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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche
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auf der Dämonenuniversität die Nägel gefeilt habe.«
    »Um genau zu sein, das war ich, die das getan hat«, antwortete Mentia und lächelte versunken. »Damals, als wir noch untrennbar miteinander verbunden waren, als alternative Aspekte einer einzigen Dämonin. Das waren noch Zeiten! Aber ich hielt es nicht für angebracht, den Professor daran zu erinnern.« Sie hielt nachdenklich inne. »Vielleicht fallen mir noch ein paar seiner Worte ein, falls es wirklich wichtig sein sollte«, erbot sie sich hilfsbereit.
    »Danke, nicht nötig«, erwiderte Metria. »Ich denke, ich habe seine Ve r stellung schon ergründet.«
    »Seine was?«
    »Benehmen, Neigung, Temperament, Meinung…«
    »Grundeinstellung?« erkundigte sich Veleno.
    »Was auch immer«, erwiderte Metria ärgerlich.
    »Von all seiner Erhabenheit herab«, pflichtete Mentia bei. »Nun, falls du keine weitere Hilfe oder technischen Beistand suchst…«
    »Überhaupt nicht!« entfuhr es Metria sofort.
    »Schade.« Mentia verblaßte.
    »Du willst also, daß der Storch uns ein Baby bringt?« fragte Veleno, als Metria ihr Tun fortsetzte.
    »Ja. Das machen Ehepaare nämlich so. Kinder aufziehen.«
    »Aber Dämoninnen bekommen doch gar keine Kinder, es sei denn, sie wollen welche.«
    »Ganz genau. Und ich will auch eins.« Sie wandte den Blick ab. »Ich schätze, ich hätte es dir wohl eher sagen sollen, und ich kann dir nicht verdenken, daß du jetzt wütend bist.«
    »Aber ich bin doch gar nicht wütend.«
    »Nicht? Aber das könnte doch das Delirium unterbrechen und dir die ziemlich handfeste Verpflichtung aufbrummen, ein Kind großzuziehen.«
    »Ganz genau! Jetzt, da ich darüber nachdenke, will ich auch eine Fam i lie haben.«
    Metria sah ihn bewundernd an, wobei ihr Blick große Erleichterung auszudrücken schien. »Wunderbar!«
    Nun war er an der Reihe, nachdenklich zu werden. »Der Storch muß sich wohl denken, daß unsere Signale nicht ernst gemeint sind.«
    »Was reichlich ironisch ist, wenn man bedenkt, wie kräftig wir sie au s gesandt haben. Ich muß einfach die Behaglichkeit des Storchs wecken!«
    »Des Storchs was?«
    »Beobachtung, Bedachtsamkeit, Konzentration, Anwendung…«
    »Aufmerksamkeit?«
    »Wie auch immer. Was, glaubst du, soll ich tun?«
    Er überlegte. »Ich glaube, du solltest den Guten Magier aufsuchen und ihn danach fragen.«
    »Aber dann müßte ich dich ja ein ganzes Jahr allein lassen.«
    »Du könntest bestimmt gelegentlich mal vorbeikommen. Sicher, es b e deutet, daß du mich in diesem Jahr wahrscheinlich höchstens drei- oder vierhundertmal schwindelerregend glücklich machen kannst, aber ich denke, mit dieser Einschränkung kann ich leben. Ich möchte ja schlie ß lich auch, daß du glücklich bist.«
    »Du lieber, wunderbarer Mann!« rief sie und schickte sich an, das U n mögliche zu vollbringen: ihn doppelt so schwindelerregend glücklich zu machen wie zuvor.
    Doch bevor sie loszog, ging sie das Grundstück noch einmal ab, inne r lich zerrissen, weil ihre schlimmere Hälfte beschlossen hatte, sich zur Feier des Tages mit ihr wiederzuvereinen, nun, da Aussicht darauf b e stand, daß ihr Leben wieder interessant werden könnte. »Will ich das wirklich?« fragte Metria sich.
    »Warum nicht? Ist schließlich nicht so, als hättest du hier irgend etwas Wichtiges zu erledigen.« Als Metria geheiratet, eine halbe Seele erhalten und sich verliebt hatte – in dieser Reihenfolge –, hatte Mentia sich ang e ekelt von ihr abgespalten. Ihre schlimmere Hälfte behauptete, zusammen mit einem Wasserspeier ein großes Abenteuer bestanden und dabei g e holfen zu haben, ganz Xanth vor dem Wahnsinn zu retten, aber das war bestimmt eine Übertreibung. Sie hatte sich sofort mit ihr wiedervereint, als Metria damit aufgehört hatte, so widerlich nett zu ihrem Mann zu sein.
    »Hättest du auch eine halbe Seele, dann hättest du eine andere Um-… Einstellung.«
    »Dem Dämon X(A/N) th sei Dank, daß ich nicht von einer Teilseele korrumpiert wurde«, stimmte Mentia zu. Ihr Zwiegespräch verlief stumm, weil es nur innerlich stattfand. So konnte niemand sie bela u schen. Sie deutete mit der Linken. »Da ist ein Sandwurm: Zertrample ihn.«
    »Das werde ich nicht tun«, versetzte Metria. »Das wäre nicht nett.« Vorsichtig nahm sie den Wurm mit der Rechten auf und inspizierte ihn. Der bestand natürlich aus Sand; wenn er von unmittelbarem Sonnenlicht oder Wasser berührt würde, würde er sich in Pulver verwandeln oder auflösen. Also legte sie ihn
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