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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche
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Fetthuf hat angedeutet, daß der nächste Preis, der dem Sieger winkt, das Talent der Schöpfung ist. Das würde sich gut mit deinem Talent des Ausradierens ergänzen.«
    Kim zerzauste ihm das Haar. »Nächstes Mal vielleicht, Dug. Der Pr o zeß war wichtiger, und die Hochzeit war himmlisch. Wenigstens dürfen wir unsere Vorladungsmarken als Andenken mitnehmen, obwohl ich vermute, daß uns niemand glauben würde, wenn wir jemals die Wahrheit darüber erzählten. Und eigentlich sollte ich dir das gar nicht sagen, nac h dem du mir meine Seele gestohlen hast…«
    »Komm, du hast dich ja wohl ordentlich revanchiert!« protestierte er. »Mit einem Piekser hast du mich zerplatzen lassen.«
    »Das hattest du auch verdient. Wie dem auch sei, der Simurgh hat mir jedenfalls gesagt, daß wir nicht mit einer Bestrafung wegen Schwänzens rechnen müssen, sondern beide eine Eins bekommen. Es scheint, daß Com-Puter mit der Zensurdatenbank der Schule verbunden ist. Es ist gewissermaßen unsere Belohnung für den geleisteten Geschworene n dienst.«
    »Großartig! Es gibt kaum etwas, was ich mir mehr wünsche, als eine leichtverdiente Eins.«
    »Wie, überhaupt nichts?«
    Er sah sie an. »Na ja…«
    »Nichts da! Dieser Storch dahinten ist mir entschieden zu nah!« Bl ä schen hob den Kopf und musterte den Storch, der wie schlafend an einer Wand stand. Wirklich merkwürdig, einen Storch dabeizuhaben, dachte Metria; vielleicht war er ja in Bereitschaft, für den Fall, daß dem Küken etwas zustoßen sollte.
    Dug seufzte. »Weißt du was – so ein Mond wie Idas würde dir auch stehen. Vielleicht könnte ich dann an seinen Phasen ablesen, ob du…«
    Kim trat ihm auf den Zeh, aber nicht sehr heftig. »Du darfst mich kü s sen, sofern du mir versprichst, mir nicht wieder die Seele aus dem Leib zu saugen.«
    »Abgemacht.«
    Metria fiel ein, daß sie ihren Ehemann schon seit einigen Stunden nicht mehr gesehen hatte. Für den hatte sie mehr als Küsse auf Lager. Dann fiel ihr noch etwas ein. Sie erhob sich, die Taschentücher von sich schü t telnd, und machte sich auf den Weg durch den Saal.
    »Metria.«
    Sie zuckte zusammen. Es war Fetthuf. »Ja, Euer Ehren?«
    »Vergiß das mal schön. Meine Pflicht ist erfüllt. Wo gehst du hin?«
    »Zum Simurgh, um die übriggebliebene Marke zurückzugeben.«
    »Hast du eigentlich wirklich nichts als Schlamm im Kopf? Der S i murgh will sie nicht zurückhaben.«
    »Aber was soll dann…?«
    »Was glaubst du wohl, Dämonin? Du hast deinen Auftrag erfüllt, und indem du ermöglicht hast, daß der Prozeß seinen Lauf nehmen konnte und ein Urteil gesprochen wurde, hast du viel Schaden von Xanth abg e wendet. Der Simurgh hatte diese Marke als Belohnung für dich vorges e hen. Jetzt mußt du deinem letzten Ruf folgen und dich nach Hause zu deinem Ehemann begeben.«
    »Aber wem soll ich sie denn zustellen? Sie ist doch leer.«
    »Ist sie das?« Eigentlich sagte sein Tonfall Schlammhirn. »Wessen Au f merksamkeit und Dienstbereitschaft hast du dir denn am meisten g e wünscht? Du weißt doch genau, daß dieses Wesen nicht ewig hier h e rumstehen und warten wird.«
    Sie holte noch einmal die letzte Marke hervor und betrachtete sie. Nun stand darauf DER STORCH. Und auf der Rückseite: BELIEFERUNG.
    »Aha«, bemerkte Mentia, während Gnade Uns das Ding in kindlichem Erstaunen musterte.
    »Oho!« rief Metria, und eine Glühbirne leuchtete auf. Dann marschie r te sie, entschieden und aufgeregt zugleich, auf den langweiligen Vogel zu.
    Der Dämon Fetthuf hätte beinahe gelächelt.
    Glücklicherweise gelang es ihm gerade noch rechtzeitig, diesen u n schicklichen Gesichtsausdruck zu unterdrücken.
    ENDE
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