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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert
Autoren: Laura Resnick
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die beiden ihre Stimmen erhoben, biss er die Zähne zusammen und gab sonderbare Geräusche von sich. Sein Körper vibrierte, als würde er sich auflösen. Im letzten Moment schrie Hieronymus: »Nein!
Neiiin …
« Es war ein verzweifelter Schrei. Ein Flehen um Gnade, für die es viel zu spät war.
    Und dann war er verschwunden. Einfach so.
    Ganz in meiner Nähe hörte ich ein Zischen. Ich blickte hinunter und sah, dass sich Avorapek ebenfalls auflöste. Nur ein schwacher rosafarbener Nebel blieb an der Stelle, an der er eben noch gelegen hatte.
    »Ah!«, sagte Lysander. »Ausgezeichnet! Gute Arbeit, Max.«
    »Aber was haben Sie eigentlich gemacht?«, fragte ich und betrachtete die rosafarbene Wolke, während Max zu mir geschlendert kam.
    »Mit Avolapek?« Er blickte ebenfalls auf den sich verteilenden Nebel. »Das war ein alchemistisches Rezept zur Neutralisation. Ich bereitete es vor, sobald mir klargeworden war, dass wir es mit einem Fall von ritueller Opferung zu tun haben. Meistens kann es den beschworenen Dämon für kurze Zeit außer Gefecht setzen. Seine Wirkung ist begrenzt, funktioniert aber dafür bei völlig unterschiedlichen Phänomenen.«
    »Bei Avorapek hat es offenbar sehr gut gewirkt«, sagte ich und deutete auf die letzten Nebelreste.
    »Nein, Avorapek war nur betäubt und hätte sich bald erholt. Aber da es uns gelungen ist, den Beschwörer rechtzeitig zu bannen, ist der Dämon wieder in seine ursprüngliche, primitive Wesensform zurückgekehrt.«
    »Der Dämon ist nicht tot?«, fragte Samson enttäuscht.
    »Leider nein. Unter den gegebenen Umständen war ich nicht in der Lage, die nötigen Mittel herbeizuschaffen, um einen Dämon zu beseitigen.«
    »Sie haben das trotzdem sehr gut gemacht, Dr. Zadok«, versicherte Dixie.
    »Unbedingt«, schloss sich Dolly an. »Wer auch immer Sie sind, wenn Sie nicht gewesen wären, hätte uns der Dämon zum Abendessen vertilgt.«
    »Ich bin hier, um zu helfen«, antwortete Max und strahlte die anderen an.
    »Einen Moment«, sagte ich. »Wie haben Sie den Beschwörer des Dämons gebannt? Ich meine … wohin ist Hieronymus verschwunden?«
    Lysander, der offenbar der Meinung war, dass sich unsere Dankbarkeit lange genug auf Max konzentriert hatte, sagte: »Um Ihre erste Frage zu beantworten: durch Auflösung.«
    »Er hat sich aufgelöst?« Mein Blick begegnete dem von Max.
Etwas, das dem Tod sehr nahe kommt.
    »Mein niederträchtiger junger Assistent ist jetzt eins mit dem Kosmos«, bestätigte Max.
    »Und für immer neutralisiert«, fügte Lysander hinzu.
    »Gott sei Dank«, seufzte Golly. »Dieser Typ war ein richtiger Scheißkerl!«
    Alice, die noch immer in ihrer Ecke hockte und wachsam nach weiteren Störfaktoren Ausschau hielt, knurrte.
    »Wir müssen hier raus«, bemerkte Sarah.
    »Natürlich«, sagte Max zustimmend.
    »Aber wie?«, fragte Dolly.
    »Lysander, wenn du mir bitte assistieren könntest?«
    Wir folgten den Anweisungen der beiden, stellten uns in einem Kreis auf und fassten uns an den Händen. Da sich Alice innerhalb des Kreises befinden musste, um nicht zurückzubleiben, war das eine nervenaufreibende Angelegenheit. Wir schlossen die Augen, konzentrierten uns alle darauf, an die Erdoberfläche zurückzukehren – vorrangig ins Magic Cabaret, wo wir sehnsüchtig erwartet wurden – und lauschten Max’ und Lysanders Zauberspruch.
    Die Rückkehr war genauso unangenehm wie die Hinreise. Aber dieses Mal wussten wir wenigstens, dass es nach Hause ging.
     
    »Ja«, sagte Goudini in sein Handy. »Ich habe sie in der Damentoilette eingesperrt, und wir haben ihr fürs Erste fünf Pfund Roastbeef hineingeworfen. Uns wird also nichts passieren, bis Sie mit dem Betäubungsmittel und ihrem Käfig hier sind … Was? Ja. Gut, in Ordnung. Ich werde warten. Und, äh … Sarah auch.«
    Zu wissen, dass sich Alice hinter einer verschlossenen Tür befand, wurde nur noch von der Vorstellung übertroffen, wie Hieronymus durch den Weltraum schwirrte – in sämtliche Atome zerlegt und für immer neutralisiert. Der Alptraum war endlich vorbei!
    Ich hob meinen mit Bier gefüllten Plastikbecher und brachte einen Trinkspruch aus. »Auf unseren Retter, Dr. Maximillian Zadok!«
    »Auf Max!«
    »Auf Dr. Zadok!«
    »Auf meinen Helden!«
    »Aber nein, nicht doch.« Max strahlte. »Ich habe nur meine Pflicht getan.«
    »Und ich war auch noch da«, erinnerte uns Lysander, »und habe das Böse bekämpft. Wie es auch
meine
Pflicht ist.«
    Unser plötzliches Wiederauftauchen
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