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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall
Autoren: Rita Mae Brown
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konnte nichts sehen.
    Wenn genügend Platz war, verliefen die schmalen, etwa dreißig bis sechzig Zentimeter tiefen Abflussgräben parallel zu den Landstraßen. Gelegentlich führten schmale Durchlässe unter Farmzufahrten oder scharfen Kurven durch und leiteten das Wasser, das sehr schnell steigen konnte, von den Straßen ab.
    Auch ohne etwas zu sehen, geriet Miranda nicht in Panik. Sie bremste vorsichtig, und die rechte Wagenseite senkte sich in den Graben. Das Auto wackelte ein bisschen.
    Harrys zwei Katzen und ihr Hund, die auf dem Rücksitz schliefen, kullerten herunter.
    »Hey!« , heulte Pewter, die rundliche graue Katze.
    Mrs. Murphy, die getigerte Katze, und die Corgihündin Tee Tucker kletterten wieder auf den Sitz.
    »Keine anderen Autos« , stellte die Hündin fest.
    Die Tigerkatze sah sich um. »Stimmt.«
    »Ich hab geschlafen.« Pewter hievte sich hinauf und setzte sich zu ihren Freundinnen.
    »Haben wir alle« , bemerkte Mrs. Murphy trocken.
    »Schon – aber ich hab mehr geschlafen.«
    Harry, die bereits ausgestiegen war und in den Airbag mit dem Taschenmesser, das sie immer in der Hüfttasche bei sich trug, ein Loch gestochen hatte, damit die Luft entweichen konnte, duckte sich, um sich das Fahrgestell anzusehen. Dann ging sie zur rechten Seite des Wagens, die mit der Schnauze im Graben steckte.
    »Ist was zu sehen?« Miranda rollte ihren Airbag, in den Harry ebenfalls ein Loch gestochen hatte, so gut es ging zusammen.
    Harry rief zurück: »Der rechte Reifen ist aufgeschlitzt, und der Schlauch hat einen Platten. Sind Sie Mitglied beim Automobilclub?«
    »Ja.« Miranda zog sich mit Harrys Hilfe aus dem Wagen. »Aber ich ruf lieber Safe & Sound an.«
    Die Firma Safe & Sound, von Alphonse »Latigo« Bly gegründet und betrieben, hatte ihren Hauptsitz in Charlottesville. Das auf Autoversicherungen spezialisierte Unternehmen deckte die mittlere Atlantik- und die Südküste ab. Viele Geschäftsleute glaubten, dass Safe & Sound sich früher oder später landesweit ausbreiten würde.
    Während Miranda telefonierte, öffnete Harry die hintere Wagentür.
    »Muss wer Pipi machen?«
    »Muss das hier sein?« , grummelte Pewter. »Ich will mir nicht die Pfoten nass machen.«
    »Kein Bedarf« , antwortete die Corgidame für alle drei Tiere. Als Harry sah, dass keine von ihren besten Freundinnen sich rührte, schloss sie die Tür, dann stopfte sie den Airbag mühsam wieder an seinen Platz.
    Miranda telefonierte noch mit Safe & Sound und erging sich dabei in – vielleicht allzu vielen – Einzelheiten.
    Harry entnahm dem Handschuhfach die Bedienungsanleitung.
    Nach Beendigung des Telefonats informierte Miranda Harry: »In zwanzig Minuten ist jemand hier. Den Automobilclub muss ich nicht anrufen, sagt er. Er hat andauernd mit solchen Sachen zu tun.«
    »Ist doch immer besser, Geschäfte mit Freunden zu machen«, fand Harry. »Wenn man versucht, Geld zu sparen, verschwendet man meistens Zeit oder gibt sogar mehr Geld aus. Safe & Sound ist vor Ort.«
    Miranda seufzte. »Je älter ich werde, desto klarer wird mir, dass Zeit kostbarer ist als Geld.«
    Harry blätterte in der Bedienungsanleitung und blieb an einer schematischen Zeichnung des Autorahmens hängen. »Sie sind nicht alt. Wer wie Sie im Chor singt, im Garten arbeitet und Mitglied bei jedem Wohltätigkeitsverein Virginias ist, ist nicht alt.« Harry wechselte abrupt das Thema – eine ihrer Gewohnheiten bei guten Freunden – und erklärte: »Was passiert ist, lag nicht am Motor. Es könnte ein defekter Reifen gewesen sein, aber da war so ein merkwürdiger Knall.«
    »Stimmt. Danach konnte ich nicht mehr lenken.«
    »Komisch.« Harry warf wieder einen Blick in die Bedienungsanleitung. »Subaru baut tolle Autos für das Geld.« Ein frischer Wind wehte ihr den Duft von Blüten, Blumen und Heu in die Nase.
    »Ich bin gespannt zu erfahren, woran es lag. Wir hatten Glück, dass der Wagen nach rechts geschlingert ist, nicht nach links in den Gegenverkehr. Und was noch besser war, es gab gar keinen Gegenverkehr.« Miranda atmete aus.
    »Montagnachmittag. Alle sind bei der Arbeit oder auf den Feldern. Herbs Transporter ist nach seinem Zusammenstoß letzte Woche noch in der Werkstatt«, sagte Harry. Sie sprach von Reverend Herbert Jones, dem Pfarrer der lutherischen St.-Lukas-Kirche. »Aller guten und schlechten Dinge sind drei. Vielleicht bin ich die Nächste.«
    »Ich weiß nicht, was passiert ist, aber es wird Herb bestimmt eine Stange Geld kosten. Sein
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