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Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Titel: Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)
Autoren: Frau Freitag
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wenn man sich jetzt nicht an ihre Fersen heftet und ihre Spur verfolgt.
    Ich fülle diese Anfragen immer gewissenhaft aus oder reiche sie an die Schüler zum Ausfüllen weiter, wenn das gewünscht ist.
    Was aber nie gefragt wird: Verbleib von Frau Freitag. Niemand will wissen, was ich nach den Ferien mache. Deshalb habe ich mich heute einfach mit auf diese Liste gesetzt und geschrieben:
    FRAU FREITAG: OSZ GASTGEWERBE
    Ja, ich will nach den Ferien aufs OSZ. Ich habe mich für den Realschulabschluss eingetragen. Ich freue mich schon sehr. Ich komme in gleiche Klasse mit Ronnie und Abdul. Aber die sind voll streng da. Wenn du einmal fehlst, dann die schmeißen dich gleich von Schule. Aber mein Kuseng sagt, er hat Freundin auf OSZ Gastgewerbe und is eigentlich ganz gechillt da. Gib’s coole Lehrer und aber auch scheiß Lehrers. Die kackeste Lehrerin geht wohl jetzt von Schule.
    Manchmal würde ich auch gerne einfach mit einem Abschluss die Schule verlassen und was anderes anfangen. Immer muss ich da bleiben. Der Lehrer bleibt eigentlich jedes Jahr sitzen – voll krass.
    Abschlussfeier
    So, die Hochsteckfrisur steckt. Nur das Kleid, das ich mir extra für diesen Abend gekauft habe … beim Anziehen Katastrophe: Ohne BH geht das gaaar nicht, und einen BH drunterziehen geht auch nicht. Also Plan B: Die übliche schicke Hose, die ich jedes Jahr nur einmal, nämlich zur Abschlussfeier, anziehe und dazu aber diesmal einen Paillettenpanzer, bei dem die Schultern freiliegen. Sieht auch gut aus. Die Schminke ist as good as I could do it . Und jetzt noch schnell die Tasche packen – Kamera, Geld und Schminke und dann ab. Tanzen, Tanzen, Tanzen. Für mich beginnen die Sommerferien, und es ist der letzte Tag mit meiner Klasse. Oh Mann!
    Nichts
    Nichts!!! Dass ich von meiner Klasse nix zum Abschied bekommen würde, war mir klar. Aber dass es so dermaßen NICHTS sein würde …
    Ich gehe also mit meinem großen NICHTS ins Lehrerzimmer und setze mich auf den Boden vor die Schränke.
    »Frau Freitag, Frau Freitag, komm! Wir haben noch nicht angestoßen!«
    Ich hasse Sekt am Vormittag (auch am Nachmittag), und ich hasse es, wenn einem nur Alkohol angeboten wird. Ich stehe auf und halte das Glas hin. Der blöde Sekt läuft über – das macht er immer. Ich soll den schaumigen Überschuss abtrinken. Alle gucken, es schmeckt scheußlich, ich proste den Kollegen zu, ich will in meine Ecke vor den Schränken.
    »Du, Manu, willst du das hier noch mitnehmen?« Anita hält eine große Pappschachtel mit türkischen Keksen hoch.
    »Nein, nein. Ich weiß ja nicht mal, wie ich die ganzen Blumen nach Hause schaffen soll.«
    Ich hätte da eine Idee: Ich nehme einfach diese drei zurückgegebenen Biobücher und mach dir deine Scheißblumen platt! Hier! Guck, so flach können die sein. Ach, die auch noch? Kein Problem! Hier, lass mal, ich mach das schon.
    Meine nächste Klasse wird vier Jahre lang geschlagen und angebrüllt. Wenn ich mal gut drauf bin, dann lasse ich sie ein wenig nachsitzen oder rufe ihre Eltern an. Tadel und Verweise wird es täglich geben. Und vier Jahre später werde ich dann mit blöden Blumen und Scheißschokolade überhäuft, und dann lächle ich. Dann lächle ich das erste Mal in vier Jahren.
    »Frau Freitag, was machst du da auf dem Boden?«
    »Ach, geht schon. Ist schön hier.«
    »Du, ich wollte ja gestern zur Abschlussfeier kommen. Ich habe mich sehr über die nette Einladungskarte deiner Klasse gefreut. Aber ich war gestern so Asche. Aber die Karte war echt süß.«
    »Ja.«
    Alle meine Fachlehrer haben tolle Karten bekommen. Fachlehrer müsste man sein. Da könnte man sich jetzt noch ein Ei drauf braten. Eine Karte hätte mir ja schon gereicht. Nicht mal eine verkackte Karte haben die zustande bekommen.
    »Frau Freitag, sind die Mappen für uns? Bekommt jeder eine?«
    »Ja.«
    »In Weiß wären die aber schöner gewesen.«
    »Oder in Rosa oder Pink.«
    »Nein, Elif, das stimmt nicht. Ich hatte die alle in der Hand. In Rosa und Pink. Die schwarzen sehen am besten aus. Darum habe ich die gekauft.«
    »Hat jeder so einen Brief?«
    »Ja.«
    »Haben Sie die geschrieben?«
    »Ronnie, wer sollte die denn sonst geschrieben haben?«
    »Das ist bestimmt immer der gleiche Brief, und Sie haben da nur die Namen ausgetauscht.«
    »Hodda, lies erst mal, und dann überleg noch mal, ob alle den gleichen Brief bekommen haben können.«
    »Können wir jetzt die Zeugnisse haben?«
    »Ich hatte hier noch was aufgeschrieben für euch, das
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