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Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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gegen einen Widerstand, als hielte mich jemand sachte fest und ließe immer los, wenn ich mich anstrengte. Sehr verwirrend.«
    »Und dein haariger Freund?« Eliza beobachtete immer noch das verlangsamte Bewegung spielende Eingesicht, das wie ein betrunkener Bettvorleger von einer Seite auf die andere schwankte. Nur die geschickte Koordination der Mittelpfoten verhinderte, dass der Körper umfiel.
    »Das war ja so verwirrend. Es betraf mich komplett, also auch J, die von der Frucht gar nichts gegessen hatte.«
    »Das ist allerdings sehr verwirrend«, gab Eliza zu. »Ich für meinen Teil finde es kompliziert genug, dass ihr euch mit zwei Körpern und zweieinhalb Köpfen und zwei Füßen und sechs Pfoten und zwei Händen durchs Leben bewegt. Aber das ist nicht mein Problem.«
    »Ich komme prima zurecht, danke.« Sdevan-J stand auf einer linken Vorder- und einer rechten Hinterpfote, streckte die verbliebenen Gliedmaßen waagerecht aus und balancierte mit nach oben gerecktem Gesicht, als wäre sie die Attraktion im Vilm-Zirkus.
    Eliza beschlich der Verdacht, sie würde von Sdevan veralbert. »Vermutlich hast du nach diesem Erlebnis keinen Grund gesehen, mit den Experimenten aufzuhören? Oder einen von uns um Rat zu fragen?«
    Das Eingesicht, immer noch Zirkuspferd spielend, schüttelte energisch den Kopf. Dabei verlor es das Gleichgewicht und landete auf allen Sechsen.
    »Wieso nur wundere ich mich nicht darüber?«, sagte Eliza mehr zu sich selbst als zu ihrem Gesprächspartner.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Sdevan.
    Eliza funkelte ihn an. »Es gibt freche Antworten, die mich dazu bringen könnten, vollends auszurasten. Dich zu verprügeln wie einen Schusterjungen. Deiner zweiten Hälfte eine Vollrasur anzutun, um zu sehen, wie du unter deinem zottligen Fell aussiehst.«
    Sdevan-J wich eilig zurück, schüttelte sich und plusterte sein Fell auf. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Erwachsenen auf uns Vilmkinder aggressiv reagieren.«
    »Da kannst du Gift drauf nehmen.«
    »Bitte? Gift? Was für Gift?« Das Eingesicht ließ sich in gefahrloser Entfernung nieder und musterte die Einarmige erstaunt.
    »Vergiss es«, sagte die. »Erzähle weiter. Was kam nach deinem heroischen Selbstversuch mit der Beschleunigungsdroge?«
    Das Eingesicht schüttelte den Kopf – eine Geste, die erschreckend menschlich wirkte, als hätte sich ein Mensch in seinem Fell versteckt – und legte sich nieder. »Ich habe im Lauf der Zeit eine Unzahl von Früchten gefunden, jede mit ihrer eigenen Wirkung. Soll ich dir eine nach der anderen aufzählen?«
    Eliza seufzte. »Ist es dermaßen schlimm?«
    »Vermutlich würdest du es so empfinden«, meinte Sdevan.
    »Was soll‘s«, sagte Eliza. »Gib mir einen groben Überblick und komm dann zu dem Grund, aus dem dich Will zu mir geschickt hat. Ich habe das Gefühl, er hätte besser einen echten Seelenklempner suchen sollen, als ausgerechnet mir das Problem aufzuhalsen.«
    »Einen – was?« Sdevans Erstaunen wirkte echt.
    Eliza winkte ab. »Setze das auf die Liste mit den Worten, die du schleunigst vergessen solltest.«
    Sdevan nickte. »Zu den anderen.« Das Eingesicht musterte demonstrativ die Monitore, über die unbeachtet Information rieselte. Offenbar gefiel ihm, was es dort sah.
    »Du bist ganz schön frech für dein Alter«, stellte Eliza fest.
    »Mechin hat gesagt, wir sind alle biologisch weiter als kalendarisch.«
    »Du wiederholst dich.«
    »Mag sein.« Sdevans Augen lösten sich von den Monitoren und wanderten in Richtung Ausgang.
    »Du wolltest mir von deinen Selbstversuchen berichten, ehe ich dir das Fell gerbe«, sagte Eliza. »Im Laufe der Zeit, hast du gesagt. Wie lange betreibst denn du deine Forschungen? Und versuch es mit der Wahrheit.«
    »Nun ja ...« Sdevan war das Bedauern anzusehen, dass er nicht die Flucht ergriffen hatte, als sich die Chance bot.
    »Ich sprach von der Wahrheit«, erinnerte ihn Eliza.
    »Ein halbes Jahr ...« druckste Sdevan herum.
    »Was?!«
    »... oder besser etwas länger als ein Jahr.«
    »Mir fehlen die Worte.«
    »Das wäre mir aufgefallen.« Das Eingesicht blies spöttisch die Wangen auf und blickte rasch weg, als Sdevan merkte, dass ihr seine respektlose Geste aufgefallen war.
    »Deine Frechheit dringt nicht durch, mein Kind; ich bin viel zu schockiert. Dass ein Jugendlicher es fertigbringt, über zwölf Monate lang mit unbekannten psychotropen Substanzen herumzuexperimentieren, ist an sich schlimm genug. Dass keiner von uns etwas davon gemerkt
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