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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche
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dich jetzt einfach mal diesen Herausforderungen ü berlassen.«
    »Oh, nein, das wirst du nicht tun!« versetzte Mentia. »Du hast mich hier hinbugsiert, da wirst du mir auch dabei helfen, das alles durchzust e hen. Außerdem traue ich dir nicht über den Weg, wenn du mit meinem Mann allein bist. Könnte durchaus sein, daß du ihm den Himmel ve r sprichst, um ihm statt dessen das Leben zur Hölle zu machen, hinterher bin ich noch schuld daran.«
    »Mist! Schon wieder gescheitert!«
    Metria machte sich wieder daran, den Berg zu überwinden. Von außen betrachtet, bestand er durchgängig aus Zucker und ließ sich leicht erkle t tern. Je mehr sie sich dem Gipfel näherte, um so vorsichtiger trat sie auf, konnte aber keine Stolperfalle an dem steilen Sandhang ausmachen. S o bald sie über diese stolpern sollte, würde sie wieder mit einem Tritt im Graben landen.
    Kein Zweifel, das war ganz eindeutig eine Herausforderung. Was wi e derum bedeutete, daß sie diese nicht nur mühsam meistern mußte, so n dern daß dahinter noch zwei weitere kommen würden. »Wie außero r dentlich schade!« fluchte sie frustriert.
    »Wie außerordentlich schade!« ahmte ihre schlimmere Hälfte sie nach. »Diese Halbseele hat dich wirklich entfremdet.«
    »Nein, sie hat mich in eine nette Person verwandelt«, versetzte Metria. »Was sollte daran wohl verkehrt sein?«
    »Das ist undämonisch. Ich wette, du kannst nicht einmal mehr Pup s a gen.«
    »Natürlich kann ich noch Piep sagen!«
    »Wußte ich es doch!«
    »Na, wenn du so dämonisch bist, was schlägst du denn dann vor, um dieses süße Durcheinander zu bewältigen?«
    Metria überlegte. »Der Berg ist zwar sehr süß, aber der Graben ist es nicht. Der verpaßt einem lieber Stiefeltritte.«
    »Das entspricht eben seiner Natur. Erzähl mir doch zur Abwechslung mal was Neues.« Metria rieb sich das stiefelgepeinigte Hinterteil; wenn sie keine Dämonin gewesen wäre, hätte es inzwischen furchtbar wehtun müssen.
    »Vielleicht sollten wir ihn einfach versüßen, dann geraten die Stiefe l hintern aus dem Tritt.«
    »Versüßen? Aber wie denn…« Da begriff Metria, worum es ging. »M a chen wir uns an die Arbeit.«
    Sie formte die Hände zu Schaufeln und fing an, lockeren Zucker den Hang hinabzuwerfen. Schon bald gelang es ihr, eine Lawine in Gang zu setzen. Majestätisch glitt der Zucker in die Tiefe und stürzte in den Gr a ben.
    Nachdem sie soviel von dem Berg ins Wasser geschaufelt hatte, wie sie nur konnte, stellte sie fest, daß sie auch ohne zu gleiten absteigen konnte. Sie hatte dem Hang seine Schärfe genommen. So stieg sie hinunter ans Ufer des Grabens, das nunmehr etwas matschig aussah. Sie steckte einen Finger hinein und prüfte einen Tropfen des matschigen Wassers mit der Zunge. Es prickelte nur wenig. Tatsächlich, sie hatte ihm seine Schärfe weitgehend geraubt.
    Außerdem hatte sich der Graben dadurch in eine Masse aus süßlich-kränklichem Schlamm verwandelt. Schon die bloße Berührung mit ihren Füßen genügte, um ihr Übelkeit zu verursachen, so als hätte sie sich übergessen oder zuviel getrunken. Da Dämonen weder aßen noch tra n ken, wußte sie, daß es sich nur um weitere Magie handeln konnte. Es würde ihr ziemlich schlecht werden, falls sie ans andere Ufer waten sol l te, selbst wenn sie dabei keinen Tritt in den Allerwertesten erhalten sol l te.
    Also ging sie statt dessen den Uferrand entlang, bis sie zu der Zugbr ü cke kam, die heruntergelassen war. Diese war ihr vorher nicht zugänglich gewesen, weil der Steilhang sie nach Belieben in den Graben befördert hätte, was er inzwischen jedoch nicht mehr vermochte. Sie hatte also die erste Herausforderung gemeistert.
    »Das wird mir langsam langweilig«, meinte Mentia. »Ich mache jetzt ein Nickerchen. Übernimm du die nächste Herausforderung, dann kümmere ich mich um die dritte, in Ordnung?«
    »In Ordnung«, stimmte Metria zu. Wegen ihrer schlimmeren Hälfte machte sie sich keine Sorgen, solange sie nur wußte, wo Mentia gerade war.
    Sie setzte den Fuß auf die Holzbrücke – da surrte etwas vor ihr auf und versperrte den Weg. Es schien aus zwei Punkten zu bestehen wie eine unvollständige Ellipse, nur daß diese eine senkrechte und keine waagerechte Linie bildete. »Was, um alle Halluzination, bist du?« wollte sie wissen.
    »Das verstehe ich nicht: Was um was?« fragte die Punktformation.
    »Glocken, Läuten, Musik, Geklingel, Diskordanz, Melodie…«
    »Versuch’s noch einmal: Keins dieser Worte ergibt
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