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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert
Autoren: Laura Resnick
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sich klugerweise hinter Max.
    »Max!«, drängte ich.
    »Pst!«, zischte Lysander.
    Max fuhr fort mit seinen Sprechgesängen. Der Dämon war nur noch etwas mehr als eine Armlänge von uns entfernt.
    »Dr. Zadok!«,
schrie Dixie.
    Max zog eine schmale Glasampulle aus seiner Tasche, hielt sie in die Höhe und murmelte weiter seine Zauberformel. Avorapek griff nach ihm.
    »Max!«
    Da schleuderte der alte Zauberer die Ampulle auf den Boden. Klirrend zerbrach das Glas. Ein rosafarbener Nebel stieg auf und wirbelte um die Füße des Dämons. Avorapek, der gerade Max’ Kehle packen wollte, hielt inne. Sein grausiges Maul klaffte auf und Geifer tropfte auf den Boden.
    »Das ist ja ekelhaft!«, erklang Gollys Stimme aus einer Ecke, in die sie sich verdrückt hatte. Es war das erste Mal, dass sie mir auffiel, seit der Dämon aufgetaucht war. Vermutlich hatte sie die ganze Zeit über dort gehockt.
    Ein gurgelndes Geräusch entwich dem Dämon. Er hob den Kopf, streckte die Arme aus und wurde steif wie ein Brett. Und dann stand er einfach nur da. Regungslos. Nur das Gurgeln drang weiterhin aus seinem Rachen.
    Es dauerte einen Moment lang, bis ich mich daran erinnerte, zu atmen. Ohne den Blick von dem Dämon zu wenden, fragte ich: »Ist er tot?«
    »Nein. Und er ist auch nicht lange außer Gefecht gesetzt«, antwortete Max. »Deshalb müssen wir handeln!«
    »Handeln? Aber wie?«
    »Thu thpät!«, rief eine vertraute Stimme – eine, die ich mit jeder Faser meines Körpers verabscheute.
    Hieronymus stand im Durchgang. Er war zerschrammt, blutig und zerzaust. Sein gebeugter Gang ließ ahnen, dass der Verlust seiner sogenannten Reinheit äußerst schmerzhaft gewesen sein musste.
    »
Ihn
kann Ihre Barriere vermutlich auch nicht draußen halten, oder?«, fragte ich Lysander.
    »Ich frage mich, was da schiefgelaufen ist«, erwiderte er nachdenklich.
    »Thu thpät«, wiederholte Hieronymus. »Ich werde euch arre kriegen! Ihr könnt mir nicht entkommen!«
    »Woher hast du denn den abgedroschenen Spruch?«, fragte ich.
    »Lass uns das zu Ende bringen wie ehrbare Männer«, sagte Max ruhig. »Du weißt, was jetzt unweigerlich geschehen wird. Weshalb andere verletzen? Es ist vorbei, mein Sohn.«
    »Ith eth nicht! Nicht bevor
ich
eth beende!« Hieronymus’ blutige Lippen verzogen sich zu einem teuflischen Grinsen. »Wath war noch greich dein schwächthteth Erement? Ach ja, jeth färrt eth mir wieder ein …«
    Er breitete die Arme aus, und plötzlich ging der ganze Raum in Flammen auf. Alice heulte und kam auf mich zugesprungen. Ihr Gewicht stieß mich gegen Avorapek, der daraufhin umkippte und gurgelnd, aber reglos liegen blieb. Dolly kreischte und versuchte das Feuer auszutreten, das sich an der Schleppe von Sarahs Abendkleid entlangfraß. Golly war in ihrer Ecke von Flammen eingeschlossen und schrie.
    Max hob ebenfalls die Arme und rief etwas auf Latein. Daraufhin strömte Wasser durch alle Risse und Spalten in der Decke. Mit einer Handbewegung übernahm er die Kontrolle über das Wasser, das an der hinteren Wand hinunterlief und den Geiseln als Trinkwasser gedient hatte. Mit Gesten und Gesang dirigierte er es wie einen Feuerwehrschlauch und löschte damit die Flammen. Als Golly vom Wasserstrahl erfasst wurde, schrie sie noch lauter. Alice lief wie wahnsinnig im Raum hin und her und versuchte, sowohl dem Feuer als auch dem Wasser zu entkommen. Sarah rief den Tiger beim Namen, um ihn zu beruhigen, Dolly, Dixie und Clarisse klammerten sich einfach nur aneinander.
    Hieronymus heulte auf und hob die Arme, als wolle er Max’ Maßnahme parieren. Doch Lysander schrie: »Nein!« Er streckte einen Finger in die Luft, und Hieronymus flog nach hinten, als hätte ihm ein Schwergewichtsboxer einen Kinnhaken verpasst.
    »Wow!«, kommentierte ich.
    Max stapfte durch den aufsteigenden Dampf und das Wasser, das nahezu alle bedeckte, bis er vor dem auf dem Boden liegenden, keuchenden Hieronymus stand. »Ein ansehnlicher Versuch«, sagte er. »Feuer ist tatsächlich mein schwächstes Element. Glücklicherweise funktioniert Wasser als Gegenmaßnahme fast immer hervorragend.«
    »Hör auf, dich zu brüthten«, sagte Hieronymus verbittert. »Tu eth einfach.«
    »Ich helfe dir dabei«, sagte Lysander und ging hinüber zu Max.
    »Was haben die beiden vor?«, fragte Dixie.
    »Keine Ahnung«, erwiderte ich.
    Die beiden Magier senkten die Köpfe und sprachen wie aus einem Mund einen Zauberspruch. Hieronymus’ Augen wurden glasig und er begann zu keuchen. Als
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