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Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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Anlaufspuren, ein zerdrücktes Fotokristallgerät. Das war alles unbrauchbar. Schrott. Aber sie sollte versuchen, näher heranzukommen. Sie wusste, dass sie es versuchen musste, obwohl die Chancen klein, sehr klein waren. Irgendwo waren rote Linien. Irgendwo konnte ein funktionierendes Netz in Reichweite sein. Irgendwo gab es für sie die Möglichkeit, den Kontakter zu benutzen. Sie wusste, dass ein Weltenkreuzer nicht stirbt. Er konnte vernichtet werden, verglühen in einer Sonne oder zerrissen werden von außer Kontrolle geratenen Reaktoren, aber er konnte nicht daliegen und nichts tun. Die anderen, die nicht zum Kreis der Zentrale gehörten, konnten nichts davon wissen. Nur Zentralier kannten die inneren Geheimnisse der Weltenkreuzer, kannten die Pläne der Selbst-Belebung. Eliza musste wissen, ob es funktionierte. Sie kletterte auf den ersten Schutthügel hinauf. Bis zum ersten kompletten Segment würde es eine mühselige Sache werden.
    »He, du da!«, wurde sie von hinten angerufen. Sie drehte sich unter Schwierigkeiten um, beinah wäre sie ausgeglitten und gefallen.
    »Was ist?«
    »Komm da runter!« Das klang nicht wie eine Bitte. Das klang wie ein Befehl. Eliza war es nicht gewohnt, Befehle zu empfangen. Zentralier hatten das nicht nötig. Aber die Zentralier waren tot. Alle Zentralier außer ihr waren tot. Aber war auch die Zentrale tot?
    Eliza kletterte folgsam hinunter und wurde von drei Männern in neutralen blauen Overalls in Empfang genommen. Alle drei machten Gesichter, als seien sie äußerst wichtig. »Dein Name ist Eliza Simms, Zentralierin von der OOSTERBRIJK?«, fragte der Älteste der drei, ohne sich oder die anderen vorzustellen. Offenbar war er der Anführer der merkwürdigen kleinen Delegation.
    »Das ist mein Name«, antwortete Eliza.
    »Du sollst zu Tina kommen.«
    »Wer ist Tina?«, fragte Eliza.
    Der Mann lächelte und gab den beiden anderen ein Zeichen. Sie nahmen Eliza in die Mitte. »Die Chefin hier«, antwortete der Mann und wandte sich zum Gehen. »Wirst sie noch kennenlernen.« Sie gingen zu viert über die Ebene, weg von den Trümmern. Unangenehm fand Eliza, dass sie von den Männern am Oberarm geführt wurde, sei es, um sie vor dem Ausgleiten auf dem schlüpfrigen Grund zu bewahren, sei es, um zu verhindern, dass sie weglief. Sie spürte nicht wenig Lust dazu, denn sie kam sich verhaftet und abgeführt vor. Sie hätte die Männer wahrscheinlich außer Gefecht setzen können – Zentralier waren geschult, stets trainiert und kannten meistens mehrere Arten der Selbstverteidigung. Und Eliza Simms wäre unter normalen Umständen ohne Training imstande gewesen, diese drei Typen auszuschalten. Sie war größer und knochiger, und sie hatte wahrscheinlich weniger Skrupel, diese Männer in ihre Weichteile zu treten, als die Hemmungen hatten, eine Frau zu schlagen, erst recht eine Zentralierin. Aber Eliza war nicht fit. Und es wäre ihr lächerlich vorgekommen. Immerhin bildete sie es sich wahrscheinlich nur ein, dass hier Feindseligkeit im Spiel war.
    Man brachte sie zwischen die grob zusammengesetzten Bungalows, die bewohnt aussahen. Das große Zelt lag weiter weg von den Trümmern. Kinder schauten aus den wenigen Fenstern der Häuschen. Einer der Bungalows war halb in den Boden hineingebaut. An der Tür dieses bunkerähnlichen Gebäudes stand in sorgfältig gestanzten Buchstaben:
    VILM – ADMINISTRATION
    »Was bedeutet das«, fragte Eliza, »was heißt ‚Vilm‘?«
    Einer der Männer sagte mit unbewegter Miene: »So haben wir diesen Planeten getauft.«

4. Barbara und die Augen der Regendrachen
    »Vliesenbrink an Dorand«, sagte Jonathan, »Vliesenbrink an Dorand, kannst du mich hören? Bitte gib Antwort.«
    Es lag kein Segen auf dieser Mission, von Anfang an nicht. Ein Fehler, sich darauf einzulassen? Genug, dachte Barbara, das führt zu nichts. Sie schaute zu Jonathan hinüber. Der starrte nach wie vor auf den Schlund, der gerade ihren Kameraden verschluckt hatte. Die offene Feindseligkeit dieser Umgebung hatte ein Opfer gefordert. Eben hatte Dorand am Rand des Segments gestanden; im nächsten Augenblick verschwanden mehrere Quadratmeter Metall in der Tiefe. Dorand hatte kaum eine Chance gehabt. Wie viele Meter mochte es dort hinuntergehen, fragte sich Barbara, fünfzig, hundert, zweihundert? Die Sicherheitsleine von Dorand war da, der Wind bewegte sie locker hin und her, glatt abgeschert.
    Es hatte fürchterlich gescheppert da unten, als reiße das abgebrochene Teil weitere
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