Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rywig 10 - Machst Du mit Senta

Titel: Rywig 10 - Machst Du mit Senta
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
Erinnerst du dich, Schwesterchen ?
    „Wenn ich bloß eine blasse Ahnung hätte...“ sagte ich, und deckte meine kleine Nichte zu, die ich gerade ins Gitterbettchen verfrachtet hatte.
    Meine Schwester Sonja richtete sich auf, nachdem sie ihr zweites Töchterchen ebenfalls ins Bettchen gebracht hatte.
    „Eine Ahnung - wovon?“ fragte sie.
    „Welche meiner Nichten ich gerade zu Bett gebracht habe! Ist es Beatchen oder Helenchen?“
    „Aber Senta! Das habe ich nicht von dir erwartet! Du müßtest doch Zwillinge auseinanderhalten können.“
    „Denkste! Wenn ich deine Gören ansehe, verstehe ich, daß wir beide unsere Mitmenschen zur Verzweiflung gebracht haben. Also, wer ist nun wer?“
    „Du hast eben Beate zu Bett gebracht. Siehst du nicht, daß ihr Näschen noch ein klein bißchen stupsiger ist als Helenes?“
    „Nein, das sehe ich durchaus nicht. Aber ich weiß, was ich den beiden zum Geburtstag schenke! Ein silbernes ,B’ und ein silbernes ,H’ an zwei Halskettchen.“
    „Da siehst du, das ist der Ausweg“, lachte Sonja. „Und ein brauchbarer. Bei uns war es anders, weil wir beide mit ,S’ anfingen. Aber sieh bloß, wie prächtig und gut erzogen meine Kinder sind, sie
    schlafen schon!“
    „Genieße bloß diese Zeit“, seufzte ich. „Mach dich auf alles gefaßt, wenn sie das Alter meines unternehmungslustigen Sohnes erreicht haben. Wenn ich den vormittags zum Schlafen bringen wollte, müßte ich ihn narkotisieren!“
    „Nun, heute kannst du dich nicht beklagen“, meinte Sonja. „Jetzt haben wir zwei Stunden für uns allein, ohne Schreikinder und ohne lästige Ehemänner! Vorausgesetzt, daß Annettchen es so lange mit deinem Sprößling aushält!“
    Dieses Gespräch fand in unserem Kinderzimmer statt, in unserem Elternhaus in einem Vorort von Oslo. Sonja war am Tage vorher mit ihren Zwillingen zu Besuch gekommen, aus England, wo sie zusammen mit ihrem Mann an dem Mary-Green-Institut arbeitete. Ich hatte an diesem Morgen gleich nach dem Frühstück das Auto meines Mannes gemopst und war mitsamt Sohn die zehn Minuten zu unseren Eltern gefahren, um so bald wie möglich ein paar ungestörte Stunden mit Sonja zu verleben. Das hatten wir seit vielen Jahren nicht gehabt. Ich vermißte meine Schwester furchtbar. Denn wir sind viel mehr als Zwillingsschwestern: Wir sind die allerbesten Freundinnen. Unsere kleine Schwester Annette - oder Halbschwester, um es ganz genau zu sagen - , zu diesem Zeitpunkt neun Jahre alt, hatte sich dazu verpflichtet, meinen Sohn zu hüten und mit ihm im Sandkasten zu spielen und aufzupassen, daß er keinen Unfug machte. Es war zum Glück schulfrei, und Annette konnte sich ihrer Tätigkeit als Kindermädchen ganz und gar widmen. Sie machte es gern, aus zwei Gründen: Erstens war sie sehr damit beschäftigt meinem Sohn beizubringen, daß er sie mit „Tante“ anreden sollte. Zweitens hatte ich ihr einen einigermaßen guten Stundenlohn versprochen, mit dem sie schon etwas anfangen konnte.
    Unsere Beatemutti war in der Küche sehr beschäftigt, unser jetzt dreizehnjähriger Bruder Stefan war mit unbekanntem Ziel verschwunden, und unser vielbeschäftigter Vater kümmerte sich um die leidende Menschheit, sprich Blinddärme, Arm- und Beinbrüche, Gallensteine und was es sonst auf dem Lebensweg eines Chirurgen so zu tun gibt.
    Mein Angetrauter kümmerte sich um die zahnleidende Menschheit. Seine Praxis war in dem letzten Jahr enorm gewachsen.
    „Es ist eigentlich komisch“, sagte Sonja. „Nun freut man sich wahnsinnig darauf, wieder mal seine Schwester und beste Freundin zu treffen - man macht Striche in den Kalender und zählt die Stun-den, und dann ist es soweit, und man sitzt da und weiß einfach nicht, womit man anfangen soll!“
    „Und dabei ist es hundertmal vorgekommen, daß ich gedacht habe, ach, wenn ich nur Sonja fragen könnte oder dies hätte Sonja miterleben müssen." „Genauso geht es mir!“ nickte Sonja eifrig. „Als diese Reise bestimmt wurde.“
    „Ja, erzähl mir davon!“ unterbrach ich. „Wieso kommt es, daß du plötzlich Hund und Institut und Mann verlassen konntest?“
    „Die Reihenfolge ist richtig“, lächelte Sonja. „Hasso war es, der am meisten heulte, als ich wegfuhr! Nein, weißt du, es war einfach so, daß das Institut für ein paar Wochen meine wertvolle Mitwirkung entbehren konnte. Und dann griff ich die günstige Gelegenheit beim Schopf, habe die Kinder eingepackt und bin losgeflogen. Es war doch wirklich an der Zeit, daß ich euch meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher