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Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Titel: Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)
Autoren: Frau Freitag
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ein wenig alibimäßig rumwandern und dann voll gemütlich essen gehen. Elif wird hoffentlich danach sagen: »Frau Freitag, Wandertag war voll schööön.«
    Aber was, wenn der Chef selbst raucht?
    »Was ist denn eine typenfreie Autowerkstatt?«, fragt die Berufsberaterin Abdul.
    »Äh, hm, weiß ich nicht.«
    Marcella meldet sich wild: »Ich weiß, ich weiß, ich glaube, das ist eine Autowerkstatt, wo nur Frauen hinkönnen.«
    »Oder wo nur Frauen arbeiten, voll schön!«, sagt Elif.
    »Ach, ich weiß!«, ruft Funda. »Da sitzen die Männer nur rum und müssen nicht arbeiten, und die Frauen reparieren ihre Autos selbst. Da haben die Typen immer frei.«
    Das heitere Rätselraten wird von Mustafa aufgelöst, der uns erklärt, dass es sich hierbei um Automarken unspezifische Reparaturwerkstätten handelt, im Gegensatz zu Vertragswerkstätten.
    »Und du, Peter, willst also Maler und Lackierer werden. Dann erzähl mir doch mal was über Farben!«
    »Es gibt verschiedene.«
    »Ja, das stimmt«, sagt die Berufsspezialistin und grinst mich an. »Werde mal etwas genauer.«
    Peter guckt sich im Raum um: »Also, zum Beispiel Rot.« Irgendwann stammelt er dann noch was von Hauptfarben. Ich werde morgen auf jeden Fall die Grund- und Sekundärfarben wiederholen.
    Dann kommt das für meine Schüler typische Endlos-im-Kreis-Gefrage. Wir klären gerade, ob man beim Bewerbungsgespräch Getränke annehmen sollte, wenn sie einem angeboten werden.
    »Ja, das könnt ihr ruhig machen. Wie ist es mit einer Zigarette?«
    Die Wiederholer melden sich alle sofort, denn sie haben sich gemerkt, dass man das nicht tun sollte.
    Dann Bilal: »Aber wenn der Chef selbst raucht?«
    Die Berufsberaterin: »Nein, auch dann nicht.«
    »Aber wenn man selbst auch Raucher ist?«
    »Nein, auch dann nicht.«
    »Aber wenn man doch gerne eine rauchen möchte?«
    Plötzlich reicht es mir: »Bilal! NEIN, NEIN, NEIN! Was ist daran so schwer zu verstehen? Möchtest du in dem Moment einen Ausbildungsplatz bekommen, oder ist dir das Rauchen wichtiger?«
    »Aber mein Freund hat in einem Gespräch eine Zigarette angeboten bekommen und geraucht, und er hat den Job trotzdem bekommen.«
    Die Macht des letzten Wortes. Ich gebe auf. Bei den anderen ist das NEIN, NICHT BEIM BEWERBUNGSGESPRÄCH RAUCHEN angekommen, und Bilal wird wenigstens an mich denken, wenn er die Zigarette anzündet und am Ende ohne Ausbildungsplatz dasteht.
    Dschinges erzählt vom Ficken
    Ich unterrichte in der letzten Stunde meiner Arbeitswoche immer eine sehr kleine 7. Klasse. In dieser Klasse befinden sich auch wieder der dicke Dirk und Dschinges. Die beiden waren bereits letztes Jahr in der Siebten. Nicht zuletzt waren meine schlechten Kunstnoten schuld daran, dass sie sitzengeblieben sind. Und nun kommt’s: Die alte 7b ohne den dicken Dirk und Dschinges, die jetzt die 8b ist, hat einen neuen Kunstlehrer, und ich unterrichte die beiden wieder, nur halt in einer anderen Klasse. Oh, grausames Schicksal.
    Ich will – oder eher: ich soll – mit ihnen eine Wand in ihrem Klassenzimmer streichen. Wir haben keine Kittel, und die Farbe geht nicht mehr aus den Klamotten raus. Spätestens bei dieser Information hätte Fräulein Krise, die erfahrene Superlehrerin, das Unternehmen »Handlungsorientierter Kunstunterricht« gestoppt. Die dumme Frau Freitag dagegen rennt nichtsahnend in die bisher stressigste Stunde des neuen Schuljahres.
    Wir haben nur eine Rolle und zwei runtergewirtschaftete Pinsel. Der Raum, in dem die Wand ist, hat einen TEPPICH. Keiner will abkleben: »Ist doch egal, machen Sie mal die Farbe auf, ich will umrühren!« Zeitungen auslegen? Wozu denn?! Also mach ich das. Die Farbe deckt nicht. Mit den blöden Pinseln macht es keinen Spaß, und das Ergebnis sieht auch nicht gut aus. Sie prügeln sich um die Rolle. Immer auf der Zeitung, die schon mit Farbe bekleckst ist. Die Aufmerksamkeit lässt nach: »Ich habe keine Lust mehr. Kann ich rausgehen? Ich gehe Cafeteria, ja?«
    »Nein, du bleibst hier, Dschinges, hier, sortier mal die Bilder, die wir aufhängen wollen.« Die Bilder werden über den Boden verteilt. Die anderen Schüler latschen darauf rum. Dschinges erzählt vom Ficken. Er hält sich für den großen Aufreißer. »Wir machen das auch mit fünf Kumpels und einem Mädchen.« Ich bin entsetzt und glaube ihm kein Wort. »Sie glauben nicht? Ich kann Ihnen Handyvideos zeigen.«
    »Ach, du filmst dich noch dabei?«
    »Nein, aber mein Kumpel filmt.«
    Ich muss unbedingt mit der Erzieherin,
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