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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde
Autoren: Wera Tschaplina
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mit frohem Gewinsel.
    Vordem lebte sie im Speicher, eignete sich aber, ihrer Gutmütigkeit wegen, nicht im geringsten zum Wachhund.
    Waigatsch zeigte sofort lebhaftes Interesse für seine Nachbarschaft. Er beschnupperte die Tür und horchte, wenn die Jungen quiekten. Winselte eins, dann wurde er unruhig und kratzte an der Tür. Er schlief sogar neben der Tür, hinter der sich Jane befand.
    Nach drei Wochen waren die Jungen so gewachsen, daß der Übergangskäfig für sie zu eng wurde. Wir konnten lange keinen passenden Platz finden. Da half uns ein Zufall.
    Der Wärter öffnete versehentlich die Tür zum Übergangskäfig. Im Handumdrehen war Jane mit ihren neun kleinen Hunden im Käfig bei Waigatsch.
    Der erschrockene Wärter lief spornstreichs zum Zootechniker. Mit starken Keschern ausgerüstet, eilten beide zurück. Sie fürchteten, ein Blutbad anzutreffen. Statt dessen bot sich ihnen ein friedliches Bild.
    In der Mitte des Käfigs stand, umringt von allen Jungen, der vedutzte Waigatsch, während sich Jane mit der neuen Wohnung vertraut machte.
    Der Wärter wollte die Jungen in ihren früheren Käfig hinüberlocken. Er goß Milch in eine Schüssel und rief die Knirpse heran. Ihnen gefiel es aber offensichtlich weit mehr, Waigatsch an der Rute zu zupfen, denn sie beachteten weder die Milch noch den Wärter. Kläffend fielen sie über Waigatsch her, der vorsichtig die Pfoten hob, um den Knirpsen nicht weh zu tun.
    Als wir sahen, daß Waigatsch keine bösen Absichten hatte, beschlossen wir, sie nicht zu trennen.
    An diesem Tage fraß Waigatsch überhaupt nicht und überließ seine Fleischration den Jungen. Er schlief auf dem harten Zementfußboden, während sich auf seiner Schlafstätte Jane mit ihrer Nachkommenschaft einrichtete.
    Die neun Knirpse der Jane machten Waigatsch eine Menge zu schaffen, er leckte sie und überließ ihnen seine Fleischration. Kaum legte er sich nieder, drängte sich schon die ganze Meute an ihn heran, um mit ihm zu ringen.
    Sie zupften ihn rücksichtslos an Ohren und Rute. Waigatsch wurde jedoch nicht böse. Und wenn sie miteinander zankten, kam er herbei und stieß die Raufbolde mit seiner Schnauze auseinander.

    Waigatsch änderte auch sein Verhalten den Menschen gegenüber. Er wollte vom Wärter gestreichelt werden, was bei ihm freilich anders aussah als bei Jane. Waigatsch trat langsam auf ihn zu und wedelte nur wenig, aber freundlich mit dem Schwanz.
    Waigatsch lernte lächeln. Dabei sperrte er seinen Rachen fast bis an die Ohren auf und fletschte die Zähne. Er sah gar nicht mehr wie ein Raubtier aus.
    Und Waigatsch spielte. Er packte ein Stück Fleisch und lief im Käfig umher, wobei die Jungen ihm winselnd und bellend nachsetzten. Sie suchten ihn einzuholen und ihm das Fleisch zu entreißen; er legte es vor sie hin, um es sofort wieder aufzugreifen und damit wegzulaufen.
    Das sah einer Jagd ähnlich. Waigatsch brachte den Jungen Flinkheit und Gewandtheit bei. Sie wurden von Tag zu Tag kräftiger und widerstandsfähiger.
    Als sie herangewachsen waren, kamen sie nacheinander in fremden Besitz, und Waigatsch blieb mit Jane zurück. Bald wurde aber auch Jane verkauft.
    Waigatsch war wieder allein.
    Lange stand er an der Tür und wartete, daß Jane zurückkehrte. Als man sie wegführte, warf er sich im Käfig hin und her, als wäre er tollwütig geworden.
    Die ganze Nacht hindurch nagte Waigatsch an der Tür und versuchte, mit seinen Zähnen das Gitter zu zerreißen. Als der Wärter am Morgen in den Käfig trat, stürzte ihm Waigatsch mit einer solchen Wut entgegen, daß der Mann kaum Zeit hatte, aus dem Käfig zu springen und die Tür zuzuschlagen.
    Waigatsch lächelte nicht mehr. Er wurde düster und bösartig und fraß wenig. Stundenlang blickte Waigatsch in die Richtung, nach der man Jane weggeführt hatte. Und in den Nächten heulte er anhaltend, gedehnt und schwermütig wie ein echter Wolf.
    Nach zwei Wochen rief uns Janes neuer Besitzer an und behauptete, die Hündin sei krank. „Sie frißt nicht und winselt immerzu. Könnten Sie mir sagen, was ich tun muß?“
    Ich gab ihm den Rat, sie wieder in den Tiergarten zu bringen.
    Waigatsch erblickte Jane schon von weitem. Er sprang auf und stürzte ans Gitter, dann zur Tür, dann wieder zum Gitter.
    Das Wiedersehen läßt sich nicht beschreiben. Janes Besitzer verzichtete auf die Rückerstattung des Kaufbetrags. Er sagte: „Ich brauche das Geld nicht, ich möchte Sie nur bitten, die Hündin nicht mehr zu verkaufen.“
    Waigatsch und
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