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Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Titel: Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)
Autoren: Frau Freitag
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geschrieben hat?«
    »Ja, genau der.«
    »Ach, der Typ ist doch krank.« Ah, sie haben sich mit dem Thema also schon auseinandergesetzt.
    »Warum ist der krank?«
    »Keine Ahnung. Was steht denn in dem Buch?«
    Tja, wenn ich das wüsste, ich habe es auch nicht gelesen. Trotzdem gebe ich kurz ein paar erklärende Sätze von mir.
    »Findet ihr denn, dass die sogenannten Ausländer sich hier gut integriert haben?« – Die Hälfte meiner vier anwesenden Schüler hat auch einen Migrationshintergrund. Aber sie sind nicht muslimisch, sondern katholisch und müssen deshalb heute zur Schule kommen.
    »Frau Freitag, wissen Sie, was mich an den Deutschen nervt? Wenn man in den Bus geht, oder auf der Straße, die gucken immer so ernst. Nie lacht mal einer, und nie lächeln die sich mal an. Das ist bei den Ausländern nicht so«, sagt Marcella.
    Und da musste ich ihr zustimmen. Gerade heute war die Stimmung in den öffentlichen Verkehrsmitteln irgendwie anders, auffallend ruhig, alles wirkte wie betäubt. Es war seltsam unaufgeregt auf der Straße, und irgendwann fiel mir auf, warum – Zuckerfest! Weit und breit kein Muslim unterwegs.
    Am nächsten Tag fehlt die Hälfte meiner Klasse gleich noch mal. Irgendwie haben die muslimischen Schüler immer noch nicht mitgekriegt, dass sie nur einen Tag feiern dürfen beziehungsweise nur einen Tag schulfrei bekommen. Komischerweise fehlen auch einige Nichtmuslime. Nun ja, dadurch haben wir Anwesenden einen angenehmen Tag.
    Ich versuche ja möglichst oft, meine Schüler daran zu erinnern, dass sie sich im 10. Schuljahr befinden, und dass der Ernst des Lebens auf sie wartet. Interessiert sie allerdings nur mäßig.
    »Und denkt daran, wenn dann diese Berufsberaterin kommt und mit euch das Bewerbungstraining macht, das ist für EURE Zukunft. Ich möchte da keine blöden Bemerkungen hören.«
    Elif guckt mich durch ihre Brille ganz verzweifelt an: »Frau Freitag, wissen Sie, das ist jetzt das letzte Jahr, in dem wir alle zusammen sind.«
    »Ja, ein Glück auch«, sage ich leise.
    Elif: »Und nächstes Jahr arbeiten wir.«
    »Ja, hoffentlich!«
    Und jetzt vergrößern sich ihre Augen so, dass sie fast ein wenig schielt: »Aber … aber wir sind doch noch Kinder!«
    Bitte nicht wieder bowlen
    »Sagt mal, mit dem Wetter und so … es regnet ja nun schon seit Tagen, und es scheint auch nie mehr aufzuhören. Was machen wir denn am Wandertag, wenn das Wetter so bleibt? Habt ihr Ideen?« Eigentlich wollte ich mit meiner Klasse draußen rumwandern, an irgendeinem Ort, an den sie ohne mich nie in ihrem Leben kommen würden. Aber jetzt brauche ich einen Plan B.
    Bilal: »Ins Museum!« Bilal ist ja neu in der Klasse und zeigt leichte Einschleimtendenzen. Wirkungsvolle allerdings, denn ich schreibe sofort »Museum« an die Tafel, obwohl ich schon weiß, dass ich dafür nie eine Mehrheit finden werde. Dann kommt das unvermeidliche Bowlen – waren wir schon zweimal. War nett, aber reicht jetzt auch. Beim letzten Mal waren wir in einem Bowling Center, da waren außer uns nur Senioren, die immer zu zweit eine ganze Bahn besetzten. Uns verfrachtete man in die hinterste Ecke mit nur drei Bahnen, so dass jeder Platz belegt war. Eigentlich wollten wir mehr Platz haben, schließlich waren wir fast 30 Leute. Und zwischen uns und den Senioren waren auch noch viele unbelegte Bahnen. Aber irgendwie wollte man wohl nicht, dass wir uns zu sehr ausbreiten. Während die Klasse schön ruhig und nett miteinander spielte, wurden wir die ganze Zeit misstrauisch beäugt, als würden meine Schüler gleich auf die Bahn springen und sich hinten in den Kegelumfallschlund stürzen. Ich fand das sehr unverschämt. Die Klasse hat sich echt gut benommen. Außerdem haben wir da auf einen Schlag fast 200 Euro gelassen. Und trotzdem wurden wir wie Störenfriede behandelt. Für 200 Euro müssen die Omas und Opas ziemlich oft kommen. Da gehen wir nie wieder hin.
    Jedenfalls steht heute wieder Bowling an der Tafel. Und Indoor Soccer, und dann kommt der Vorschlag, der meine Klasse total charakterisiert. Sie wollen: gemeinsam essen gehen . Plötzlich wird wild durcheinandergeschrien, wer wen kennt, der ein suuuper Restaurant hat, und wir können vorbestellen, und dann gehen wir noch alle zu Abduls Vater in die Bäckerei und holen uns Baklava und, und, und … und können wir uns nicht am frühen Abend oder nachmittags treffen, ist doch dann voll gemüüütlich …
    Ich denke, der Wandertag ist geplant. Vielleicht können wir vorher noch
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