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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall
Autoren: Rita Mae Brown
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drum darf ich nicht zu früh damit anfangen. Ich warte, bis die Trauben – winzig klein – am Stock erscheinen, dann stell ich das Zeug auf.« Sie schüttelte aufgebracht den Kopf. »Ich sag euch, Vögel und Wild können einen fix und fertig machen.«
    »Um das Wild kann ich mich kümmern.« Tucker blähte die breite Brust.
    »Rehe sind nichts anderes als große Ratten.« Pewter hielt mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg.
    »Oh, aber sie sind so hübsch.« Mrs. Murphy beobachtete liebend gern Rotwildrudel mit den noch gefleckten Kitzen, wenn sie die Weiden und Wiesen querten, ehe sie sich wieder in den Wald verzogen.
    Die Anfangstakte von Tschaikowskys Ouvertüre 1812 ertönten. Harry zog das Handy aus der Hüfttasche ihrer Jeans.
    »Ja, Baby.«
    Die tiefe Stimme ihres Mannes antwortete: »Nette Begrüßung.«
    »Und, was willst du?« Harry lachte.
    »Dich und nur dich.«

    Pewter und die anderen zwei Tiere konnten Fairs Stimme hören; Katzen und Hunde haben viel schärfere Sinnesorgane als ein Mensch.
    »So ein Schleimer.«
    »Ach Pewter, du bist ’ne olle Spielverderberin.« Tucker wedelte mit dem nicht vorhandenen Schwanz.
    »Was von Miranda gehört?«, fragte Fair.
    »Nein. Latigo Bly hat uns persönlich abgeholt. Er hat zuerst sie nach Hause gefahren, dann mich. Er meinte, nur keine Sorge. Die Firma werde sich um alles kümmern. Der Wagen ist zu ReNu geschleppt worden, die haben einen regelrechten Rückstau. Latigo sagt, sie werden mit Ansprüchen überschwemmt. Bei dem vielen Regen gab es eine ganze Reihe Unfälle.«
    »Hab ich nie drüber nachgedacht.«
    Harry lachte. »Fair, wir sind nicht in der Versicherungsbranche.«
    Fair glaubte, wer mit Freunden Geschäfte machte, hatte den Vorteil, mit jemandem zu sprechen, dessen Muttersprache Englisch war. Obwohl Safe & Sound rasch wuchs, war die Firma für Harrys Ehemann immer noch eine hiesige Firma. Fair und Harry waren bei Hanckel Citizens versichert. Beider Eltern hatten sich für diese Gesellschaft entschieden und waren gut damit gefahren. »Morgen werden wir mehr hören. Herb hatte ordentlich Scherereien nach seinem kleinen Unfall. Er konnte nur zu ReNu gehen, dabei wäre ihm Tom Harveys Werkstatt lieber gewesen. Er sagt, Safe & Sound hat auf ReNu bestanden, weil bei denen die Reparaturen billiger sind. Da hab ich unseren guten Reverend das einzige Mal fluchen gehört wie ein Dragoner.«
    Harry lächelte. »Ich gäb was drum, das zu hören.«
    »Ich ruf an, weil ich BoomBoom getroffen habe«, – Fair sprach von einer gemeinsamen Freundin seit Kindertagen –, »und sie sagt, ich soll dir unbedingt ausrichten, wenn du diesen Herbst deine Sonnenblumenkerne verkaufen willst, musst du dich sofort an den Bioladen wenden. Yancy Hampton kauft jetzt ein.«
    »Yancy tut was? Wieso denn jetzt, um Himmels willen? Die Ernte ist noch lange nicht so weit.«
    »Das hat sie nicht gesagt. Huch, Anruf auf der anderen Leitung, sieht nach Big Mim aus. Wir sehen uns heute Abend, Liebling.«
    Harry legte auf mit dem Gedanken, dass er sich zum Abendessen verspäten würde, da eine von Big Mims besten Stuten Schwierigkeiten mit der Milchabsonderung hatte und das Fohlen die Milch brauchte. Wenn die Stute keine Milch geben konnte, würde Fair Ersatz finden müssen. Weil die Decktaxe für diese besondere Züchtung 75 000 Dollar betragen hatte und das Fohlen makellos war, musste das Kerlchen unbedingt wohlauf bleiben und die Mama wieder gesund werden.
    Harry klappte das Handy zu. Sie empfand weder Zuneigung noch Abneigung für Yancy Hampton, aber Neutralität grenzte bei Harry an Misstrauen. Dennoch, Geld war Geld. Sie wollte es sich überlegen.
    3
    D urch die weit offenen Schiebefenster wehte eine frische Brise in den gemütlichen Raum neben der St.-Lukas-Kirche, wo soeben die Kirchenvorstandssitzung stattfand. Die Verwaltungsbüros waren durch einen alten steinernen Bogengang mit der Kirche verbunden, so dass man dort hingelangen konnte, ohne von einem der für Virginia typischen plötzlichen Regengüsse durchweicht zu werden. Sämtliche Gebäude von St. Lukas waren um einen hübschen symmetrischen Innenhof errichtet. Teile der Kirche waren gut zweihundertdreißig Jahre alt. Die ganze Anlage strahlte Ruhe aus und lud zur inneren Einkehr.
    Die ehemaligen Gemeindemitglieder und Pastoren hatten jenseits des großen Innenhofs auf einem tiefer gelegenen weitläufigen rechteckigen Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden. Dieses niedrigere Geviert war von achtzig Roteichen umgeben, vor
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