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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann
Autoren: Lisa J. Smith
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doch Kaitlyn fand sie unter den gegebenen Umständen ziemlich großzügig. Frosts blassblaue Augen aber blitzten, und Schakal Mac verzog angewidert das Gesicht.
    Sie sahen einander kurz an und stürzten dann gemeinsam zur Tür.
    Kaitlyn war zu überrascht, um sie aufzuhalten, und als ihr klar wurde, was die beiden vorhatten, war sie sich nicht mehr so sicher, ob sie es überhaupt wollte. Das Johlen und Jubeln hatte nachgelassen.
    »Ich glaube, wir lassen sie besser ziehen«, sagte Kaitlyn, als Rob Anstalten machte, den beiden zu folgen.
    Er blickte sich zu ihr um und nickte dann langsam. Auch Gabriel und Lewis, die ebenfalls die Verfolgung aufnehmen wollten, ließen es widerstrebend sein. Kaitlyn hörte Schritte oben im Erdgeschoss, dann knallte eine Tür.
    Danach war alles still. In dieser Stille hörten sie Joyce flüstern: »Es tut mir so leid, es tut mir so furchtbar leid.«
    Kaitlyn drehte sich zu ihr um.
    Joyce’ Augen waren gerötet. Ihr Gesicht glänzte vor Tränen und Schweiß, und ihre sonst feinen blonden
Haare waren zerzaust. Der rosafarbene Hausanzug sah feucht und zerknautscht aus.
    Sie wirkte wie eine Schlafwandlerin, die gerade aufgewacht war.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte sie. »Was ich alles getan habe. Schreckliche Dinge. Ich … ich …«
    Kaitlyn sah sie hilflos an. »Tamsin! «, sagte sie sanft.
    Der Kopf mit den goldenen Locken hob sich. Als Tamsin Joyce elend dastehen sah, ging sie zu ihr hin, blickte ihr ins Gesicht, nahm sie beim Ellbogen und führte sie zur offenen Tür.
    »Die Feuersteine können mächtige Zauber bewirken«, sagte sie leise. »Ihr Einfluss kann unendlich stark sein, und es dauert lange, bis man sich davon erholt …«
    Kaitlyn sah den beiden erleichtert nach. Tamsin wirkte zwar jünger als Joyce, doch sie trug eine alterslose Weisheit in sich. Joyce lauschte auf ihre Worte, während die beiden nach oben gingen.
    Kaitlyn drehte sich um. Ihre Freunde standen da und grinsten sie an.
    Gut gemacht, sagte Lewis, und Anna fügte hinzu: Ich hoffe, es geht dir gut.
    Auch Bri und Renny lächelten. Die Atmosphäre des unbändigen Jubels hatte sich gelegt, doch es blieb eine Art wohliger Schauer.
    »Gehen wir nach oben«, sagte Rob und nahm Kaitlyn bei der Hand.

    »Ja, ich ziehe mich besser um.« Kaitlyn warf einen Blick auf den Badeanzug und grinste schief. »Und dann müssen wir uns noch um einiges kümmern. Gott, wahrscheinlich müssen wir die Polizei rufen. Wir haben ja einiges zu erklären.«
    »Da will ich aber vorher weg«, sagte Bri.
    Kaitlyn sah sich um und streckte Gabriel die freie Hand entgegen. »Komm mit, du … Held. Ich muss dir noch sagen, was ich von dir halte.«
    »Ich auch«, sagte Rob. Seine goldenen Augen leuchteten warm.
    Gabriel blickte auf Kaitlyns und Robs Finger, die ineinander verschlungen waren. Er lächelte, doch Kaitlyn spürte kein Glück mehr in ihm.
    »Ich bin froh, dass du sie gesund und munter wiederhast«, sagte er zu Rob. Damit drückte er zweierlei aus, das war Kaitlyn klar. Der wohlige Schauer war mit einem Mal verflogen. »Komm mit hoch«, sagte sie zu Gabriel. Er nickte und lächelte sie höflich an wie ein Fremder.

KAPITEL SECHZEHN
    »Du bist also kein Vampir mehr«, sagte Lewis zu Gabriel, als sie im Esszimmer ankamen. »Ich meine, jetzt müssten doch alle geheilt sein, oder? Die Leute von der Gemeinschaft haben gesagt, wenn der Kristall zerstört wird, bist du geheilt.«
    Kaitlyn merkte, dass er absichtlich vor sich hin quasselte, um die Stille zu füllen – die einzige Ablenkungsmethode, die er beherrschte. Gabriel lächelte ihn an, blass, aber dankbar. Doch Kaitlyn sah den Schmerz in den grauen Augen.
    Sie hätte sich eigentlich gern hingelegt, aber sie brachte es einfach nicht über sich zu gehen. Nie hätte sie gedacht, dass man von einem euphorischen Glücksgefühl in so schrecklich kurzer Zeit in so abgrundtiefes Elend stürzen konnte.
    Sie war unglücklich, hatte Angst und ein flaues Gefühl im Magen vor lauter Schmerz. Ich werde entzweigerissen, dachte sie, als sie im sonnendurchströmten Esszimmer stand. Sie hielt Robs Hand noch fester. Ich werde nie wieder ganz sein, es wird nie wieder alles gut sein. Oh Gott, bitte, bitte sag mir, was ich tun soll.

    Sie zog die Hand weg, weil ihre Schutzschilde den Schmerz nicht verbergen konnten. Sie wollte nicht, dass Rob es bemerkte.
    Anna legte ihr eine Jacke über die Schultern und drückte Kaitlyn die Hand. Kaitlyn sah sie dankbar an. Sie brachte kein Wort heraus.
    Rob wirkte
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