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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel
Autoren: Heather Killough-Walden
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    Juliette wich auf dem mächtigen Himmelbett langsam zurück, denn noch immer wollte sie einesteils flüchten. Aber der Engel grinste dreist, kam wie ein großer Kater über sie, geschmeidig und gefährlich, und sie gelangte nicht weit.
    Kraftvoll umfasste er ihre Handgelenke, ehe sie auch nur blinzeln konnte. Ihre Atemzüge beschleunigten sich, und sie starrte die starken Muskeln an seinen Armen und seiner Brust an. Dann schweifte ihr kühner Blick über seine glatte gebräunte Haut zu der Stelle, wo sein Körper in seiner aufgeknöpften Bluejeans verschwand.
    Ihr Mund fühlte sich heiß und trocken an. Wie rasend schlug ihr Herz. Ihre Hände bebten unter seinen, die sie wie Schraubstöcke umschlossen. Ringsum ragten die Wände des Schlosses empor, am Rand ihres Blickfelds, kahl und doch schützend, uralt und neu zugleich. Zerbröckelnde Grundmauern, verhüllt von Erinnerungen an die Gobelins und Wandleuchter, die sie einst geschmückt hatten.
    In dem gigantischen steinernen Kamin knisterten Flammen, die das Gemach des Herrschers wärmten, und von der See her strömte ein kalter Wind durch die leeren Fensteröffnungen herein und fegte durch den in Trümmern liegenden Raum.
    Das Schloss war ein Skelett, ein Gespenst, bis auf die Knochen entblößt, umgeben von den Erinnerungen an seine Vergangenheit.
    Der Engel jedoch war warm, kein Geist, sein Körper hart und beharrlich und sehr, sehr real. Jetzt senkte er den Kopf und betrachtete Juliettes schlanke Gestalt. Als er sich bewegte, sah sie wieder die großen schwarzsilbernen Flügel an seinem Rücken. Irisierend schimmerten die Federn in den Mondstrahlen, die durch die Fenster hereindrangen und den Schauplatz ihres heimlichen Liebesspiels erhellten.
    So schön, dachte sie geistesabwesend.
    Er begegnete ihrem Blick, und sie verlor sich im seltsamen Silberlicht seiner Augen. Sie glühen, dachte sie ehrfürchtig.
    Mit diesem Blick fesselte er sie an das Bett, beanspruchte sie, nahm sie in Besitz. Kein Mann auf der Welt hatte sie jemals so angesehen wie dieser Engel.
    Juliette spürte, wie sie errötete, wie ihre Wangen glühten, wie ihre Brüste anschwollen, wie der Stoff ihrer Bluse über die schmerzhaft verhärteten Brustwarzen rieb. Plötzlich fiel ihr das Atmen schwer. Sie wollte sich unter dem Engel aufbäumen, den Abstand zwischen den beiden Körpern überwinden und ihn berühren. Noch nie hatte sie sich etwas so brennend gewünscht.
    Endlos lange starrte er sie an, beobachtete sie, prägte sich ihren Anblick ein, schien sie mit seinen Augen zu verschlingen. Ihre Brust verengte sich. Das ertrug sie nicht, seine absolute Kontrolle über ihren Körper. Zwischen ihren Schenkeln fühlte sie eine feuchte Wärme. Hatte er das mit seiner Willenskraft bewirkt? Leise lachte er, als würde er ihre Gedanken erraten. Wie eine Liebkosung glitt sein Gelächter über ihre Haut, tief und köstlich lasterhaft. Sie erschauerte, schloss die Augen und bekämpfte den Drang, sich unter ihm zu winden. Fast hielt sie es nicht mehr aus. Fast hätte sie ihn angefleht, sie zu nehmen.
    Irgendetwas stimmt mit mir nicht, dachte sie. Das passte nicht zu ihr.
    Niemals gab sie sich leichtfertig hin. Sie besaß normalerweise einen eisernen Willen. Was war geschehen? Wieso hatte sie diesen Engel in ihr Bett gelassen? War sie ihm nicht eben erst begegnet?
    Nicht einmal seinen Namen kenne ich.
    Als sie seine weichen Lippen wie Schmetterlingsflügel auf ihren spürte, riss sie die Augen auf. Da hob er herausfordernd den Kopf und musterte sie wieder mit seinem übermenschlichen Blick. Kein Wort sagte er. Aber ein fast grausames Lächeln entblößte seine ebenmäßigen, schneeweißen Zähne, erschien ihr raubtierhaft in seinem viel zu attraktiven Gesicht. Und dann umfasste er ihre Handgelenke mit nur einer Hand. Mit der anderen packte er ihre Bluse.
    Der Stoff spannte sich, schabte über ihre empfindlichen Brustwarzen, und sie rang nach Luft. Langsam, beinahe bedrohlich, riss er die Knöpfe ab, einen nach dem anderen, und entblößte ihren Oberkörper.
    Jetzt stöhnte sie. Der Wind wehte über ihre nackte Haut, leckte hungrig an den Spitzen ihrer Brüste, die sich noch schmerzhafter aufrichteten.
    Er wird mich verschlingen, dachte sie, und es störte sie nicht.
    Anmutig senkte er seine Flügel an den Seiten des Betts herab, so dass die schwarzsilbernen Federn sie vor dem Wind schützten. Dann neigte er sich zu ihr, und sie spürte seinen heißen Atem – im intensiven Kontrast zu der Kälte – auf
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