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Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Titel: Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)
Autoren: Frau Freitag
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erwachsen werden.
    Ich freue mich, die Schüler wiederzusehen. Mehmet ist nicht mehr dabei. Er wiederholt die 9. Klasse. Gut für meine Nerven. Und Samira musste leider die Klasse wechseln. Sie hatte im zweiten Halbjahr der Neunten beschlossen, ihre Konflikte mit Mädchen aus zwei Parallelklassen nicht nur verbal zu bearbeiten. Sie sehe ich jetzt nur noch auf dem Hof. Samira findet ihre neue Klasse doof. »Ich kann mit niemandem quatschen. Ich bin die ganze Zeit still! Das ist so schrecklich!«
    »Ist doch super, dann kannst du dich auf den Unterricht konzentrieren!« Sie sieht das irgendwie anders.
    Abdul fastet. »Ist easy, Frau Freitag! Ich bin einfach die ganze Nacht wach und schlafe tagsüber.« Wird interessant, wie er das ab jetzt mit dem Schulbesuch macht.
    Und jedes Jahr bekommt man auch ein paar neue Schüler. Das ist ein äußerst spannendes Glücksspiel. Es können ehrgeizige und nette Schüler sein, aber auch totale Nieten, die dir die ganze Klasse kaputtmachen. Mit meinen drei neuen Mädchen habe ich direkt Glück. Sie sind freundlich und teilen mir überzeugend mit, dass sie alles geben wollen, damit sie in diesem Schuljahr den Realschulabschluss schaffen.
    Aber dann habe ich noch die absolute Knalltüte in die Klasse bekommen. Bilal. Kommentar von Kollege Werner, als er auf meine Klassenliste guckt: »Bilal? Wer hat dem denn erlaubt zu wiederholen? Und warum?«
    Bilal ist zwei Meter groß, total dünn und hibbelig. Er kommentiert alles, was man sagt, und findet sich unheimlich lustig. Ich frage ihn am Ende der Stunde: »Bilal, warum wiederholst du die Klasse? Möchtest du hier einen besseren Abschluss machen, oder möchtest du hier der Spaßvogel werden?«
    »Abschluss.«
    »Okay, dann verhalte dich ab jetzt ruhig!«
    Alles in allem war es eigentlich ein recht normaler Start. Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich noch nie einen ruhigen ersten Schultag mit meiner Klasse verbracht habe. Vielleicht den allerersten in der 7. Klasse, als sie sich noch nicht kannten. Aber seit sie sich kennen, wird in der ersten Stunde erst mal gequatscht. Für meine Klasse war es wahrscheinlich ein schöner Einstieg ins neue Schuljahr. Nur Frau Freitag hat irgendwie wieder voll mies gestresst.
    Meine Freundin Fräulein Krise sagt immer: »Jeder blamiert sich, so gut er kann.« Am zweiten Schultag blamiere ich mich nicht nur vor meinen neuen Schülern, sondern schäme mich auch noch in Grund und Boden für meine verdorbene Klasse. Eine von den drei netten neuen Schülerinnen kommt nach der Klassenleiterstunde, in der Hausaufgaben gemacht werden sollen, zu mir: »Frau Freitag, das geht ja gaaar nicht in dieser Klasse! Ich will einen guten Abschluss machen, und ich glaube nicht, dass ich hier was lernen kann. Hier kann ich ja noch nicht mal in Ruhe meine Schularbeiten machen.«
    Ich bin peinlich berührt und total sauer auf die Quasseltaschen in meiner Klasse, die immer noch nicht gerafft haben, dass es in der Schule um was geht.
    Meine Schüler können nicht still sein. Nie! Ständig unterbrechen sie mich, andere Schüler, sich selbst … Die gackern rum, weil in ihren Köpfen nur Hormone rumfliegen, die sich auf alle Synapsen gesetzt haben. Keine Möglichkeit, dass da Vernunft andockt, geschweige denn Wissenswertes. Licht an, aber keiner zu Hause.
    Kann ich es den fleißigen Wiederholerinnen übelnehmen, dass sie die Klasse wechseln wollen? Ich habe gesagt: »Ich verstehe euch total. Mir ist es auch zu laut. Geht ruhig.«
    Wären da doch nur Lautstärkeregler an den Schülern. Mit einer Universalfernsteuerung stünde ich vorne: »So, Marcella, du jetzt mal auf MUTE! Absolute Ruhe bitte, und Hausaufgaben machen!«
    Aber das gucke ich mir jetzt nicht noch ein Jahr lang an. Nächste Woche sind sie dran. Dann kommt Frau Gnadenlos. Nicht mit mir! So geht das nicht! Nicht am Anfang der 10. Klasse!
    Steiles Gefälle
    »Also, ihr Lieben, in der letzten Englischstunde hat mir der Unterricht nicht gefallen. Ich habe gemerkt, dass es hier doch ein sehr starkes Leistungsgefälle in der Klasse gibt.«
    Die Schüler: »Häh?«
    Manchmal muss ich einfach über ihre Köpfe hinweg reden. Wenn sie jetzt noch nicht wissen, was ein Gefälle ist, dann macht das auch nichts. Irgendwann hören sie das Wort noch mal und denken: Äh, das kenne ich doch. Das hat doch Frau Freitag in dieser total verkackten Endlosstunde gesagt, als wir in diesen Gruppen arbeiten sollten … Sie wissen dann zwar immer noch nicht, was es bedeutet, aber was
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