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Niels Bohr - Physiker und Philosoph des Atomzeitalters

Niels Bohr - Physiker und Philosoph des Atomzeitalters

Titel: Niels Bohr - Physiker und Philosoph des Atomzeitalters
Autoren: Ernst Peter Fischer
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Prolog
    Bohrs tiefes Verständnis menschlicher Probleme und sein gewichtiger Einfluss auf die Mitmenschen geben uns die Gewissheit, dass Männer wie Jesus, Laotse, Konfuzius und Buddha wirklich gelebt haben.
    JOHN ARCHIBALD WHEELER

    Wer Freude an den Einsichten und Fragen der Wissenschaft hat, gewinnt in diesem Buch Einblick in das Leben und Wirken des dänischen Physikers und Nobelpreisträgers Niels Bohr (1885–1962). Hier geht es um seine Erforschung der Struktur der Atome, der Grundbausteine der Materie, deren Vorstellung sich auf die spielerischen Spekulationen der antiken Philosophie beschränkte, die jedoch bislang nicht Gegenstand empirisch-experimenteller Untersuchung war. Ferner geht es um den durch Bohrs Erkenntnisse ermöglichten Weg in das Atomzeitalter und die Frage, wie die Physiker, die diesen Weg zunächst ohne Auftrag gefunden haben und nach dem politischen Willen von demokratisch gewählten Regierungen gegangen sind, dabei agiert und veran twortlich – oder auch nicht – gehandelt haben.
    2012 jährt sich nicht nur der Todestag von Niels Bohr zum fünfzigsten Mal, es kann auch der hundertste Jahrestag seiner Einsichten in den Aufbau der Atome gefeiert werden. Veröffentlicht wurde Bohrs Trilogie Über den Bau der Atome , die ihn berühmt gemacht hat, allerdings erst 1913, da es ein wenig dauerte, bis er seine anfangs als verrückt eingestuften Ideen so formulieren konnte, dass seine skeptischen Kollegen einer Publikation zustimmten. 1922 erhielt er den Nobelpreis für die Trilogie.

    Meiner Überzeugung nach vollzog Bohr den entscheidenden Schritt zum Verständnis der Atome im Jahr 1912, und ihm ist dabei in zweierlei Weise etwas Besonderes gelungen: In wissenschaftlicher Hinsicht eröffnete er die Möglichkeit, sich die Atome physikalisch widerspruchsfrei vorzustellen und ein Verständnis der Elemente und der Materie zu entwickeln, aus der die Welt und die Menschen bestehen. Aus dem philosophischen Blickwinkel führte Bohr vor, dass man das Atom erfinden muss, um es zu begreifen. Die Form, die ein Atom nach den experimentellen Beobachtungen haben musste, passte nicht zu den Gesetzen der Physik, die allen bekannt waren. Bohr entschied, dass man in einem solchen Fall eben die Gesetze ändern – neu erfinden – müsse, wie es in den folgenden Jahren dann auch geschehen ist. Der kreative Mut des dänischen Wissenschaftlers wird in dem vorliegenden Buch besonders gewürdigt.
    Bohrs Leben und Werk sind seit 1985 – dem Jahr seines hundertsten Geburtstags – von Wissenschaftshistorikern ausführlich dokumentiert und beschrieben worden. Dieses Buch möchte den entscheidenden Schritt, den Bohr zur Erklärung der Atome vollzog, nicht nur dokumentieren, sondern auch begreiflich machen.

    Ernst Peter Fischer
    Heidelberg, im Frühjahr 2012

EINFÜHRUNG

»Nur um zu lernen...«
    Bohr ist zweifellos einer der größten Erfinder unserer Zeit auf dem Gebiet der Wissenschaft. Er ist ein wahrhaft genialer Mensch, ein Glück, dass es so etwas überhaupt gibt.
    ALBERT EINSTEIN

    Niels Bohr war ein Glücksfall für die Welt, und einer wie er fehlt uns heute in der Wissenschaft ebenso wie in der Politik. Alle, die ihn persönlich kannten, haben Bohr zutiefst verehrt und im höchsten Maße bewundert – auch und gerade Albert Einstein (1879–1955), obwohl sich die beiden selbst nach beträchtlichem gedanklichen Ringen nicht über tiefreichende philosophische Fragen einigen konnten, die sich ihnen als Physiker stellten. Wie ist die Wirklichkeit zu verstehen, in der die Atome eine Rolle spielen? Welche Freiheit bleibt den Menschen, von einem Gott und seiner Schöpfung zu sprechen, wenn sie die Gesetze der Natur sowohl in der kleinen Welt der Atome als auch in der großen Welt des Kosmos kennen? »Gott würfelt nicht«, bestimmte Einstein in der Mitte der 1920er Jahre kühn, was Bohr arg verwunderte. Ihm schien es allzu vermessen, Gott vorzuschreiben, wie er zu handeln und die Welt in ihrem Lauf zu ermöglichen habe. Das könne doch selbst Einstein nicht.
    Doch trotz ihrer bis zuletzt unvereinbaren Ansichten schwärmte der selbstbewusst und souverän auftretende Einstein von dem liebenswürdigen und stets versöhnlichen Menschen Bohr. Seinen physikalischen Ideen und Ableitungen, die nicht selten verrückt erschienen, bescheinigte Einstein wiederholt, »höchste Musikalität auf dem Gebiet des Gedankens« zu sein, wobei sich Bohr gerade
durch diese kreative Art der Anleihe bei der Kunst in die Lage zu versetzen
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