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Verzehrende Sehnsucht

Verzehrende Sehnsucht

Titel: Verzehrende Sehnsucht
Autoren: Margaret Moore
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sich Dinge zum Reinigen von Metall und Leder, eine Arbeit, die oft hier ausgeführt wurde. Der Duft der Reinigungsmittel erfüllte den Raum, der von einem Feuer erwärmt wurde.
    Becca und Dobbin hängten ihre nassen Umhänge an die Haken neben der Tür und setzten sich auf die Stühle nahe dem kleinen Ofen.
    Dobbin streckte die Beine aus und seufzte. "Ich bin langsam zu alt, um lange draußen im Regen zu stehen", murmelte er. Seine Aussprache verriet, dass er seine Kindheit in den Tälern von Yorkshire verbracht hatte.
    "Du hättest doch drinnen bleiben können?"
    "Zu riskant."
    "Sie hätten uns wohl kaum angegriffen."
    Dobbin musterte sie. "Aber ich weiß nicht, was du sonst noch gesagt hättest, wenn ich nicht da gewesen wäre."
    Sie lächelte. Er hatte schon ganz Recht. Sie wäre vielleicht noch unverschämter zu dem Ritter gewesen. Einem der vielen, die hergekommen waren, um zu sehen, ob die Schönheit von Laelia Throckton ihrem Ruf auch wirklich Ehre machte. Und um sie zu werben, wenn es denn so war.
    "Großer Kerl für einen Waliser", meinte Dobbin. "Sitzt gut auf dem Pferd. Ein Mann mit solchen Schultern und Beinen ist wahrscheinlich ein guter Kämpfer."
    "Ich schätze, dass er auf Turnieren meist gewinnt", erwiderte Becca und breitete ihre feuchten Röcke aus, damit sie schneller trockneten. Ihr Schlüsselring, der am Gürtel befestigt war, klimperte bei jeder Bewegung.
    "Er sieht auch gut aus, selbst mit diesen langen Haaren. Ich habe noch nie einen Edelmann gesehen, der seine Haare bis zu den Schultern trägt. Wie ein Wilder."
    "Vielleicht tragen alle Waliser das Haar so."
    "Das kann ich nicht bestätigen", entgegnete Dobbin, "und ich habe einige von ihnen auf Turnieren getroffen."
    Becca versetzte ihm einen Schlag auf die Schulter. "Ich werde ihn fragen, soll ich?"
    Dobbin fiel beinahe vom Stuhl. "Besser nicht. Er schien vorhin zornig genug zu sein – als wenn er dich erwürgen wollte. Ich dachte schon, er würde es versuchen, als er sich so vor dir aufbaute."
    Becca fiel wieder ein, dass ihr Herzschlag fast aus dem Takt geraten war, als der attraktive Ritter mit diesem unglaublichen Körper auf sie zugegangen war. Mit einem Gesichtsausdruck, als ob … als ob …
    Nun, sie hatte noch nie erlebt, dass ein Mann mit dieser Miene auf sie zugegangen war. "Nun gut, dann eben nicht. Dann werde ich ihn eben nicht fragen." Sie grinste Dobbin an. "Seinem Lächeln nach zu urteilen, würde es mich nicht überraschen, wenn er glaubt, dass er Laelia im Sturm erobern wird."
    "Ich hoffe nur, dass unser Lord nicht ärgerlich wird, wenn er hört, was du zu einem Ritter von King Henrys Hof gesagt hast."
    "Vermutlich wird er sich ärgern." Becca senkte das Kinn und ahmte den Herrscher von Throckton Castle nach. "Beachtet sie gar nicht, Sir Blaidd. Sie ist flatterhaft und närrisch – eben eine Frau, das ist alles."
    Dobbin schüttelte den Kopf. "Passt lieber auf, Mylady, oder Ihr werdet es noch mit Eurem Vater zu weit treiben – und was wird dann aus Ihnen?"

2. Kapitel
     
    Blaidd wartete in der großen Halle auf Lord Throckton, während Trev das Gepäck in das Gemach brachte, das sie teilen würden. Er stand mit dem Rücken zur wuchtigen Feuerstelle. Die Wärme war so wohltuend, dass er sich am liebsten geräkelt hätte.
    Seine Stimmung hob sich weiter, als er die Kammer in Augenschein nahm. Sie war größer und besser ausgestattet als erwartet. Alles wies auf den enormen persönlichen Wohlstand des Eigentümers der Burg hin. Beim Betreten des gepflasterten Hofes hatte er sich genau umgesehen. In dem großen Gebäude befand sich die Halle, daneben lag, den Fenstern nach zu urteilen, die Kapelle. Die Räumlichkeiten im oberen Stock der im Fachwerkstil erbauten Ställe dienten sicher als Baracken für die Krieger und als Unterkünfte für die Stallknechte. Blaidd vermutete, dass das zweistöckige Gebäude neben der Halle die Privatgemächer für die Familie und Wohnräume für weitere Bedienstete beherbergte. Die anderen Gebäude waren leicht zuzuordnen: Die Küche befand sich direkt neben der Halle, der große Schornstein war mit Luftschlitzen versehen, damit der Regen das Feuer unten nicht löschte. Auch die Schmiede grenzte an die Halle. Das Lagerhaus war ein riesiges kreisförmiges Gebäude, das vermutlich auch als Waffenkammer und als letzter Rückzugsort diente, falls die Mauern je fallen sollten.
    Das Burgverlies war Jahrzehnte alt, die Innenmauern ebenfalls. Blaidd schätzte, dass die Halle, die Kapelle, der
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