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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche
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einen Sinn«, mei n ten die Punkte wütend.
    »Verdammnis, Hölle, Abgrund, Unterwelt, Hades, Inferno, Verder b nis…«
    »Laß mich raten: Zorn?«
    »Was auch immer«, meinte sie ärgerlich.
    »Du denkst, du wärst ärgerlich?« wollten die Punkte wissen. »Vergl i chen mit mir bist du ausgesprochen gut gelaunt: Ich bin ärgerlicher als alles andere.«
    Sie betrachtete die Punkte genauer. »Aber was bist du denn nun, du Schlammhirn?«
    »Ich bin ein wütendes Ausrufezeichen«, erklärten die Punkte. »Und ich werde dich innehalten lassen, bevor du weitergehst.«
    »Wie lange innehalten?«
    »Nur dies: So lange, wie es nötig ist.«
    »Nötig ist, um was zu tun? Um mich zu erholen?«
    »Ich dachte schon, du würdest mich nie fragen: Solange es nötig ist, damit du aufgibst und wieder weggehst.«
    »Verstehe! Du bist eine weitere Herausforderung.«
    »Eine viel zu große Herausforderung für dich – gib’s auf.«
    Metria versuchte, das verärgerte Ausrufezeichen zu umgehen, doch da kam es auf sie zu, um sie in den Graben zu stupsen. Sie versuchte, da r über hinwegzuhüpfen, da sie immer noch flugunfähig war, doch es schwebte empor, um sie abzufangen, wobei die Punkte wütend glühten. Sie versuchte, darunter wegzukriechen, aber da ließ es sich fallen und stieß ein platzendes Geräusch hervor, um sie abzuschrecken. Es ließ sich einfach nicht vorhersagen, was es als nächstes tun würde. Sie versuchte, einfach durch das Ding hindurchzugehen, doch da bekam es einen Krampfanfall, so daß sie es aufgeben mußte.
    »Aber wie soll ich nur an dir vorbeikommen?« fragte sie schließlich verärgert.
    »Entweder haust du ab, oder du verschaffst mir etwas Erleichterung: Das sind die beiden Möglichkeiten, die du jetzt hast.«
    »Erleichterung?« fragte sie verständnislos.
    »Für mein Syndrom: Ich bin schließlich nicht freiwillig so reizbar.«
    »Aber wie soll ich dir Erleichterung bringen?«
    »Das mußt du schon selbst herausfinden: Räsoniere, du höllisches G e schöpf.«
    »Was soll ich tun?«
    »Denken, überlegen, grübeln, kontemplieren, reflektieren: Finde selbst die Lösung, Dämonin.«
    Metria dachte, überlegte, grübelte, kontemplierte, reflektierte und räs o nierte, obwohl ihr letzteres etwas Unbehagen verursachte. Doch es half alles nichts. »Das ist mir ein Müdem«, gestand sie.
    »Sprich verständlicher, Dämonin: ein was?«
    »Rätsel, Labyrinth, Mysterium, Paradoxon, Problem, Verwirrung, Obskurität…«
    »Klingt mir nicht, als würde irgendeins davon auf mich zutreffen: Ve r such’s noch einmal.«
    »Wie klingt es dir denn?«
    »Feind, Energie, Ekzem, enervieren, Edam: genug von diesem U n sinn.«
    »Ein Lauf?« erkundigte sie sich zuckersüß.
    »Was auch immer – es spielt kaum eine Rolle.« Da machte das Ausr u fezeichen plötzlich einen Satz, und sie sah, wie die Punkte vibrierten. »Einlauf: Das ist möglicherweise die Antwort!« Es huschte davon an ein ungestörtes Örtchen, um dort Erleichterung zu suchen.
    Metria marschierte schnell über die Brücke. Sie hatte die zweite He r ausforderung gemeistert.
    »Jetzt bist du dran, Schlimmi«, teilte sie ihrer schlimmeren Hälfte mit.
    »Gut, daß dir nicht das Wort ›Enigma‹ eingefallen ist. Träume süß, Bessi.«
    »Dämonen träumen nicht.«
    »Ich wollte nur frivol sein.«
    »Was wolltest du sein?«
    »Humorvoll, drollig, amüsant, komisch, lustig…«
    »Lustig war ich doch auch, Idiotin!« bellte Metria und zog sich aus der Szene zurück.
    Mentia trat von der Brücke und gelangte an einen Steinhaufen. »Was seid ihr denn?«
    »Wir dachten schon, du würdest uns nie fragen«, erwiderten sie. »Wir sind Bausteine.« Sie setzten sich in Bewegung und bildeten mit dumpfem Aufschlag ein Quadrat um sie herum. Dann kletterten weitere Steine auf die ersten, und wiederum welche auf diese.
    »Was tut ihr da?« fragte Mentia, vom Anblick dieser Aktivität verwu n dert.
    »Wir sind Bausteine, natürlich. Wir bauen ein Gebäude für dich.«
    »Aber ich will doch gar kein Gebäude. Ich will einfach nur durch.«
    »Das glaubst du!« riefen die Steine im Chor, als sie schließlich Mentias Kopfhöhe erreicht hatten, dann schlugen sie oben einen Bogen und bildeten eine Kuppel.
    »He, wartet mal einen Augenblick!« protestierte sie.
    »Bauarbeiten warten auf niemanden, Zementkopf!«
    »Wen meint ihr damit?« wollte sie wütend wissen. »Ich bin ein Luf t kopf, kein Zementkopf.« Ihr Kopf löste sich unscharf in Dampf auf.
    Doch die Steine schwiegen. Sie
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