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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert
Autoren: Laura Resnick
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wirklich sehr froh darüber, dass ich Golly nicht aus Versehen umgebracht habe – das dachte ich nämlich die ganze Zeit. Aber du bist eine wesentlich bessere Virtue, Esther. Ich wünschte, du könntest die Rolle übernehmen.« Er ächzte und schüttelte den Kopf. »Aber Matilda wollte die Rolle unbedingt mit einem jungen Popstar besetzen.«
    »Was soll’s. Meine große Stunde wird schon noch kommen«, erwiderte ich.
    »Bestimmt.«
    Überrascht merkte ich, dass ich Joe irgendwie mochte. Wenn nicht dieser ganze Druck auf ihm lastete, war er kein Nervenbündel von Magier, sondern ein netter, ganz normaler Typ.
    Plötzlich sprang Whoopsy mit entsetztem Gesicht auf. »Die Cops!«
    Ich folgte seinem Blick zum Eingang und mein Herz setzte einen Schlag lang aus. Lopez stand dort und zeigte dem Mädchen im Grufti-Look gerade seine Dienstmarke, weil es ihm den Durchgang versperrte. Er trug seine Arbeitskleidung: grauer Anzug, weißes Hemd, dunkelblaue Krawatte. Als er seine Marke wegsteckte und sich das Jackett für einen Moment öffnete, blitzte darunter kurz seine Waffe im Halfter. Lopez suchte mit den Augen den Raum ab. Als er Max entdeckte, runzelte er nur die Stirn, doch als er die interessant gekleideten (oder eher unbekleideten) Darsteller in unserer feierlichen Runde sah, zog er irritiert die Brauen hoch. Dann trafen sich unsere Blicke, und er blieb reglos stehen.
    Er sah müde aus, verwirrt und ein bisschen besorgt … und unheimlich attraktiv. Plötzlich wurde mir klar: Wenn Avorapek entkommen wäre, hätte Lopez womöglich gefressen werden können. Er hätte nicht mehr in diesem anmutigen Gang auf mich zukommen können. Während sich Lopez dem Tisch näherte, an dem ich mit Max saß, musterte er mich. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie ich vermutlich aussah. Ich hatte mit einem verrückten Magier gekämpft, war beinahe geopfert worden, unsanft mit einem Dämon kollidiert, wäre fast in Wasser von höchst fragwürdigem Ursprung ertrunken und war zweimal in einer Nacht transloziert. Wir blickten uns an.
    Dann fragte er sichtlich besorgt: »Geht es Ihnen gut?«
    »Jetzt ja.« Ich lächelte ihn an. »Wie haben Sie hergefunden?«
    »Es war ein bisschen schwieriger, als ich dachte – ich frage mich nur, wie Gäste diesen Laden entdecken?« Er zuckte mit den Schultern. »Aber ich bin ein Cop und gut darin, etwas zu finden.«
    »Ich bin froh, dass Sie hergekommen sind.«
    Als Khyber hinter Lopez trat, unter dem Vorwand auf der Suche nach Getränken zu sein, hob er den Daumen und formte mit den Lippen die Worte:
Er ist scharf.
    »Als ich unten eintraf, wurde gerade ein kleiner Transporter abgeschleppt, der herrenlos mitten auf der Straße stand«, sagte Lopez zu mir. »Ich nehme mal an, Sie wissen nichts darüber?«
    »Ups.« Das musste ich unbedingt Barclay erzählen. Aber erst einmal wechselte ich das Thema. »Sind Sie noch im Dienst?«
    Er sah sich mit skeptischer Miene um. »Ich bin nicht sicher.« Dann erstarrte er. »Ist das Golly Gee?«
    »Wie bitte? Ach so, ja. Und dort drüben, das ist Clarisse Staunton.«
    Er sah mich prüfend an. »Die beiden sind wieder da?«
    »Ja.«
    »Wo waren sie?«
    »Sie können sie ja fragen«, erwiderte ich. »Aber ich bezweifle, dass Sie die Antwort glauben werden.«
    »Und wo ist Hieronymus?«
    »Hiero…« Ich runzelte die Stirn. »Ähm …«
    »Als ich vor einer Weile aufs Revier kam, sagte man mir, sie hätten panisch angerufen. Offenbar wollten Sie erstens, dass ich herkomme, und zweitens …« – Lopez breitete die Arme aus und zuckte erneut mit den Schultern – »… dass ich einen gewissen Hieronymus – Künstlername Phil Hohenheim – daran hindere, jemanden verschwinden zu lassen.«
    Ich starrte in meinen Plastikbecher. »Oh, er ist nie aufgetaucht.«
    »Esther, wo ist er?«
    Ich sah an die Decke. »Wer weiß?«
    Er seufzte. »Mir wurde gesagt, Sie wären am Telefon völlig außer sich gewesen. Es war auch noch die Rede von einer Entführung und –«
    »Am besten ignorieren Sie das alles. Ich hatte zu viel Kaffee getrunken.«
    »Sie wollen mir also nicht erzählen, was los ist?«
    »Es ist alles wieder in Ordnung«, versicherte ich ihm.
    »Ich frage besser nicht, was das bedeutet – allein die Vorstellung macht mir Angst.« Er sah sich im Raum um. »Ist die Frau dort drüben Dorothy Mertz?«
    »Wer?«
    »Dolly, das tanzende Cowgirl?«
    »Ja.« Er hatte sich also heute weiter mit dem Fall beschäftigt. Ein Mann, der zu seinem Wort steht, dachte ich. »Und
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