Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
Vom Netzwerk:
Sdevan sich endlich dem Thema näherte. Sie startete Diagnoseprotokolle und sinnlose Monitoring-Software, nur um irgendwas zu tun und dem Vilmkind zu zeigen, dass es ihre Zeit verschwendete.
    »Ähem. Es ist notwendig, dass du gewisse Dinge weißt, ehe ich zu dem komme, was du das Thema nennst.« Sdevan hatte ihre Ungeduld bemerkt. »Die Rätselfrüchte haben uns eine Menge über Vilm und die Gestrolche und die vielfältigen Lebensformen in ihnen beigebracht. Die Würzmispel beispielsweise stellt uns eine Art Radar zur Verfügung, mit dem wir tierische Lebensformen spüren können, wahrscheinlich eine alte Fähigkeit der Eingesichter, sehr wunderlich. Schließlich sind alle anderen Tiere bidirektional gebaut, und es ist für uns wie für die Eingesichter äußerst abstrus, nach hinten und vorn gleichzeitig zu schauen.«
    Eliza rief allerlei Zeug auf die Monitore. Das System überprüfte sich selbst so gründlich wie seit Monaten nicht mehr. Anzeigen für den Fortschritt tiefgreifender Prüfungen schnurrten nach unten. Das Thema, mein Junge. Komm bitte zum Thema, sagten ihre wortlosen Handlungen.
    »Ich bin dabei, ich bin dabei. Außerdem haben wir durch die Würzmispel herausgefunden, dass eine Reihe von Pflanzen im Gestrolch gar keine sind, sondern eine eigenständige Klasse von Tieren. Oder etwas anderes, irgendwo zwischen Tier- und Pflanzenreich. Die Dinger haben zwar Wurzeln, leben jedoch von den anderen Teilen des Gestrolchs, und ihre Früchte sind eher Eier als Samen, und einige können sich selbständig bewegen, wenn auch nur langsam. Und die Wurbls sind den Pflanzen offenbar weit näher, als wir es bisher geahnt haben.«
    Eliza fand einige der Anzeigen auf ihren Bildschirmen ein wenig seltsam, achtete nicht darauf und richtete einen sengenden Blick auf das Vilmkind. Sdevan schwitzte. Das war noch seltsamer. »Langsam, aber sicher treibst du mich in den Wahnsinn mit all dem abgedrehten Obst. Was, zum Geier, hast du angestellt?«
    »Wir haben nach Möglichkeiten gesucht, das Wachstum der Gewächse in den Gestrolchen zu beeinflussen, nach unseren Vorgaben zu steuern. Wir haben Rätselfrüchte gefunden, die uns dabei vorangebracht haben: die Kremschote und die Bromnuss. Einzeln schienen sie wertlos zu sein, weil sie nicht mehr verursachen als eine leichte Geistesabwesenheit. Kombiniert allerdings haben sie uns den Weg gewiesen, Gestrolchpflanzen zu beeinflussen. Die Dinger wachsen so, wie wir es ihnen vorgeben.« Fast wirkte Sdevan verlegen, als er diese Information preisgab.
    »Die Dinger wachsen genau so, wie du es wünschst? Nicht zu glauben.«
    »Na ja. Mehr oder weniger. Praktisch formen wir die Gestrolche nach unserem Willen, wir steuern sie. Und wir werden immer besser dabei. Nahrhafte Schoten, die wachsen, wo man sie haben will. Wir könnten uns das Essen in den Mund wachsen lassen. Alle Geschmacksrichtungen, die wir gefunden haben, und das sind eine Menge. Das ist Biotechnologie – die Fähigkeit, das Wachstum der Tierpflanzen zu beeinflussen. Anfangs war es nur Spielzeug aus Biomasse, später erschufen wir Hütten aus Schlingpflanzen und Ästen. Jetzt sind wir weiter.« Sdevan schaute Eliza an, während das fellige Wesen die Monitore mit aufgerissenen Augen musterte.
    »Warum machst du eine Pause? Sprich weiter«, forderte Eliza.
    »Wir haben Will unsere neueste Schöpfung gezeigt. Na gut, meine neueste Schöpfung. Ein Gebäude, das verschiedene Bruchstücke des Weltenkreuzers integriert, sich über drei Stockwerke erstreckt und richtige Treppen enthält. Ich hab die Grundidee aus einer irdischen Datei kopiert; die Vorstellung, zum Schlafen nach oben zu steigen, kam mir zu komisch vor. Das Projekt ist hervorragend gelungen. Besser, als ich es gedacht hatte; und größer. Ich kann es weiter wachsen lassen, wenn ich will. Das ist Teil des Problems.«
    »Des Problems?« Eliza ahnte, wovon die Rede war, und sah auf die Monitore. Die zeigten jetzt – nach dem kompletten Neustart – wieder die Wirklichkeit. Und nicht mehr, was die Vilmkinder sie hatten glauben lassen wollen. Sie sah, wovon Sdevan die ganze Zeit gesprochen hatte. Das Gebäude aus Pflanzen, die fast Tiere waren, umflochten und durchdrungen von Tieren, die wie Pflanzen waren. Beeindruckend. Indessen stand es eindeutig da, wo einmal ein Garten gewesen war. Die Schösslinge von Pflaume und Gravensteiner hatten vermutlich niemals eine Chance gehabt. Vielleicht waren sie prima Dünger gewesen.
    Elizas Gesicht verfärbte sich. »Ich will das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher