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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann
Autoren: Lisa J. Smith
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verloren. »Also … ist jemand verletzt?«, fragte er und blickte in die Runde. »Kaitlyn …?«
    »Mir geht es gut. Aber Gabriels Hand …«
    Gabriel, der sich gerade gesetzt hatte, blickte abrupt auf. »Das ist nichts, nur eine kleine Verbrennung.« Er hatte den Ärmel seines Sweatshirts hochgeschoben und sich geistesabwesend den Unterarm gerieben, doch nun krempelte er den Ärmel schnell wieder herunter.
    »Lass mich mal sehen. Ich habe gesagt, lass mich mal sehen.« Rob schnappte sich energisch Gabriels linken Arm.
    »Nein, lass das. Es ist die andere Hand!« Gabriel klang fast so barsch wie in alten Zeiten, doch Kaitlyn nahm einen geradezu panischen Unterton wahr.
    »Aber ich spüre doch etwas. Hör auf, dich zu wehren, und halt endlich still!« Rob klang gleichermaßen verärgert. Er schob den Ärmel nach oben – und erstarrte.
    Gabriels blasser Unterarm war mit grauenhaften Verletzungen übersät. Wütende rote Schnitte, klaffende Wunden, die wieder zu bluten begannen. Verbrennungen,
die in der Mitte Blasen warfen und an den Rändern braun wurden. Die Verletzungen verliefen vom Handgelenk bis zum Ellbogen.
    Kaitlyn wurde schwindlig.
    »Was ist passiert?« Rob klang erschreckend beherrscht. »Wer hat dir das angetan?« Er sah Gabriel mit seinen goldenen Augen fragend an.
    »Niemand.« Gabriel erwiderte seinen Blick wütend, aber auch irgendwie erleichtert. »Es ist einfach … passiert. Es ist passiert, als der Kristall zerbrach.«
    Es folgte Schweigen, und eine Schwere legte sich über das Netz. Lewis runzelte die Stirn, Anna biss sich auf die Lippen. Bri und Renny hatten sich zurückgezogen. Sie spürten wohl, dass sie das nichts anging. Rob sah Gabriel durchdringend an.
    Kaitlyn versuchte die tanzenden Lichtflecken auf ihren Augen wegzublinzeln. Sie müsste doch wissen, was mit Gabriel geschehen war. Sie müsste es wissen. Wenn sie nur denken könnte …
    »Bitte entspann dich«, sagte Rob endlich mit unbewegter Stimme. »Ich kann den Schmerz ein wenig lindern. Dann heilt es auch schneller.«
    Er legte Gabriel eine Hand auf den Arm, oberhalb des Ellenbogens, und hielt ihn mit der anderen die Hand. Kaitlyn sah, dass er mit den Fingern nach Transferpunkten suchte. Gabriel saß da, ungewöhnlich gefügig und gehorsam.

    Rob drückte mit dem Daumen auf Gabriels Handinnenfläche. Über das Netz spürte Kaitlyn, was er tat. Er schickte heilende Energie in den verwundeten Arm, die Gabriels eigene Energie zum Fließen brachte. Goldene Funken hüpften Gabriels Venen entlang, goldener Nebel waberte um seinen Unterarm. Kaitlyn spürte die Wärme und merkte, wie Gabriel sich entspannte, als der Schmerz nachließ, wie seine Muskeln entkrampften.
    Mit der Entspannung fielen auch die Schutzmauern. Kaitlyn wusste das, und sie wusste, dass Rob Menschen näherkam, wenn er sie heilte. Schnell merkte sie, dass er noch etwas anderes mit Gabriel machte – dass er seinen Geist erforschte, nach etwas suchte.
    Hey! Gabriel hob wütend den Kopf und versuchte, seinen Arm aus der Umklammerung zu ziehen. Doch es war zu spät.
    Sie starrten einander lange an, die grauen Augen und die goldenen, wie sie es schon so oft getan hatten, wenn sie miteinander gestritten hatten. Schier endlose Sekunden hielten sie den Blick.
    Dann veränderte sich Robs Miene, und er setzte sich zurück auf die Fersen.
    Gabriel hielt den verletzten Arm schützend vor die Brust. Er sah Rob trotzig an.
    »Du hast sie dir selbst zugefügt«, sagte Rob ruhig. Noch immer sah er Gabriel in die Augen. »Um … bei Kaitlyn sein zu können.« Er sagte die Worte, als wisse
er nicht genau, was sie bedeuteten. »Sie haben sie gequält, und du musstest lange mit ihr reden. Also hast du gedacht, der Schmerz würde deine Stimme verstärken, würde dir helfen, besser zu ihr durchzudringen.«
    Gabriel sagte nichts, doch Kaitlyn spürte, dass es stimmte. Das also hatte er vor ihr verborgen, als er sie im Isolationstank bei Verstand gehalten hatte. Als er ihr seine besten Erinnerungen erzählt hatte. Sie hatte die Müdigkeit und so etwas wie Schmerz gespürt, doch seine Qualen hatte er vor ihr verborgen.
    »Du hast eine Zigarre benutzt und eine Glasscherbe«, sagte Rob mit wachsender Gewissheit. »Und später hast du in den Wunden herumgestochert, um wach zu bleiben. «
    Ja, dachte Kaitlyn, die es ebenfalls spürte. Rob hatte die Situation offenbar noch nicht völlig erfasst, doch eines wusste er sicher.
    »Du liebst sie, nicht wahr?«, fragte er.
    Gabriel gelang es endlich, sich
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