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Verzehrende Sehnsucht

Verzehrende Sehnsucht

Titel: Verzehrende Sehnsucht
Autoren: Margaret Moore
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Türrahmen lehnte, und das verführerische Lächeln, das sie Blaidd zuwarf, verrieten ihm, dass sie das Spiel der Geschlechter durch und durch beherrschte. Er ritt weiter und seufzte. Der Verlust ihrer Unschuld tat ihm Leid, auch wenn er wusste, dass Armut vielen Frauen oft keine Wahl ließ.
    Plötzlich bemerkte er, dass Trev ihm nicht mehr folgte, und er wandte sich um. Sein Knappe saß, ohne sich zu regen, auf seinem Pferd und starrte die junge Frau wie verzaubert an.
    Blaidd fluchte. "Fitzroy!" rief er streng.
    Blaidds laute, energische Stimme riss den jungen Mann aus seinen Träumen. Hastig gab Trev seinem Pferd die Sporen. Bald ritt er wieder an der Seite von Blaidd, und sie hielten auf das Torhaus der Burg zu.
    "Sie ist eine Hure wie die anderen auch", stellte Blaidd fest.
    "Das weiß ich. Ich bin kein Kind mehr", murmelte Trev, ohne ihn anzusehen. "Außerdem habe ich Ohren. Ich habe gehört, was sie gesagt haben."
    "Dann weißt du auch bestimmt, dass du dieses Mädchen vergessen musst."
    Trev errötete. "Ich habe Geld."
    "Es geht nicht darum, ob du es dir leisten kannst oder nicht. Das ist kein passender Ort für dich. Abgesehen von den Flöhen und Wanzen würden viele dieser Frauen dich mit Vergnügen bestehlen. Und es ist traurig, aber wahr, dass die meisten von ihnen wahrscheinlich ansteckende Krankheiten haben. Ein kluger Mann hält sich deshalb von Huren fern."
    "Du klingst schon genauso wie mein Vater."
    "Danke für das Kompliment", erwiderte Blaidd leichthin. "Solange du in meinen Diensten stehst, bin ich verantwortlich für dich. Wenn dein Vater herausfände, dass ich dich in ein Freudenhaus gehen ließe, würde ihn vermutlich der Schlag treffen – aber er würde es noch fertig bringen, mir das Genick zu brechen, bevor er das Zeitliche segnet. Das werde ich auf keinen Fall riskieren."
    "Bist du jemals in einem Freudenhaus gewesen?"
    Blaidd war froh, dass er diese Frage ehrlich beantworten konnte. "Das habe ich nie gewollt und auch niemals nötig gehabt."
    Glücklicherweise erreichten sie das Torhaus von Throckton Castle, so dass die Unterhaltung endete. Er hatte hier etwas Wichtiges zu erledigen – etwas, das in Wirklichkeit nichts mit Lady Laelia und ihren Reizen zu tun hatte –, und außerdem wollte er in solchen Angelegenheiten nicht den Tutor für Trevelyan spielen.
    Blaidd betrachtete das erhobene Fallgatter, ein riesiges hölzernes Gitter mit spitzen Enden. Wachposten patrouillierten auf dem Mauergang darüber. Am anderen Ende des Torhauses befand sich ein zweites geschlossenes Tor, das in den Außenhof führte. Es war aus dickem Eichenholz gefertigt und mit Messing verziert.
    Blaidd nahm die Kapuze ab, ritt unter dem Fallgitter hindurch in das Torhaus und passierte das Mörderloch. Eine unheimliche Erfindung! Wenn Feinde in die Falle zwischen Fallgitter und zweitem Tor gerieten, konnten die Verteidiger kochend heißes Öl hinuntergießen oder Steine durch das Loch werfen. Blaidd fröstelte. Nicht wegen der Kälte oder weil er durchnässt war vom Regen. Nein! Er hatte ein einziges Mal durch Zufall miterlebt, dass ein Kind versehentlich mit heißem Schafstalg verbrüht worden war. Nach diesem Erlebnis reichte allein der Gedanke aus, dass etwas von oben auf ihn geschüttet werden konnte, um Albträume zu verursachen.
    Als er am Innentor angekommen war, brachte er sein Pferd zum Stehen und stieg ab. Trev folgte seinem Beispiel, und Blaidd übergab ihm Adery Dus Zügel.
    Bevor Blaidd einen Gruß rufen konnte, öffnete sich in der rechten Hälfte der Tür ein Fenster. Die Wachposten auf der Mauer hatten die Torwärter unten zweifellos davon unterrichtet, dass sie Besuch bekommen würden.
    In der Fensteröffnung tauchte ein schmales Gesicht auf, in das eine grobe braune Kapuze hing. Die strahlend blauen Augen dieses Torwächters sahen Blaidd so anklagend an, als wollten sie ihn von vornherein des Betrugs bezichtigen. "Wer seid Ihr, und was wollt Ihr?" fragte die Gestalt mit leicht heiserer Stimme.
    "Das ist eine Frau!" Trev dachte zwar, dass er flüsterte, doch er war so laut, dass man ihn auch am Tor hören konnte.
    Nachdem seine Überraschung verflogen war, tat Blaidd, was er immer machte, wenn er auf eine Frau traf: Er lächelte. "Ich wusste nicht, dass Lord Throckton Amazonen beschäftigt."
    Sie machte einen Gesichtsausdruck, als würde sie ihn verachten. Die blauen Augen musterten ihn eingehend von Kopf bis Fuß, glitten über seine Kapuze, den wollenen Umhang und das Lederwams, den Schwertgurt
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