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Mein Geliebter aus den Highlands

Mein Geliebter aus den Highlands

Titel: Mein Geliebter aus den Highlands
Autoren: Hannah Howell
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1
    Schottland, im Frühling 1475
    »Uff!«
    Uff? Benommen und außer Atem beschloss Alana, dass dieser Laut von ihr stammen musste. Harte Lehmböden sagten nicht »Uff«. Seltsam war nur, dass ihre Stimme so tief, fast männlich von den rauen Steinwänden des Kerkers zurückhallte.
    Doch als sie allmählich wieder Luft bekam, bewegte sich der harte Boden unter ihr plötzlich. In dem Moment begriff Alana, dass sie nicht auf dem Boden gelandet war, sondern auf einem Körper, und zwar einem mit einer tiefen, männlichen Stimme. Unter ihrer Wange befand sich weder Lehm noch Stein, sondern Tuch. Mit dem Ohr, das dieses Tuch berührte, vernahm sie einen steten, kraftvollen Herzschlag. Lediglich ihre Hände berührten den kühlen, leicht feuchten Lehm. Sie lag der Länge nach auf einem Mann wie eine Dirne!
    Eilig zog sie sich zurück und bat um Verzeihung, weil ihre Knie und Ellbogen dabei peinliche Stellen berührten. Jedenfalls verstand sich der Bursche, auf dem sie gelandet war, hervorragend aufs Fluchen.
    Sie rappelte sich auf und starrte auf die drei Männer, die durch eine Luke auf sie herabblickten. Einer von ihnen hielt eine Laterne hoch, die kaum mehr als seine grinsende, haarige Visage beleuchtete.
    »Ihr könnt mich nicht mit einem Mann einsperren!«, empörte sie sich.
    »Es gibt keinen anderen Platz«, entgegnete der Größte der drei, ein Mann namens Clyde, der ihres Wissens nach der Laird war.
    »Ich bin eine Lady …«, fing sie an.
    »Du bist eine kleine, unverschämte Göre. Willst du uns endlich sagen, wer du bist?«
    »Damit Ihr meine Leute ausplündern könnt? Nay, das werde ich nicht tun.«
    »Dann bleibst du eben, wo du bist.«
    Sie hatte keine Zeit, Einspruch zu erheben. Die mit Eisenstäben gesicherte Luke fiel zu, und der schwache Schimmer der Laterne entfernte sich rasch zusammen mit den Gowans. Alana starrte in die Finsternis.
    Warum war alles so schrecklich schiefgelaufen? Sie hatte doch nur helfen wollen, ihre Schwester Keira zu finden. Aber keiner ihrer Verwandten hatte ihre Bitten erhört. Niemand hatte geglaubt, dass sie bei der Suche nach ihrer Zwillingsschwester tatsächlich behilflich sein könnte. Da war ihr der brillante Einfall gekommen, sich als junges Mädchen zu verkleiden, ihren Brüdern zu folgen und den rechten Moment abzupassen, um sich ihnen zu erkennen zu geben. In höchsten Zügen hatte sie die Vorstellung genossen, wie sie zu ihren verwirrten Brüdern treten und diese direkt zu ihrer Schwester führen würde. Es hatte ihr ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert und ihre Schritte beflügelt – bis sie die Spur ihrer Brüder verloren hatte. Und obendrein hatte sie nicht die geringste Ahnung gehabt, wo sie sich befand.
    Warum hatten ihre Gaben sie so plötzlich im Stich gelassen – ausgerechnet in dem Moment, wo sie so dringend ihre Hilfe brauchte? Von Selbstmitleid überwältigt hatte sie gerade ein Kaninchen gebraten, als die Gowans auf sie gestoßen waren. Alana verzog das Gesicht, als sie daran dachte, wie sie sich benommen hatte. Hätte sie das hilflose, süße Geschöpf gespielt, würde sie jetzt vielleicht nicht in einem Loch im Boden stecken, zusammen mit einem Mann, der sich offenbar soeben in einen Eimer erleichterte. Vielleicht wäre es doch klüger, den Gowans zu sagen, wer sie war? Dann konnten sie ein Lösegeld für sie fordern, und sie wäre wieder frei. Doch dieser Moment der Schwäche ging rasch vorbei. Alana mahnte sich streng, standhaft zu bleiben.
    Innerlich fluchend beendete Gregor sein Geschäft. Es war zwar nicht der eleganteste Weg, sich seiner neuen Mitgefangenen vorzustellen, aber ihm war nichts anderes übrig geblieben. Nachdem dieses Mädchen auf ihn gefallen und dann seine Blase mit Knien und Ellbogen malträtiert hatte, konnte er sein Bedürfnis nicht mehr unterdrücken. Zum Glück bot die Dunkelheit den Anschein einer Privatsphäre.
    Wo steckte seine Leidensgenossin überhaupt? Er lauschte in die Dunkelheit und hörte sie verhalten vor sich hin schimpfen. Clyde Gowan hatte sie eine unverschämte kleine Göre genannt, aber diese leise, rauchige Stimme ließ ihn eher an eine erwachsene Frau denken. Und auch der weiche, warme Körper, der auf ihm gelandet war, glich eher dem einer Frau, auch wenn er kaum gerundet zu sein schien. Gregor schüttelte den Kopf, während er sich vorsichtig zu der Stimme vortastete.
    Trotz seiner Vorsicht machte er einen Schritt zu viel und stieß unsanft an ihren Rücken. Sie schrie leise auf und sprang hoch.
    Dabei
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