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Verzehrende Sehnsucht

Verzehrende Sehnsucht

Titel: Verzehrende Sehnsucht
Autoren: Margaret Moore
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äußere Mauerring und das gewaltige Torhaus erst innerhalb der letzten fünf Jahre erbaut worden waren. Die Obergeschosse wiesen einen ebenso neuartigen Baustil auf.
    Was die Inneneinrichtung der Halle anbelangte – sie konnte es mit der des Königs durchaus aufnehmen. Blaidd hatte bisher keine vergleichbare Halle bei anderen Edelleuten gesehen. An den Wänden hingen schwere, fein gewirkte Teppiche, auf denen Schlachtund Jagdszenen abgebildet waren. Die grünen, purpurnen und goldenen Fäden leuchteten im Feuerschein. Die polierten Bänke und Tische waren nicht angeschlagen, sie wiesen keine Kratzer oder Löcher auf. Saubere Binsen bedeckten den Boden; der leichte Duft von Rosmarin und Flohkraut stieg Blaidd in die Nase.
    Riesige Eichenbalken stützten die Decke, und die Banner von Rittern, die Lord Throckton den Treue-Eid geleistet hatten, bewegten sich sachte in dem leichten Luftzug. Es war eine stattliche Ansammlung – wesentlich mehr, als Blaidd vermutet hatte, wenn er den nicht übermäßig hochrangigen Stand von Lord Throckton bedachte. Sollte sich der Argwohn des Königs in Hinsicht auf eine mögliche Illoyalität als begründet erweisen, würde er die Namen der Ritter im Kopf behalten müssen.
    Einer der Jagdhunde, die nahe am Feuer vor sich hin dösten, zuckte zusammen und erregte so seine Aufmerksamkeit. Sie hatten knurrend und sich sträubend vor ihm gestanden, als er eingetreten war, bis einer der männlichen Bediensteten ihnen befohlen hatte, ruhig zu bleiben.
    Dieses Weib am Tor! Sie hatte praktisch auch nach ihm geschnappt und ihn geradezu angeknurrt. Wie sie wohl aussah, wenn sie schlief? Wenn die strahlend blauen Augen geschlossen waren und ihre Brust sich in sanftem Rhythmus hob und senkte? Er rief sich die Andeutung ihrer Umrisse unter dem feuchten Umhang in Erinnerung, den sie eng um sich geschlungen hatte. Sie war wirklich wohlgeformt!
    Ihm wurde stetig wärmer. Nicht wegen des Feuers, sondern weil er sich die temperamentvolle Becca in seinem Bett vorstellte. Sie würde nicht regungslos daliegen. Da war er sich sicher. Wenn diese Frau beschloss, sich einem Mann hinzugeben, dann würde sie es voller Lust und Leidenschaft tun. Mit einer Frau wie ihr könnte er auf schönste Art und Weise im Bette spielen. Er könnte sie reizen und herausfordern, und sie würde es ihm wahrscheinlich gleichtun.
    Er spürte seine Erregung bei diesen Gedanken und musste sich geradezu dazu zwingen, sich wieder in Erinnerung zu rufen, warum er hier war. Er hatte wichtige Geschäfte zu erledigen, die nichts mit Frauen zu tun hatten – auch wenn er vorgab, an Lady Laelia interessiert zu sein. Und er sollte genauso wenig mit einer Bediensteten liebäugeln wie Trev mit einer Hure, auch wenn diese Dienstmagd noch so verlockend und herausfordernd sein mochte.
    "Willkommen auf Throckton Castle, Sir Blaidd!" rief eine tiefe Stimme.
    Blaidd drehte sich um. Ein kräftiger Mann mit dichtem grauem Haar und breiten Schultern kam die bogenförmige Treppe am anderen Ende der Halle hinunter. Äußerst gut gekleidet, trug er eine lange indigoblaue Tunika mit einem vergoldeten Ledergürtel. Seinem Auftreten und seinem Selbstvertrauen nach zu urteilen, handelte es sich um den Herrn der Festung.
    Als Lord Throckton den Kamin erreichte, blieb er stehen und lächelte freundlich, wobei er schöne Zähne enthüllte.
    Blaidd hatte jedoch zu viele Jahre unter heuchlerischen Höflingen verbracht, so dass er schnell bemerkte, dass das freundliche Lächeln nicht die haselnussfarbenen Augen des Mannes erreichte. Sie blickten genauso argwöhnisch und misstrauisch wie die Augen des Mädchens am Tor.
    Die Nackenhaare stellten sich bei Blaidd auf, als er überlegte, wie er am besten vorgehen sollte, aber er ließ sich nichts anmerken. Der Mann hatte guten Grund, sich abwartend zu verhalten, wenn ein Ritter ohne jede vorherige Anmeldung einfach bei ihm auftauchte. Vielleicht war Blaidd selbst so misstrauisch, weil er den Grund für seinen Besuch verhehlen und eine List anwenden musste und ihm das grundsätzlich nicht behagte? Er würde mit der Zeit herausfinden, ob es an ihm oder dem Burgherrn lag.
    "Seid gegrüßt, Lord Throckton", sagte er und verneigte sich.
    "Schlechtes Wetter zum Reisen", erwiderte der Edelmann.
    "Ja. Deshalb bin ich auch besonders dankbar für Eure Gastfreundschaft."
    "Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite." Lord Throcktons Lächeln verstärkte sich zwar, aber seine Augen blickten weiter argwöhnisch und durchtrieben.
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