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Viel zu lange her

Viel zu lange her

Titel: Viel zu lange her
Autoren: Barbara Hannay
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nachdem er jahrelang ein schönes Zuhause, eine gute Ausbildung und Liebe genossen hatte! Das war schlicht und einfach undankbar. Und es ist unverzeihlich, dass er ausgerechnet jetzt heimkommt und deine Pläne stört.”
    Tessa hörte schweigend zu.
    „Wir lassen uns aber nicht stören, nicht wahr, Schatz?” Rosalind stand auf und trug die Tasse in die Küche. „Wir machen einfach weiter. Nimm du das Kleid und die Reisetasche. Ich kümmere mich um die Sachen in der Küche. Paul hat vermutlich alles andere erledigt, nicht wahr?”
    „Ja.”
    „Dann gehen wir!”
    Nach Hause. Zu Isaac.
    Unter anderen Bedingungen hätte Tessa sich gegen die bestimmende Art ihrer Mutter gewehrt.
    Es musste doch eine Alternative dazu geben, vier Tage mit Isaac unter demselben Dach zu leben.
    Doch das junge Paar, das hier einzog, hätte es ihr nie verziehen, hätte sie es sich anders überlegt.
    Freie Wohnungen waren in diesem Teil Australiens schwer zu finden, die beiden hatten schon die Kaution und die erste Miete bezahlt, und sie freuten sich darauf, endlich ein eigenes Zuhause zu haben.
    Seit Isaacs Name zum ersten Mal gefallen war, konnte Tessa gar nichts mehr selbst in die Hand nehmen. Dazu war sie viel zu verwirrt.
    Rosalind konnte leicht sagen, dass sie sich nicht stören ließen. Für Tessa war bereits alles gestört. Isaacs Rückkehr nach Townsville brachte ihr mühsam neu gestaltetes Leben gewaltig ins Wanken. Sie hatte keine Ahnung, welcher Schaden daraus noch entstehen und wie sie ihn vermeiden konnte.
    Sie hatte nackte Angst.
    „Ich finde, du solltest diese Woche nicht mehr Auto fahren”, bemerkte ihre Mutter, während sie ihren dunkelblauen Wagen aufschloss. „Wir dürfen nicht riskieren, dass du am Steuer ohnmächtig wirst.”
    Tessa verstaute soeben das Hochzeitskleid auf den Rücksitzen. „Es ist gar keine Rede davon, dass ich ohnmächtig wurde, Mum. Übertreibe bitte nicht. Jetzt habe ich den Schock überwunden, und somit ist alles in Ordnung. Ich … ich habe schließlich Paul”, fügte sie hinzu und setzte sich neben ihre Mutter.
    Rosalind ließ den Motor an und reihte sich in den Verkehr ein.
    „Ja, Schatz, du hast Paul. Vergiss das nicht. Er ist ein reizender Mann und für dich genau richtig.”
    Ein reizender Mann, dachte Tessa.
    Das war das passende Wort, um den beständigen, zuverlässigen Paul zu beschreiben. Ein reizender Mann. Ein guter Mann. Niemand hatte Isaac jemals so beschrieben. Sexy, sinnlich, finster, erregend, aufreizend, gefährlich - bei Isaac fielen Tessa sofort diese Ausdrücke ein. Wenn sie an ihn dachte, geriet ihr Blut in Wallung. Schrecklich! Sie durfte nicht vergessen, was es wirklich mit ihm auf sich hatte.
    Trotzdem konnte sie eine Frage nicht unterdrücken. „Wo ist Isaac gewesen?”
    Rosalind bog viel zu schnell um eine Ecke. „Offen gestanden, ich habe heute Nachmittag kaum mit ihm gesprochen. Er hat etwas von Bergbau gesagt. Er hat wohl zusammen mit einem erfahrenen Bergmann begonnen, nach Bodenschätzen zu suchen, und hat sich dann in der Bergbauindustrie einen Namen gemacht. Ich glaube, er war recht erfolgreich. Dein Vater hatte heute Nachmittag frei. Er hat Isaac mit offenen Armen wie einen verlorenen Sohn begrüßt. Dann hat er auch noch die letzte Flasche seines Lieblingsweins geöffnet, und die beiden haben stundenlang geredet.”
    Rosalind hielt mit quietschenden Reifen vor einer Kreuzung. „Ich konnte mich vor Nervosität einfach nicht zu ihnen setzen und zuhören. Ich habe schließlich noch so viel zu tun, und … nun ja, du weißt doch, wie nahe die beiden einander immer gestanden haben.”
    Tessas Vater hatte Isaac stets geliebt. Es hatte Dr. Morrow gar nicht ähnlich gesehen, einen Straßenjungen mit nach Hause zu bringen, den er krank und frierend auf den Stufen seiner Praxis gefunden hatte. Doch Isaacs intelligentes, vom Leben gezeichnetes Gesicht hatte sein gutes Herz berührt, lange bevor der Junge Tessa das ihre stahl. Nachdem Isaac offiziell zum Pflegekind erklärt worden war, hatte er sieben wunderbare Jahre im Hause Morrow verbracht.
    Und nach jenem schicksalhaften Tag war er für neun Jahre verschwunden.
    Tessa unterdrückte hastig diese irritierenden Gedanken und konzentrierte sich stattdessen auf die Hochzeitspläne. „Ich kann es gar nicht erwarten, den Blumenbogen zu sehen, wenn er fertig geschmückt ist. Sind die Lichter schon eingetroffen?”
    „,Gardeners and Greene’ haben heute Vormittag alles geliefert”, versicherte
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