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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde
Autoren: Wera Tschaplina
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dem Wagen, der Bär setzt sich hinein. Da sehe ich einen Hund hinter dem Bären herlaufen. Der Hund läuft an den Wagen heran und bellt. Na, denke ich, das muß ja wohl ein zahmer Bär sein. Ich wußte nur nicht, was ich mit ihm beginnen sollte. Sie kamen gerade zur rechten Zeit.“ Der Autobesitzer wandte sich lachend an die noch immer im Wagen sitzende Marjam und fügte hinzu: „Wie ist es, Meister Petz, wollen Sie nicht wieder aussteigen?“
    Marjam dachte gar nicht daran. Da holte Galina ein Stück Zucker aus der Tasche und zeigte es Marjam.
    Marjam war ein Leckermaul und auf Süßigkeiten scharf. Als sie den Zucker sah, stieg sie sofort aus dem Wagen.
    Da legte man der Bärin einen Riemen um den Hals und führte sie unter sicherem Geleit zurück zur Aufnahmestelle. Marjam sollte noch gefilmt werden, wie sie die Zähne fletschte, und der Regisseur bestand darauf, daß es nicht auf den nächsten Tag verschoben wurde.
    Diese Aufgabe ließ sich ganz einfach lösen. Galina blies Marjam behutsam etwas Zigarettenrauch in die Nase. Marjam fletschte zwar die Zähne, schürzte aber die Lefzen und … nieste.
    „Gesundheit!“ sagte der Regisseur. „Das müssen wir wiederholen.“
    Wieder trat der Zigarettenrauch in Aktion. Marjam fletschte die Zähne und … begann sich die Nase zu reiben.
    „Das taugt nichts, die Aufnahme ist verdorben, wir müssen es noch einmal versuchen“, brummte der Regisseur.
    Aber Marjam hatte den Tabakrauch anscheinend satt bekommen und nahm kopfschüttelnd und niesend Reißaus. Jack jagte der Bärin freudig bellend nach. Diesmal mußten Galina und die übrigen Mitarbeiter zwei Ausreißern nachlaufen.
    Jetzt lief Marjam durchs Dickicht. Es war äußerst schwierig, ihr dort zu folgen, noch dazu bei dem tiefen Schnee.
    Auf einer großen Waldwiese wurde sie schließlich eingeholt. Sie grub etwas unter dem Schnee hervor und fraß es. Als sie aber die sich nähernden Menschen bemerkte, lief sie wieder weiter.
    „Uff, ich kann nicht mehr“, keuchte Galina.
    ‚Sie ist einfach in Spieleifer geraten und wird jetzt immer wieder davonlaufen.‘ dachte sie.
    Galina machte entschlossen kehrt und ging zurück. Jack sah seine Herrin weggehen und lief ihr nach. Und hinterher galoppierte in voller Bärenkarriere Marjam. So langten sie bei der Aufnahmestelle an.
    Nachdem die Bärin im Walde, ihre zähnefletschende Schnauze und einiges andere gefilmt war, stand die Aufnahme der technisch schwierigsten Episode bevor. Es sollte ein im Schnee liegender Mensch gefilmt werden, neben dem ein Bär stand. Der Bär sollte ihn beschnuppern und die Joppe, die er anhatte, zerreißen.
    Der Schauspieler Kadotschnikow hatte schon lange vor der Filmaufnahme damit begonnen, Marjam an sich zu gewöhnen. Er besuchte, fütterte, liebkoste sie und ließ sie zu Spaziergängen heraus.
    Und dennoch waren wir am Tage der Filmaufnahme dieser Episode schrecklich aufgeregt. Wie würde die Bärin sich verhalten? Sie konnte den liegenden Menschen angreifen und sein Gesicht verunstalten. Der Aufnahmeort war beizeiten von der Miliz abgesperrt worden, damit kein Nichtbeteiligter durchdringen und die Aufnahme stören konnte. Auch die Apparatur befand sich an Ort und Stelle.
    Als man Marjam losließ, lag Kadotschnikow, als Flieger geschminkt und gekleidet, bereits im Schnee. Marjam blickte sich um und ging rasch auf ihn zu. Ringsum herrschte Totenstille.
    Nur Galina trat ein wenig vor und verfolgte gespannt jede Bewegung des Tieres. Jetzt war Marjam bei dem liegenden Menschen angelangt, jetzt bückte sie sich, beschnupperte sein Gesicht, berührte es mit den Zähnen …
    Kadotschnikow lag still. Er spürte den Atem des Tieres an seinem Gesicht. Er empfand, gleich dem Helden der Erzählung, Meressjew, das wahnsinnige Bedürfnis aufzustehen, unterdrückte es aber mit einer ungeheuren Willenskraft und blieb regungslos liegen.
    Nachdem Marjam das Gesicht des Schauspielers beschnuppert hatte, machte sie sich daran, seine Joppe zu untersuchen. Alle atmeten erleichtert auf. Marjam beschnupperte die Joppe, sie roch nach etwas äußerst Schmackhaftem. Die Bärin wußte sehr wohl, was sie tun mußte, um sich des Leckerbissens zu bemächtigen. Kadotschnikow hatte schon häufig etwas Gutes in seiner Tasche versteckt und Marjam angelernt, es herauszuholen.
    Mit ihren riesigen und starken Krallen zerriß sie die Joppe, holte das versteckte Stück Zucker heraus und ging zur Seite. Letzteres tat sie, weil Galina ein ganzes Paket Zucker auf die Erde streute.
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