenstunde in meiner Klasse auf den Tisch gewuchtet. Ich wusste durch ein kurzes Gespräch auf dem Hof, dass zum Beispiel Mariella aus meiner Klasse noch keine Ahnung hat, was sie werden will.
    Ich also hin zum schnatternden Mädchentisch, an dem sie sich gerade wieder über sehr schulferne Dinge austauschen. Den einen Leitz-Ordner knalle ich Mariella direkt vor die Nase: »Hier, guck mal, was du werden willst.« Den anderen gebe ich Elif. »Da ist was drin zu Medizinische Fachangestellte. Das musst du mal suchen.«
    Und jetzt geht das herrliche Treiben los. Begeistert blättern sie durch die Broschüren von Rossmann, Netto und Ikea. »Hier, Ayla, hier is Bürokauffrau, für dich. Willst du doch werden.« Vorher hatte ich die zwanzig Hausaufgabenhefte verteilt, die ich auf der Messe eingesackt hatte. Alle wollten unbedingt eins haben, und die blöden Stundenpläne von irgendeinem Bleistifthersteller standen auch hoch im Kurs.
    Ronnie, der immer nur auf seinem Platz sitzt und mit Peter quatscht und noch niiie irgendwas in der Schule oder für die Schule getan hat: »Ich will auch eins!«
    Und endlich hatte ich mal die Gelegenheit für eine kleine persönliche Rache: »Ronnie, du
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