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Vier Arten, die Liebe zu vergessen

Vier Arten, die Liebe zu vergessen

Titel: Vier Arten, die Liebe zu vergessen
Autoren: Thommie Bayer
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verbunden, in einer anderen Sphäre, einem anderen Zustand – Michael
konnte sich in dieser Sphäre nicht mit aufhalten, denn er hatte sie nicht
erzeugt. Oder nur zum Teil und über Bande.
    Nach der Tour kam Erin ein paar Tage zu ihm nach Venedig, danach
besuchte er sie in regelmäßigen Intervallen von etwa drei Wochen in Rosslare.
Dass sie Freunde waren, dass sie einander vertrauten, einander erzählten, was
ihnen ans Herz, gegen den Strich oder durch den Kopf ging, war bald so
selbstverständlich und normal geworden, dass ihnen die Frage, ob sie ein Paar
werden sollten, immer seltener zu Bewusstsein kam und immer weniger bedeutete.
    Sehnsucht nacheinander verspürten sie selten, aber immer wenn sie
nach einer Zeit der Trennung wieder zusammenkamen, waren sie erleichtert und
fühlten sich in der eigenen Haut und nahe der des anderen wohl.
    Irgendwann wusste Michael nicht mehr, ob er noch darauf wartete oder
sich längst mit dem Zustand, wie er jetzt war, abgefunden hatte. Es fühlte sich
nicht wie ein Verzicht oder Mangel an, sondern eher so, als habe er dazugelernt
und begrüße das neue Wissen: Erin und er waren ein Paar. Und das, was sie
verband, war Liebe. Ob sich ihre Körper irgendwann auch noch miteinander
einlassen würden oder nicht, war etwas, das man getrost abwarten und
gegebenenfalls geschehen lassen konnte.
    ~
    Serafinas Blick war manchmal skeptisch oder spöttisch,
wenn er Erin erwähnte. Das mochte daran liegen, dass die beiden einander nicht
leiden konnten, oder auch daran, dass sie glaubte, er mache sich schon wieder
etwas vor. Er hatte ihr irgendwann die ganze Geschichte erzählt, das war dumm
gewesen, denn danach musste sich Serafina für die zweite Wahl halten, aber zu
dieser Zeit kam Thomas noch regelmäßig zu Besuch, weshalb sie eigentlich nicht
gekränkt sein durfte. Daran, dass sie es doch war, merkte Michael, dass er
aufgehört hatte, Gedanken zu lesen. Früher wäre ihm das nicht passiert, er
hätte vorher gewusst, dass diese Geschichte nichts für Serafinas Ohren war.
Jetzt begriff er zwar noch hinterher, dass es falsch gewesen war, aber das
konnte jeder. Das war kein Gedankenlesen mehr.
    ~
    Megan war geschieden. Ihr Mann hatte sich, ganz irisches
Klischee, als Alkoholiker entpuppt, war wochenlang auf Sauftour gewesen und
hatte danach tagelang krank im Bett gelegen, bis sie ihn aus dem Haus geworfen
und festgestellt hatte, dass alle besser dran waren ohne ihn. Sie war mit der
Familie von Wexford nach Dublin gezogen und hatte Ian, als Paten ihrer Kinder,
ermutigt, den Ersatzvater zu spielen, was er mit Charme, Stil und Herzlichkeit
bewältigte. Die Kinder liebten ihn, und er vergötterte sie.
    Wenn er mit Michael auf Reisen war oder ihn in Dublin bei sich zu
Besuch hatte, war alles wie immer, nur dass Ian manchmal alleine loszog, um,
wie er es nannte, »seine Nachtseite auszuleben«.
    ~
    Erin und Michael telefonierten alle paar Tage miteinander,
schrieben Mails und unterhielten sich per Skype, sie tauschten Songideen aus
und arbeiteten gemeinsam an deren Weiterentwicklung. So entstanden gute Stücke
fürs nächste Album, und irgendwann stellten sie fest, dass sie sich ihr
früheres Leben, das Leben ohne einander, nicht mehr vorstellen konnten.

Dank
    Ich danke meinen Erstlesern, die mit Rat, Kritik und Expertise
dieser Geschichte auf den Weg geholfen haben: Jone Heer, Axel Hundsdörfer,
Bernhard Lassahn, Sybille Hempel-Abromeit, Michael Kröher, Gabriele Haefs, Uli
Gleis, Silke Maiersen, Claudia und Ulli Kettner, Christiane Mühlfeld und
Patrick Langer.
    Und ich danke den »echten« Nachtigallen Jutta Werbelow, Rolf
Schaude und Martin Haaß für die freundliche Überlassung ihres Bandnamens und
Liane Dirks für den markanten Teil des Titels von ihrem großartigen Buch »Vier
Arten, meinen Vater zu beerdigen«.
    Und zuletzt danke ich, obwohl das in Deutschland anscheinend
nicht üblich ist, meinem Lektor Thomas Tebbe, dessen Unterstützung und
Aufmerksamkeit mir nun schon bei so vielen Büchern so wertvoll war.
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