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Spuk in Rocky Beach

Spuk in Rocky Beach

Titel: Spuk in Rocky Beach
Autoren: Ulf Blanck
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Vollmond
    Es war schon weit nach Mitternacht, als Justus Jonas sich unruhig im Bett hin und her wälzte.  Durch das offene Fenster leuchtete der Vollmond direkt in sein Zimmer und von draußen hörte man das leise Zirpen der Grillen. Justus schob die Bettdecke zur Seite, trottete zum Fenster und blickte über den Schrottplatz. Überall türmten sich Berge von alten Autoreifen und rostigen Eisentei-len. So lange er denken konnte, war ihm dieser Anblick vertraut, doch diesmal lag eine eigenartige Stimmung über dem Gelände. Ein kühler Wind hauch strömte ihm vom nahen Pazifik entgegen und Justus schauderte eine Gänsehaut über den Rücken.  Plötzlich vernahm er ein merkwürdiges Geräusch.  Zunächst dachte er an eine Katze, doch dann verwandelte sich das leise Klappern in ein unheimliches Knistern und rhythmisches Knacken.  Minutenlang lauschte er den Lauten und wagte kaum zu atmen. Schließlich besiegte seine Neugier die Angst und er zog sich Turnschuhe an. Um Tante Mathilda nicht im Treppenhaus zu begegnen,  kletterte er aus dem Fenster und glitt vorsichtig auf das Schuppendach hinab. Der Schuppen lag direkt unter seinem Zimmer im ersten Stock des Hauses.
    Hier lagerte Onkel Titus seinen Lieblingsschrott.
    Schritt für Schritt schlich Justus auf Zehenspitzen in Richtung der unheimlichen Töne. Der Himmel war sternklar und im hellen Mondlicht konnte er mühelos den Weg finden. Behutsam zwängte er sich durch die schmalen Gänge, vorbei an aufgesta-pelten Computergehäusen, kaputten Klimaanlagen und Fernsehern. Der Ursprung der merkwürdigen   Geräusche lag jetzt genau vor ihm. Vorsichtig schob er eine große Blechplatte zur Seite. Dahinter befand sich ein rostiger Kühlschrank und oben drauf stand ein historisches Grammophon mit einem großen Trichterlautsprecher. So ein alter Plattenspieler war nichts ungewöhnliches auf Onkel Titus’ Schrottplatz, doch bei diesem drehte sich auf wundersame Weise eine Schallplatte auf dem  Plattenteller. Unaufhörlich kratzte der Tonarm über die verstaubten Rillen. Es war sehr eigenartig, denn solche alten Grammophone mussten zuvor mit einer Kurbel aufgezogen werden. War noch jemand auf dem Schrottplatz?
    Plötzlich verstummten die Geräusche und der Plattenteller stand schlagartig still. Stattdessen mischte sich ein leises Brummen in die Ruhe der Nacht. Es war der Kühlschrank. ›Unmöglich‹, dachte Justus. ›Ein Kühlschrank kann nicht ohne Strom funktionieren.‹ Ungläubig blickte er auf das abgeschnittene Kabel an der Seite. Der Kühlschrank war so alt, dass durch winzige Rostlöcher kleine helle Lichtstrahlen nach außen drangen.  Justus wich einen Schritt zurück. Dann veränderte sich die Farbe des Lichtes in ein unwirkliches Grün.  Die Strahlen wurden heller und dann wieder  dunkler, schließlich pulsierten sie im Takt seines Herzschlages.  Justus stand wie gelähmt vor dem Kühlschrank und blickte gebannt auf das Licht. Es schien, als würden ihn die Strahlen magisch anziehen. Ganz langsam streckte er seine Hand aus und ertastete den Griff. Er war eiskalt. Mit einem Ruck öffnete er die Tür. Kühle Nebelschwaden fielen zu Boden und strichen um seine Beine. Das grelle Licht verwandelte sich jetzt in ein kaltes Blau und blendete ihn.  Vorsichtig blinzelte er ins Innere.
    Er konnte es kaum glauben: Mittendrin lag ein Ei.  Es war etwas größer als ein Hühnerei und hatte eine metallisch glänzende Oberfläche. Justus war viel zu neugierig, um zu widerstehen. Behutsam steckte er seine Hand in den Kühlschrank und sank dabei auf die Knie. Das Ei war in dichten Nebel gehüllt. Nur wenige Millimeter trennten seine Finger von dem Metall. In diesem Moment schoss etwas wie eine Tentakel aus der Tiefe des Kühlschranks und packte seinen Arm. Ein gellender Schrei blieb in seiner Kehle stecken. Er riss die Augen auf und sah in das vertraute Gesicht von Tante Mathilda.
    »Justus, ist schon gut. Du hast nur geträumt.«

Klopfzeichen
    Es dauerte eine Weile, bis Justus sich wieder beruhigt hatte. Seine Tante hielt noch immer seinen Arm fest. »Du musst ja einen fürchterlichen Albtraum gehabt haben. Gut, dass ich hochgekommen bin, um dich zu wecken.«  Justus rieb sich die schweißnasse Stirn mit dem Kopfkissen trocken. »Wie spät ist es denn?«, fragte er verwirrt.
    »Gleich acht Uhr. Deine beiden Freunde warten schon unten auf der Veranda. Komm runter, ich hab für euch Frühstück gemacht.« »Hoffentlich gibt es keine Eier«, stammelte Justus.  Peter und
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