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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche
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einen so attraktiven Bewerber verloren zu haben.
    Leider gab es in der Nachbarschaft aber auch einen Möchtegern. Der liebte es, sich die Eigenschaften anderer Leute zuzulegen, die ihm gar nicht entsprachen. Diesmal schlüpfte er in das Kostüm des Anständigen Bürgers. Er war Augenzeuge geworden, wie sie Dug gepiekst hatte, und zeigte sie bei der Gewerbeaufsicht an. Sie wurde festgenommen und vor Gericht gestellt. Da es keine Leiche gab, warf man ihr etwas anderes vor, denn eine Festnahme aus den falschen Gründen kam nicht in Frage.
    Der Richter war eine Maschine mit einem strengen Bildschirm, der g e nau wie Com-Puter aussah. Der Ankläger war ein finsterer Mann, der an Sherlock erinnerte.
    »Wir werden beweisen, daß die Angeklagte gegen die Regeln der E r wachsenenverschwörung verstoßen hat«, verkündete der Ankläger.
    »Aber das geschah doch nicht absichtlich«, protestierte die Verteid i gung. Sie sah aus wie Gloha Kobold-Harpyie.
    »Wer behauptet das überhaupt?« wollte Kim wissen.
    »Ich tue das«, erwiderte ein Flügelungeheuer. »Ich bin der Simurgh. In meiner Allwissenheit habe ich gesehen, wie du, als du dich mit dem ju n gen Mann in den Federn gewälzt hast, nicht darauf achtetest, daß dein Rock hochrutschte, so daß ein Mäusebaby, das gerade aus seinem Loch lugte, deine Höschen zu sehen bekam. Das ist ein Gesetzesverstoß.«
    »Aber das ist doch lächerlich!« protestierte Kim. »Ich wußte ja nicht einmal, daß die Maus da war!«
    RUHE, erschien in Druckschrift auf dem Bildschirm des Richters. WORAUF PLÄDIERST DU?
    »Das ist doch verrückt!« fuhr Kim fort. »Da habe ich gerade erst übe r lebt, daß mir meine Seele gestohlen wurde, ganz zu schweigen davon, daß ich meinen Freund verloren habe, und alles, worum es euch geht, ist…«
    NICHT ZUR SACHE GEHÖRENDE AUSSAGE GELÖSCHT, druckte der Richter, und plötzlich war es, als hätte sie es niemals gesagt, denn die Wirklichkeit hatte sich verändert.
    »Es tut nichts zur Sache, was die Angeklagte wußte oder wann sie es tat«, warf Sherlock grimmig ein. »Ich bin bereit, die Maus in den Ze u genstand zu rufen, um das Verbrechen zu bezeugen.«
    »Aber die Angeklagte ist doch eine Person von gutem Leumund und stammt aus einem fernen Land«, warf Gloha ein. »Sie weiß nichts von einem solchen Gesetzesverstoß.«
    »Unwissenheit schützt vor Strafe nicht«, beharrte Sherlock.
    »Außerdem hat sie vielen Leuten die Seele zurückgegeben«, meinte Gloha. »Ich kann zwei Zentauren als Zeugen laden, die das bestätigen werden. Das Gute, was sie getan hat, dürfte doch das unbeabsichtigte Böse bei weitem überwiegen.«
    »Sie hat das Verbrechen begangen«, sagte Sherlock.
    »Sie ist eine gute Person«, erwiderte Gloha.
    Der Schirm des Richters blitzte. DIE PLÄDOYERS SIND BEENDET. DIE GESCHWORENEN WERDEN NUN IHR URTEIL VERKÜNDEN.
    Plötzlich richteten sich alle Augen auf Metria. »Wie, ich?« fragte sie.
    JA, DU.
    »Das ist doch alles nur ein verrückter Traum!« rief Metria. »Das Ganze kommt mir vor wie ein Kartenhaus. Ich verschwinde jetzt.« Und sie löste sich aus Jennys Traum.
    Nur um sich mitten im Geschworenensaal wiederzufinden, wo mi n destens ein Dutzend Augenpaare sie beobachteten. NUN MUSST DU ENTSCHEIDEN, DENN WIR KÖNNEN ES NICHT, UND WIR DÜRFEN KEIN HÄNGEVERFAHREN RISKIEREN, druckte Com-Puter, während zugleich das Abbild einer Schlinge auf seinem Schirm erschien. »Ich bin doch nicht einmal Geschworene.«
    DÄMONIN ÜBERLEGT ES SICH ANDERS. Plötzlich stellte Metria fest, daß sie es sich anders überlegt haben mußte. »Ja, natürlich werde ich entscheiden«, willigte sie ein. »Laßt mich nur noch ein bißchen darüber nachdenken.«
    ANDERE ENTSPANNEN SICH, WÄHREND DÄMONIN NACHDENKT. Musiknoten erschienen auf Com-Puters Schirm, und Jenny Elfe begann wieder zu summen. Bald bildete sich ein neues Bild aus, mit sämtlichen Geschworenen auf dem Zauberschloß, wie sie im Ballsaal tanzten. Mark vollführte den Danse Macabre, wobei er prächtiges Knochengeklapper zum besten gab. Gloha und Graeboe vollführten Pirouetten in der oberen Kuppel. Stanley Dampfer hielt den Takt durch Zähneklappern, während die beiden Wasserspeier steinerne Kreise u meinanderzogen. Der Rest machte sich an einen großartigen Squardance, an dem auch Mark teilnehmen mußte, um ihn zu vervollständigen, dann folgte ein Rundtanz und schließlich ein Dreieckstanz. In diesem Traum war Dug attraktiv und förmlich gekleidet, Kim wunderschön in einem wallenden
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