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Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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gegessen, schmeckt ausnehmend gut, eine echte Delikatesse.« Sdevan blickte sie stolz an, sein Eingesicht hob den Kopf und richtete die klugen Augen auf die Einarmige Eliza. »Wir haben eine gute Erfindung gemacht, oder?«
    »Du hast, wolltest du sagen.« Eliza unterdrückte ihr Grinsen. »Dass das Zeugs auch streng alkoholisch ist, hat man daran bemerkt, dass ihr ewig nicht wiedergekommen seid. Ihr wart allesamt sturzbetrunken. Und weil deine famose Erfindung so ungemein harntreibend wirkt, habt ihr den restlichen Tag mit Lallen, Schlafen und Pinkeln verbracht.«
    Sdevan verdrehte die Augen. »Das bekomme ich immer wieder aufs Kraut geschmiert.« Eliza beobachtete fasziniert, wie die Miene des Eingesichts denselben Überdruss ausstrahlte. »Ihr könnt mir Geschichten erzählen«, meinte Sdevan, »ich weiß von diesem Tag kaum noch Einzelheiten.«
    »Kein Wunder. Das sind genau die Großtaten, die man von dir gewohnt ist. Und da Will dich herschickt ...« Eliza zögerte. Sie hatte im Grunde genommen keine Zeit; sie wollte in ihren Garten gehen und die mickrigen Pflanzen pflegen. Ihr war klar, dass sie von den Vilmkindern für närrisch gehalten wurde, weil sie versuchte, irdische Gewächse auf Vilm zu ziehen. Eliza arbeitete seit Jahren an dem Vorhaben und dachte nicht daran aufzugeben, erst recht nicht jetzt, wo sie voriges Jahr erste Erfolge zu verzeichnen hatte. Sie würde nicht vergessen, wie die Kinder krank gewesen waren, als es Mode wurde, einheimisches Zeug zu essen. Die Kinder konnten tausendmal behaupten, diese absonderlichen Gewächse würden hervorragend schmecken: Sie wussten einfach nicht, was richtiges Obst ist. Deswegen wollte Eliza Äpfel und Birnen und vor allem Pflaumen ziehen. Auch wenn sie seit Wochen nicht bei ihren kleinen vermickerten Lieblingen gewesen war. Sdevans Strafe für was auch immer ging jedoch vor. »Setz dich dahin«, sagte Eliza, »und beichte deine Schandtaten.«
    Die unschuldigsten Blicke unter allen Wolken der Regenwelt. »Ich weiß nicht, was ...« Sdevan war zurückgewichen, während Eliza in Gedanken versunken war, das Eingesicht war beinahe draußen. »Ich habe gesagt, du sollst dich hinsetzen«, fauchte Eliza, »und damit meine ich dich vollzählig, diesen Raum verlässt keine einzige Pfote, ehe ich nicht alles weiß, was es zu wissen gibt.«
    »Entschuldigung. Ich sitze ja. Ganz.« Sdevan hatte sich rasch gefügt. Verdächtig rasch. Das Vilmkind hatte brav Platz genommen, das Eingesicht streunte ein bisschen durchs Büro und machte es sich sehr gemächlich bequem. Es musterte mit gelangweiltem Gesichtsausdruck die Monitore, über die allerlei Informationen flossen, denen Eliza nicht immer viel Beachtung schenkte. Sie fixierte das Vilmkind. Sdevan saß still da, als würden die Bildschirme genau das zeigen, was er erwartete. Er musste tatsächlich was ausgefressen haben. Eliza nahm sich vor, geduldig und ruhig zu bleiben.
    »Prima«, sagte sie. »Willst du ein Glas Saft?«
    »Hast du Strolchsaft da?«
    »Na klar.«
    »Weißen oder gelben?«
    »Du weißt, dass du nur weißen von mir bekommst. Außerdem bin ich der Meinung, dass der gelbe zu stark ist für dein Alter.«
    Sdevan legte den Kopf schräg. Die Köpfe. »Mechin hat gesagt, wir sind alle biologisch erheblich weiter als kalendarisch.« Der Dackelblick funktionierte, das musste Eliza dem Vilmkind zugestehen.
    »Nimm deinen kalendarischen Gestrolchsaft«, sagte sie, »und rede endlich biologischen Klartext, was heute vorgefallen ist.«
    »Du kennst doch die Gestrolche mit den gefiederten Blättern dicht über dem Boden. Die, an denen so merkwürdige Brötchen wachsen, wenn man die Triebe richtig abbindet«, begann Sdevan.
    »Ich denke, ja«, bestätigte Eliza. »Das klappt nicht immer.«
    »Bei mir schon«, sagte Sdevan stolz.
    »Angeber«, knurrte Eliza. »Aber ich weiß, du hast das, was wir früher den grünen Daumen genannt haben.«
    »Grüner Daumen?« Sdevan sah sie erstaunt an. »Meine Hände sind sauber ...«
    »Gut, schon gut, vergiss es.«
    »Ich verstehe nicht, was das heißen soll, grüner Daumen.«
    Eliza winkte ab. »Buche das einfach in der Rubrik für die Merkwürdigkeiten der Erwachsenen ab, in Ordnung?« Nicht aufregen, dachte sie. Sachlich bleiben. Es ist ein Vilmkind, und sein sechspfotiger Teil liegt wie ein hingeworfenes Fell unterm Tisch. »Ihr haltet uns ja sowieso alle für etwas meschugge«, erklärte sie. »Streite es nicht ab, erzähle lieber weiter.«
    »Nun, ich war auf der Suche nach
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