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Viel zu lange her

Viel zu lange her

Titel: Viel zu lange her
Autoren: Barbara Hannay
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ich noch weit von ihm entfernt war.”
    Tessa unterdrückte den unpassenden Gedanken, dass Tiere angeblich hervorragend den Charakter von Menschen einschätzen konnten. „Offenbar ist er schlecht ausgebildet”, entgegnete sie, warf Isaac einen finsteren Blick zu und hakte Paul unter.
    „Ich weiß nicht”, meinte Paul höflich und tätschelte ihre Hand, doch Tessa ließ ihn nicht weitersprechen.
    „Du erinnerst dich sicher an meinen Ziehbruder Isaac.”
    „Isaac Masters? Lieber Himmel, er ist das? Ohne Brille konnte ich ihn vom Weg aus nicht erkennen.”
    „Wir haben uns schon lange nicht gesehen.” Isaac nickte ihm knapp zu und streckte ihm die Hand entgegen.
    „Er ist unerwartet aufgetaucht.” Tessa wünschte sich, keine so gute Beobachterin zu sein. So fiel ihr auf, wie blass und schmal Pauls Hand sich gegen Isaacs gebräunte und kräftige Finger abhob. Und sein Lächeln wirkte eher wie eine Grimasse. Am meisten aber störte sie, dass Isaac völlig entspannt wirkte, während sie sich wie durch die Mangel gedreht fühlte.
    Sie hasste Isaac dafür, dass er sich so ungerührt gab, obwohl das Mädchen, dem er einst ewige Liebe geschworen hatte, einen anderen heiraten wollte.
    „Wie geht es dir, Paul?” fragte Isaac höflich.
    „Einfach sagenhaft, Zac”, beteuerte Paul lautstark, legte Tessa den Arm um die Schultern und zog sie an sich. „Und was sagst du zu unserer Neuigkeit, Zac? Tessa macht mich zum glücklichsten Mann in North Queensland.”
    Ein Muskel zuckte in Isaacs Wange, während er den Blick nicht von Pauls Daumen wenden konnte, der Tessas Schulter streichelte.
    „Ich würde sagen, Paul, zum glücklichsten Mann der ganzen Ostküste Australiens. Ich habe Tessa schon gratuliert und ihren sagenhaften Verlobungsring bewundert. Was für ein Klunker! Ich wünsche euch beiden das Allerbeste, und ich freue mich auf die Hochzeit.”
    „Du bleibst zur Hochzeit?” fragte Tessa betroffen.
    „Natürlich”, versicherte Isaac. „Ich darf den großen Tag nicht versäumen. Ich gehöre schließlich zur Familie. Willst du mich vielleicht wegschicken?”
    Natürlich will ich das, dachte sie verstört.
    „Sicher nicht”, erwiderte Paul herzlich. „Jeder ist uns herzlich willkommen. Wer in Townsville jemand ist, wird da sein. Rosalind hat dich bestimmt schon auf die Gästeliste gesetzt”, fügte er hinzu, während seine zukünftige Schwiegermutter die Terrasse betrat.
    „Paul, wie schön, dich zu sehen!” Rosalind lächelte ihm freundlich zu und bedachte Isaac mit einem kühlen Blick. „Habe ich richtig gehört, Isaac? Du willst an der Hochzeit teilnehmen?”
    „Ja”, bestätigte Paul eifrig, bevor Isaac antworten konnte. „Das geht in Ordnung, nicht wahr, Ros?”
    Aus dem Augenwinkel heraus sah Tessa, wie Isaac die Stirn runzelte. Ros? Zac? Paul hatte bisher noch nie Namen abgekürzt. Wollte er vielleicht durch solche Vertraulichkeiten eine gewisse Unsicherheit überspielen? Aber er kannte doch keinen Grund, aus dem er sich von Isaac bedroht fühlen sollte.
    „Selbstverständlich nimmt Isaac daran teil, wenn er möchte”, erwiderte Rosalind vorsichtig.
    „Danke”, sagte Isaac. „Ich fühle mich geehrt, bei der Hochzeit des Jahres von Townsville dabei zu sein.”
    „Hochzeit des Jahres? Ich weiß nicht, ob das zutrifft, aber wir geben uns alle Mühe.” Rosalind lachte. „Wir müssen nur zusehen, dass Tessa bis zum Wochenende nicht den Boden unter den Füßen verliert.”
    „Wird dir vor Aufregung schon schwindelig?” fragte Isaac.
    Unter seinem durchdringenden Blick bekam Tessa solches Herzklopfen, dass sie einen neuen Schwächeanfall fürchtete.
    „Gib auf unser kleines Mädchen in den nächsten Tagen gut Acht, Paul”, drängte Rosalind.
    „Heute Nachmittag wurde Tessa beinahe ohnmächtig.”
    „Gütiger Himmel!” Paul betrachtete Tessa eingehend. „Fühlst du dich jetzt besser, Liebste?”
    „Mir geht es ausgezeichnet”, erwiderte Tessa hastig. „Ich habe nur einen Schock erlitten, das ist alles. Du brauchst dir keinerlei Sorgen zu machen, Paul. Bei Dad bin ich in den besten Händen.”
    Isaac sah sie so merkwürdig an, dass sie ihm den Rücken zuwandte. Trotz der frischen Brise, die von der Coral Sea heraufstrich, bekam sie kaum Luft.
    „Kann ich beim Abendessen helfen, Mum?” fragte sie. „Paul, du isst doch mit uns?” Bevor er antworten konnte, fuhr sie fort: „Ich lasse euch jetzt allein. Nehmt euch etwas zu trinken. Dad kommt bestimmt gleich zu euch.”
    Es war von ihr
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