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Viel zu lange her

Viel zu lange her

Titel: Viel zu lange her
Autoren: Barbara Hannay
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nichts an dieser Hochzeit wie beim ersten Mal ist.”
    „Ich sehe sie!” rief Tessas Vater aufgeregt. „Ich sehe Isaac!”
    Tessa sprang aus dem Sitz auf und beugte sich zur Kabinentür. „Wo? Wo ist er? Ich will ihn sehen!” Sie raffte den langen Rock und wo llte die schmale Metalltreppe hinuntereilen.
    „Vorsicht, Schatz!” mahnte ihr Vater. „Nimm meine Hand, damit du nicht stürzt. Isaac will dich unbeschädigt haben.”
    Von ihrem Vater gestützt, sprang Tessa auf den Boden. „Wo ist Isaac?” rief sie.
    „Solltest du denn vor der Trauung mit ihm sprechen?” fragte Rosalind.
    „Ach, Mum”, wehrte Tessa ungeduldig ab. „Das entspricht deinem Stil einer Hochzeit. Wir brechen mit einigen Traditionen.”
    „Ja, natürlich, meine Liebe, tut mir Leid”, erwiderte ihre Mutter reuig. „Heute ist dein Tag.”
    Tessa hätte ihre Mutter kurz an sich gedrückt, hätte sie nicht Isaac gesehen, der vom Flussufer zu ihr kam. „Isaac!” rief sie, raffte erneut den Rock und lief zu ihm. Wie wunderbar er aussah - so attraktiv in dem dunklen Anzug und mit dem weißen Hemd.
    „Tess!”
    Sie warf sich ihm in die Arme und schmiegte sich an seine muskulöse Brust. „Isaac, ich habe dich so vermisst!”
    „Ich dich auch, Liebling”, flüsterte er ihr ins Ohr und strich das Haar zurück.
    „Eine Woche ohne dich war viel zu lang.”
    „Es war auch für mich schlimm”, versicherte er. „Aber jetzt bist du hier. Ich bin so froh, dass du gern hier heiratest. Für mich ist es der wichtigste Ort der Welt. Und ich habe schon alles für die Hochzeit vorbereitet. Lass dich ansehen.” Er schob sie auf Armeslänge von sich. „Liebling, du trägst das goldene Herz.”
    „Natürlich”, erwiderte sie lächelnd.
    Seine dunklen Augen glänzten, während er sie betrachtete, das Gesicht, den Strauß rosa Rosen, der bei der Umarmung wie durch ein Wunder nicht zerdrückt worden war, und das herrliche Kleid mit der Schleppe, die im Wind flatterte. „Bist du das wirklich?” fragte er tief berührt. „Du siehst wie eine Märchenprinzessin aus.”
    „So soll es auch sein”, erwiderte sie lachend und kam wieder zu ihm. „Am schönsten aber ist, dass alles wirklich ist. Du bist mein Mann, und darum bin ich hier, um dich zu heiraten.”
    „Endlich.” Isaac seufzte glücklich, hakte sie unter und wandte sich dem Ufer zu. Er deutete auf einen gewaltigen knorrigen Baum mit einem ungewöhnlich dicken Stamm und weit ausladenden Ästen. „Das ist der Boab-Baum, von dem ich dir erzählt habe.”
    „Er ist wunderschön.”
    „Und er wird auch von meinen Aborigine-Freunden in der Gegend besonders geschätzt.
    Deshalb möchte ich dich in seinem Schatten heiraten. Die Stammesältesten haben uns die Erlaubnis erteilt.” Er rührte sie weiter und rief ihren Eltern und Alice zu: „Kommt, ihr müsst meinen Trauzeugen, David Windjana, und die anderen kennen lernen.”
    Seine Freunde warteten lächelnd im Schatten von Bäumen nahe dem Boab-Baum. Ein Buschpriester war eigens für die Zeremonie eingeflogen worden, ebenso Freunde von Isaac und Tes-sa aus Perth. Eine Gruppe Aborigines, mit denen Isaac sich vor acht Jahren angefreundet hatte, als er neu in die Gegend gekommen war, war ebenfalls da. Einer von ihnen, ein großer, attraktiver junger Mann reichte Tessa die Hand.
    „Schön, Sie wieder zu sehen”, sagte er.
    „Es ist wunderbar, wieder hier zu sein, David. Das sind meine Eltern und meine beste Freundin, Alice.”
    Während Isaac den Rest der Vorstellungen übernahm, betrachtete David Tessa. „Sie sehen besser denn je aus, Tessa, schöner als alle Frauen, die ich in Filmen gesehen habe. Kein Wunder, dass Isaac es nicht erwarten konnte. Ich bin froh, dass Sie den armen Kerl endlich aus seinem Elend erlösen.”
    Alle lachten.
    Der wolkenlose Himmel wölbte sich über den Versammelten, die roten Klippen schienen Zeugen zu sein. In der Nähe bog sich ein roh gezimmerter Tisch unter der Last der Körbe voll Essen und der mit Eis gefüllten Behälter für die Getränke. Klappstühle waren für die bevorstehende fröhliche Feier aufgestellt worden.
    „Fangen wir mit der Hochzeit an!” rief David.
    Alle versammelten sich in einem Kreis im Schatten des gewaltigen Baums, und der Priester begann mit der Zeremonie. Tessa reichte Isaac mit leuchtenden Augen die Hand, während sie ihre Lieblingssätze aus dem Buch Ruth sprach.
    „Wohin du auch gehst, werde ich gehen. Wo immer du lebst, werde ich leben. Deine Leute werden meine Leute sein,
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