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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel
Autoren: Heather Killough-Walden
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ihrer rechten Brust. Sie spannte sich an, wehrte sich gegen den Griff, der ihre Handgelenke fesselte. Doch der Engel hielt sie mühelos fest, seine Zunge streifte ihre Brustwarze. Schreiend zuckte Juliette zusammen, und wieder glitt sein Gelächter über ihre Haut wie ein sanftes Donnergrollen.
    »Bitte«, keuchte sie und wusste nicht einmal, worum sie flehte. Es war einfach zu viel. Zu sonderbar, zu perfekt. Engel durften Menschen nicht quälen, oder?
    Und dann sank er auf sie herab, presste seine harte Brust an ihren Busen, und ihr stockte der Atem. Aber er lenkte sie ab, indem er mit seiner freien Hand die Volants ihres Minirocks an ihrem schlanken Schenkel hochschob. Voller Sehnsucht stöhnte sie wieder, als er ihre Hinterbacken streichelte. Sie trug keinen Slip …
    An ihrem Ohr spürte sie seinen Atem, eine Gänsehaut am ganzen Körper. »Das tu ich doch gern«, flüsterte er, und seine Hand wanderte nach vorn.
     
    »… klappen Sie die Tische zurück und stellen Sie die Rückenlehnen senkrecht …«
    Als der Pilot die Landung ankündigte, schreckte Juliette aus ihrem Schlaf hoch. Der Mann an ihrer Seite warf ihr einen wissenden Blick zu. Zutiefst verlegen unterdrückte sie ein Seufzen und starrte aus dem Fenster. Ihr Spiegelbild starrte zurück – lange, dichte braune Locken, haselnussbraune Augen, in diesem Moment eher grün, gerötete Wangen und Lippen, Folgen ihres Traums.
    Nicht zum ersten Mal hatte sie von verfallenen Schlössern und gespenstischen Gestalten geträumt. In manchen Nächten wanderte sie über einen uralten schottischen Friedhof, dessen Grabsteine unleserlich, windschief, zum Teil gar umgefallen waren und zugleich frisch errichtet und jüngst behauen. In anderen Nächten ging sie durch ein Schloss, so wie in diesem letzten Traum. Lauter Ruinen – und trotzdem sah sie, wie sie einst ausgesehen hatten, als hielten sich in ihr hartnäckige Erinnerungen an ihren längst verblassten Glanz.
    Immer wieder geriet sie in solche Träume, die Vergangenheit und Gegenwart auf melancholische Weise vermischten. Das zählte zu den Gründen, die sie bewogen hatten, Anthropologie zu studieren. Geschichten aus der Vergangenheit faszinierten sie. Ja, sie schrien geradezu nach ihr.
    Aber in diesem Traum war zum ersten Mal ein Mann erschienen. Ein Engel.
    »Guten Tag, meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän.« Erneut erwachte die Sprechanlage zum Leben, Störgeräusche durchbrachen die Worte, Musikfetzen aus diversen Filmen, die im Jet liefen. Juliette sah sich um und beobachtete, wie Passagiere zusammenzuckten und hastig ihre Kopfhörer abnahmen. »Unsere bisherige Flugzeit beträgt sechs Stunden und achtunddreißig Minuten. In dreiundzwanzig Minuten werden wir Edinburgh erreichen. Ein kühler Märztag, einundvierzig Grad Fahrenheit, vier Grad Celsius, Nordwestwind, fünfzehn Meilen pro Stunde …«
    Juliette verdrängte die Stimme des Piloten aus ihrem Bewusstsein und betrachtete durch das Fenster die grünschwarze Landschaft. In letzter Zeit verreiste sie sehr oft. Während des Vorjahrs hatte sie in Australien dank eines Übersee-Forschungsprogramms studiert und Neuseeland besucht. Sie war zu beiden Küsten der USA geflogen. Jetzt würde sie mehrere Wochen in Schottland verbringen und an ihrer Dissertation arbeiten, finanziert durch ein Forschungsstipendium der Carnegie Mellon University in Pittsburgh.
    Aus zwei Gründen war Schottland für sie etwas Besonderes. Zum einen hatte sie schon als kleines Mädchen hierherkommen wollen, denn ihre Eltern stammten aus Schottland. Ihre Mutter war eine MacDonald, ihr Vater ein Anderson, und so lag ihr Schottland gewissermaßen im Blut.
    Der zweite Grund hing mit einer neuen Entwicklung zusammen. So oder so hatte sie ethnologische Studien auf den Äußeren Hebriden geplant, der Heimat ihrer Familie väterlicherseits, da hatte ihr Studienberater ihr erklärt, Samuel Lambent, der berühmte, reiche Medienmogul, würde ihr einen Deal anbieten. Er würde ihr ein beträchtliches Honorar und ihren verlängerten Aufenthalt zahlen, wenn er ihre Forschungsergebnisse für eine TV-Miniserie über die Legenden entlegener schottischer Gebiete verwenden dürfte.
    Völlig verblüfft hatte Juliette nicht einmal gefragt, warum Lambents Wahl ausgerechnet auf sie gefallen war, obwohl sich Studenten in aller Welt mit Schottland befassten und einige sicher fundiertere Kenntnisse besaßen.
    Nur zu gern nutzte sie diese einzigartige Chance. Aber natürlich stellte Lambent gewisse
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